- 15.09.2011, 11:21:38
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Sima/Angerer: 30 Millionen- Kanal-Maßnahmenpaket für Simmering
Speicherkapazität für 80 Millionen Liter Regenwasser
Wien (OTS) - Ein umfassendes Kanal-Maßnahmenpaket in der Höhe von
30 Millionen Euro präsentierten heute, Donnerstag, Umweltstadträtin
Ulli Sima und Bezirksvorsteherin Renate Angerer für Simmering: Es
werden Speicher für Starkregenereignisse geschaffen, bei denen
Simmering als topgrafisch tiefster Punkt der Stadt, immer wieder
massiv betroffen ist. "Wien reagiert damit auch auf die Folgen des
längst auch bei uns spürbaren Klimawandels, der extreme
Wetterkapriolen und Starkregenereignisse mit sich bringt", so
Umweltstadträtin Ulli Sima. Kein Kanalnetz der Welt kann ein
hundertjährliches Regenereignis bewältigen, doch Wien Kanal arbeitet
laufend - auch international vernetzt - an weiteren Optimierungen des
Kanalsystems. Faktum ist, dass in den Kanälen in Wien schon heute zu
rund 95 % Regenwasser transportiert wird und nur zu einem geringen
Anteil Schmutzwasser.
Stauraum für 80 Millionen Liter Regenwasser in und um Simmering
In einem Zusammenspiel großer Speicher sollen in und um Simmering
künftig die Wassermassen bei Regenwetter zurückgehalten werden.
Insgesamt wird dafür in den kommenden drei bis vier Jahren rund 55
Millionen Liter Speichervolumen in drei Etappen geschaffen. Die
Gesamtkosten für die Speicherbauwerke betragen 30 Millionen Euro.
Gemeinsam mit den bereits aktivierten Stauräumen im Liesingtal stehen
nach Fertigstellung der einzelnen Maßnahmen rund 80 Millionen Liter
Speicherkapazität zur Verfügung. Das entspricht der Wassermenge von
50 Mehrzweckbecken in der Größe des Simmeringer Freibades.
Speicherbecken Simmering unter dem Sportplatz
Ein neues Speicherbecken und zwei Transportkanäle sind notwendig,
um im Verbund mit dem bestehenden Kanalnetz zukünftig
Starkregenereignisse vor Simmering abzufedern. Die größte Etappe
stellt dabei die Errichtung des Speicherbeckens Simmering mit den
beiden Transportkanälen "Unter der Kirche" und "Florian-
Hedorfer-Straße" beziehungsweise "Lindenbauergasse" dar. Als Standort
für den Speicher haben die Kanalplaner mit dem Sportplatz in der
"Haidestraße 10" den idealen Standort gefunden. Gilt es doch, an
einem topografischen Tiefpunkt des Bezirkes das 120 Meter lange, 45
Meter breite und 4 Meter tiefe Becken unterzubringen. Unmittelbar
unter dem Hauptspielfeld werden bei Regenwetter bis zu 22,5 Millionen
Liter Wasser zwischengespeichert.
Um das Becken nach einem Regenereignis zu entleeren und wieder
vorzuhalten, sorgen zwei Pumpen für eine rasche Entleerung. Mit einer
Förderleistung von 300 Liter pro Sekunde ist das Becken bereits nach
rund 20 Stunden für den nächsten Starkregen bereit.
Die beiden neuen Transportkanäle, die das Speicherbecken dotieren,
verfügen mit einem Durchmesser von zwei Meter und einer Länge von
zwei Kilometer über ein zusätzliches Fassungsvermögen von sechs
Millionen Liter Regenwasser. Die Kanäle verlaufen dabei quer durch
Simmering. Um überhaupt Platz im verbauten Gebiet zu schaffen, müssen
zahlreiche Einbauten umgelegt werden. Die eigentlichen
Kanalbauarbeiten werden unterirdisch, also möglichst aufgrabungsfrei,
hergestellt. Die Planungen werden 2012 abgeschlossen, die Bauarbeiten
beginnen 2013 und werden rund zwei Jahre dauern. Die Gesamtkosten für
diesen Stauabschnitt betragen rund 24 Millionen Euro.
