• 18.08.2011, 18:15:31
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Ein Sumpf, der trockengelegt werden muss - von Günter Fritz

Warum ist in der Telekom-Affäre jahrelang nichts passiert?

Wien (OTS) - Die legendären Worte von Rudolf Kirchschläger über
die "sauren Wiesen, die in Österreich trockengelegt werden müssen",
haben auch noch nach Jahrzehnten Gültigkeit - nur, dass daraus
mittlerweile Sümpfe geworden sind, die noch dazu gehäuft auftreten.
Korruption, Untreue, fahrlässige Krida, Bilanzfälschung,
Aktienkursmanipulation - eine Liste von Vergehen, die sich beliebig
fortsetzen ließe und an die sich die Öffentlichkeit beinahe schon
gewöhnt hat. Fast hat man den Eindruck, die Zeiten würden schlechter
als besser. Das liegt vor allem daran, dass oft ewig zugeschaut wird,
bevor gehandelt wird und die Justiz aktiv wird - oder manchmal auch
nicht.

Die Affäre rund um die Telekom Austria ist so ein Beispiel, bei dem
sieben Jahre lang hartnäckig Gerüchte kursierten über etwaige
Ungereimtheiten bei Millionen-Boni fürs Management oder mutmaßliche
Unkorrektheiten bei Immobilien-Deals. Passiert ist aber nichts. Bei
den Kursmachinationen, bei denen zumindest die Ex-Top-Manager Rudolf
Fischer und Gernot Schieszler eine zentrale Rolle gespielt haben
sollen, gab es zwar mediale Aufregung; Wiener Börse und FMA konnten
aber keine Hinweise entdecken. Peter Michaelis, langjähriger
ÖIAG-Chef und Telekom-Eigentümervertreter, und die Aufsichtsräte
reagierten ebenfalls nicht. Im Immo-Geschäft mit Ex-ÖBB-Chef Martin
Huber, in dem auch der Name Fischer gefallen sein soll, wurde das
Verfahren inzwischen eingestellt. Jetzt dürfte es wieder aufgenommen
werden, was auch der Hartnäckigkeit der Grünen-Abgeordneten Gabriela
Moser zu verdanken ist.

Der aktuelle Telekom-Chef Hannes Ametsreiter wurde aktiv, als die
Ungereimtheiten in Zusammenhang mit der Causa Hochegger immer
auffälliger wurden. Spät aber doch setzte er Schritte zur Aufklärung.
Ein Schönheitsfehler ist, dass er selbst zu den Profiteuren der
Kursmanipulationen gehört. Es bleibt die Frage, warum jahrelang
nichts passiert ist - vielleicht, weil der Einfluss von
schwarz-blauen Regierungsvertretern bei einem staatsnahen Unternehmen
eine Rolle gespielt hat?

Am Ende soll nicht der Hinweis vergessen werden, dass für die
genannten Personen selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt
-auch für die Kontrollorgane, die über die Ungereimtheiten
hinweggesehen haben - wobei bei Letzteren möglicherweise eher die
Unfähigkeitsvermutung im Raum steht.

Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at

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