- 25.02.2011, 12:45:19
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Brennpunkt Bildgebung: Demenzerkrankungen bald vorhersehbar?
Österreichische Spezialisten im Fokus anlässlich des kommenden Europäischen Radiologenkongresses.
Wien (OTS) - Im Jahr 2009 waren in Österreich circa 95.000
Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen, Experten gehen aber
von einer deutlich höheren Zahl um die 200.000 Betroffenen aus. Noch
beunruhigender ist allerdings, dass bis 2050 mit einem Anstieg der
Betroffenenzahlen auf rund 290.000 Personen gerechnet wird, was mit
einer Neuerkrankungsrate von circa 75.000 Patienten pro Jahr
einhergehen würde.
Die häufigste Demenzform stellt die Alzheimer-Demenz dar (60-80%),
gefolgt von der vaskulären Demenz (10-25%), die in Folge von
Durchblutungsstörungen z.B. nach Schlaganfällen vorkommt, und der
Demenz nach Lewykörperchen (7-25%), die in Verbindung mit der
Parkinsonkrankheit auftritt.
Die Forschung befasst sich derzeit schon mit Methoden, wie man
Demenzen schon vor Auftreten der ersten Symptome feststellen kann -
hierzu dienen radiologische Verfahren, bei denen die Gehirnsubstanz
unter die Lupe genommen wird.
Klare Risikogruppen für Demenzerkrankungen
Laut Professor Dr. Michael Schocke, leitender Oberarzt und
stellvertretender Direktor an der Universitätsklinik für Radiologie
in Innsbruck, gibt es eine klare Risikogruppe für Demenzerkrankungen:
"Das Alter stellt den größten Risikofaktor für eine demenzielle
Erkrankung dar. Das Risiko an einer Demenz zu erkranken liegt bei der
gesunden Bevölkerung über dem 65. Lebensjahr bei etwa 2% pro Jahr.
Andere wichtige Faktoren sind beispielsweise kardiovaskuläre
Erkrankungen, wie Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht, schwere
Grunderkrankungen wie die Parkinson Erkrankung, sowie Rauchen,
Fehlernährung und erhöhter Alkoholkonsum".
Morbus Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz
Morbus Alzheimer unterscheidet sich von anderen Formen der Demenz vor
allem dadurch, dass es sich um eine primär neurodegenerative
Erkrankung handelt, die mit dem Verfall des Nervensystems einhergeht
und nicht sekundär durch das Bestehen anderer Erkrankungen ausgelöst
wird.
Alzheimer ist gekennzeichnet durch einen langsamen aber progressiven
Verlauf, mit dem kognitive Symptome (wie z.B. einer verminderten
Merkfähigkeit und Gedächtnisleistung, einem reduzierten abstrakten
Denk- sowie Urteilsvermögen) und Störungen der Sprache, der
Konzentration und der Orientierung verbunden sind.
"Ganz typisch für die Demenz des Alzheimer-Typs ist auch eine Abnahme
der grauen Hirnsubstanz und eine Ablagerung von Beta-Amyloid- und
Tau-Proteinen im Gehirn, welches mittels radiologischen
Untersuchungen nachgewiesen werden kann", erklärt der Radiologe.
Beta-Amyloid (auch ß-Amyloid), ist ein Protein, das zentrale
Funktionen bei der Informationsverarbeitung im Gehirn einnimmt und im
normalen Stoffwechsel kontinuierlich erzeugt wird. Ebenso wie beim
Tau-Protein ist aber eine Ablagerung des Proteins höchst
problematisch, da es in abgelagerter Form eine neurotoxische Wirkung
hat.
Mittels radiologischer Methoden kann Demenz prognostiziert werden
Eine sehr gute Basisuntersuchung zur Abklärung von Demenzerkrankungen
ist die Magnetresonanz-Tomographie (MRT). Bei der sogenannten
"Voxel-basierten Morphometrie (VBM)" werden dreidimensionale
MR-Bilder des Gehirns auf eine einheitliche Größe gebracht und dann
auf die Verteilung von grauer und weißer Gehirnsubstanz untersucht.
Der Vorteil dieser Methode ist es, dass große Mengen an Aufnahmen
nahezu automatisiert miteinander verglichen werden können. Die VBM
ist dadurch in der Lage, spezifische Muster zu erkennen, die auf eine
bevorstehende Demenzerkrankung hindeuten.
Eine weitere radiologische Untersuchungsmethode bei
Demenzerkrankungen ist die sogenannte "Diffusionstensor-Bildgebung",
die mittels MRT die Bewegung von Wasserstoffprotonen im Gehirn
verfolgt, deren Verhalten auf Grund der komplizierten Architektur der
Nervenfasern grundsätzlich eingeschränkt ist. Falls Nervenzellen aber
durch neurodegenerative Erkrankungen geschädigt sind, kommt es zu
einem charakteristischen Fremdverhalten dieser Protonen. Auch
Eisenablagerungen, die mit verschiedenen Formen von Neurodegeneration
assoziiert werden, können mit diesem Verfahren nachgewiesen werden.
Vorsorge der Zukunft durch PET?
Intensiv geforscht wird zurzeit an den Möglichkeiten der molekularen
Bildgebung, mit Hilfe derer es möglich ist, Ablagerungen von
ß-Alymoid im Gehirn festzustellen und ein Demenzrisiko bereits im
Vorfeld zu prognostizieren. Eine kürzlich veröffentlichte Studie
zeigt, dass sich mittels PET (Positronen-Emissions-Tomographie),
einem radiologischen Verfahren, welches durch radioaktive Marker die
Funktionsweise von Organen aufzeigt, die Ablagerungen im Gehirn
aufspüren lassen. "Für eine Vorsorge mittels PET-Scan stehen aber in
Österreich noch zu wenige Geräte zur Verfügung", so der Experte.
Früherkennung durch MRT in Österreich realistisch
Für eine Alzheimer Vorsorge mittels MRT, die sich an der Ablagerung
von Eisen im Gehirn orientiert, sieht Schocke schon in naher Zukunft
eine Verwendung im medizinischen Alltag: "Es wird ein Ziel sein,
sichere bildgebende Marker zu finden, die einen Verlauf bzw. eine
spätere Konversion in einen Alzheimer voraussagen können. Es gibt
schon eine recht hohe Dichte von MRT-Geräten in Österreich, mit
steigender Tendenz. Die Forschung wird sich in den nächsten Jahren
hauptsächlich damit beschäftigen, präklinische Stadien der Alzheimer
Erkrankung besser abzuklären".
Ab 3. März tagen in Wien 19.000 Radiologen
Beim 23. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 3. bis 7. März 2011 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
50.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 19.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er die größte Industrieausstellung in
Europa, bei der auf über 26.000 m2 mehr als 300 internationale Firmen
die neuesten Produkte der Medizintechnik anbieten.
Detaillierter Bericht und BILDMATERIAL unter www.myesr.org/press
Rückfragehinweis:
European Society of Radiology - ESR
Stefanie Muzik, David Zizka
Tel.: +43 1 533 4064-0
press@myESR.org
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