"Wir setzen große Erwartungen in den Maßnahmenkatalog von Wien
Kanal", so die Simmeringer Bezirksvorsteherin Renate Angerer: "Vor
allem das Speicherbecken unter dem Sportplatz in der Haidestraße und
die beiden Transportkanäle sind enorm wichtig für den
Überflutungsschutz in Simmering. Besonders erfreulich sind natürlich
auch die Synergien, die sich mit der Standortwahl am Sportplatz
ergeben."
Sportplatz wird im Zuge der Kanalbauarbeiten saniert
Denn im Zuge der Baumaßnahmen wird auch der Sportplatz saniert.
Das Hauptspielfeld erhält einen neuen Kunstrasen, das kleinere
Spielfeld einen Naturrasen. Nicht nur dadurch erstrahlt die Anlage in
neuem Licht. Auch eine moderne Flutlichtanlage sorgt für ideale
Spielbedingungen bei jeder Jahres- und Tageszeit.
Speicherbecken Blumental für 3000 Liter pro Sekunde
Insgesamt 20 Quadratkilometer und drei Bezirke umfasst das
Betrachtungsgebiet zum Überflutungsschutz für Simmering. Das
Liesingtal spielt dabei eine bedeutende Rolle, fließen doch von dort
bei Niederschlägen große Mengen an Mischwasser zur Hauptkläranlage
nach Simmering. Deshalb war es den Technikern von Wien Kanal wichtig,
auch an der "Quelle" Maßnahmen zur Retention zu treffen. Hier bot
sich die Nutzung der ehemaligen Kläranlage Blumental im 23. Bezirk
als Speicherbecken hervorragend an. Die beiden Rundbecken der
ehemaligen Kläranlage verfügen über ein Fassungsvermögen von acht
Millionen Liter, die der ehemaligen Nachklärbecken über zwölf
Millionen Liter. Insgesamt 20 Millionen Liter Speichervolumen werden
damit in die Speicherkette eingebunden und können im Regenwetterfall
mit 3.000 Liter pro Sekunde befüllt werden. Dadurch kann das
Kanalnetz in Simmering im Fall von Starkregenereignissen erheblich
entlastet und der Schutz gegen Überflutungen erhöht werden. Mit den
Arbeiten soll noch heuer im Dezember begonnen werden, die Bauzeit
beträgt rund sieben Monate. Die voraussichtlichen Kosten belaufen
sich auf 3,5 Millionen Euro.
Bisherige Maßnahmen zeigten Wirkung
Im vergangenen Jahr hat Wien Kanal weitere wichtige Bausteine zur
Optimierung des Überflutungsschutzes in Simmering abgeschlossen. So
zum Beispiel den Ausbau des Schmutzwasserpumpwerks Kaiserebersdorf,
das mit einer zusätzlichen Schneckenpumpe ausgerüstet wurde. Damit
können bis zu 6.700 Liter Abwasser pro Sekunde, um 1.300 Liter mehr
als bisher, zur ebswien hauptkläranlage gepumpt und einer Reinigung
zugeführt werden. Die Entlastungsmöglichkeit über das
Regenwasser-Hebewerk Kaiserebersdorf wurde ebenfalls gesteigert. Um
das Abflussvermögen aus Simmering im Falle eines Extremereignisses zu
steigern, wurde die Förderleistung um 4.000 Liter pro Sekunde auf
16.000 Liter pro Sekunde erhöht.
Überflutungsschutz über die Bezirksgrenzen hinaus
"Mit dem Maßnahmenpaket erreichen wir auch im Liesingtal einen
verbesserten Überflutungsschutz aus dem Kanalnetz", erklärt Wien
Kanal-Direktor Andreas Ilmer die weitreichenden Eingriffe. Der
Liesingtal-Entlastungskanal schließt im Bereich der Klederinger
Brücke an den bestehenden Liesingtal-Sammelkanal an und führt
stromaufwärts bis zur ehemaligen Kläranlage Blumental. Der
Stauraumkanal ist 5,3 Kilometer lang und auf die gesamte Länge mit
einem Durchmesser von 2,4 Meter ausgestattet. Über Trennbauwerke sind
die im Einzugsgebiet liegenden Regenwasserkanäle des 10. und 11.
Bezirkes an den Liesingtal Entlastungskanal angeschlossen.
Bei einem Regenereignis kann der Liesingtal Entlastungskanal mit
Hilfe von zehn Regulierbauwerken in eine kaskadenförmige
Stauraumkette unterteilt und damit eine Stauraumkapazität von ca. 17
Millionen Liter aktiviert werden. Bei einem herkömmlichen
Regenereignis wird die Stauraumkette in erster Linie genutzt, um den
aus den Regenwasserkanälen kommenden Spülstoß aufzufangen und nach
dem Niederschlagsereignis einer Reinigung durch die ebswien
hauptkläranlage zuzuführen. Bei Extremereignissen werden die
Trennbauwerke jedoch unmittelbar verschlossen. Der Liesingtal
Entlastungskanal steht dann mit seiner gesamten Stauraumkapazität zur
Rückhaltung der aus dem Bereich Blumental ankommenden Mischwässer zur
Verfügung.
"Die Gesamtheit der Maßnahmen stellt sicher, dass der Zulauf aus
den umliegenden Gebieten nach Simmering für zirka zwei Stunden
zurückgehalten werden kann. Trotz all dieser Anstrengungen und
zukunftsweisenden Maßnahmen kann man sich jedoch nicht in
hundertprozentiger Sicherheit wiegen. Denn auch das
Jahrhundertereignis vom 13. August 2010 hätte nicht zur Gänze
verhindert werden können", betont Ilmer.
Selbstschutz gegen Überflutungen
Neben allen Maßnahmen der Stadt sind auch Hauseigentümer
gefordert, ihre Hauskanalisation auf fachgerechte Ausführung und
ordentliche Funktion zu überprüfen. Denn nur ein ordnungsgemäß
funktionierender Hauskanal kann im Fall der Fälle einen Keller vor
Überflutungen schützen. Wien Kanal sendet dazu jährlich ein
Informationsblatt an alle Hauseigentümer aus. Das Infoblatt ist auch
auf der Homepage von Wien Kanal unter
http://www.wien.gv.at/umwelt/kanal/ueberflutungen.html abrufbar.
Wien Kanal - Die Abwasserprofis
Mit einem Kanalnetz von mehr als 2.400 Kilometer Länge ist Wien
Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird etwa eine
halbe Milliarde Liter Abwasser sicher und umweltgerecht zur ebswien
hauptkläranlage in Simmering transportiert. Rund 500 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sorgen dafür, das Kanalnetz funktionsfähig und sauber
zu halten. So wird zum Beispiel täglich 15 Tonnen abgelagertes
Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu
garantieren. Rund 99 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das
städtische Kanalnetz angeschlossen. Trotzdem wächst das Wiener
Kanalnetz jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als 700
Kanalbaustellen werden jährlich zur Erhaltung und Reparatur des
öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt.
Wien Kanal bietet Interessierten auch die Möglichkeit selbst in
die Wiener Unterwelt einzutauchen. Von Mai bis Oktober gibt es am
Karlsplatz den Einstieg auf den Spuren des "Dritten Mannes". Nähere
Infos dazu finden Sie unter www.drittemanntour.at.
Rückfragehinweis:
Mag.a Anita Voraberger Mediensprecherin Umweltstadträtin Maga Ulli Sima Tel.: +43 1 4000 81353 Mobil: +43 664 1658655 E-Mail: anita.voraberger@wien.gv.at www.ullisima.at Ing. Josef Gottschall Leiter der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit Wien Kanal 3., Modecenterstraße 14c Tel.: +43 1 4000 30021 Mobil: +43 676 8118 30021
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