- 10.12.2010, 09:25:32
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Baha'i im Iran verfolgt und diskriminiert
Österreichische Baha'i-Gemeinde appelliert an die Bundesregierung
Wien (OTS) - In einem offenen Brief an den iranischen Justizchef
Ayatollah Sadegh Laridschani hat die Baha'i-Weltgemeinde gegen die
anhaltenden Verfolgungen der Baha'i im Iran, der größten
nicht-moslemischen Minderheit des Landes, scharf protestiert. In dem
Brief werden die "zahlreichen verabscheuungswürdigen Maßnahmen"
angeführt, welche die Justiz gegen sieben führende Baha'i setzte, die
im Frühjahr 2008 inhaftiert und nach längerer Isolationshaft und
unter unmenschlichen Haftbedingungen im September 2010 zu einer
Gefängnisstrafe von zehn Jahren verurteilt wurden.
Die Anklage warf ihnen u.a. "Propaganda-Aktivitäten gegen die
islamische Ordnung" und "Errichtung einer illegalen Organisation"
vor. Die sieben Baha'i, darunter zwei Frauen, gehörten zu einer
nationalen Koordinierungsgruppe der iranischen Baha'i-Gemeinde und
waren für die sozialen und religiösen Angelegenheiten der über
300.000 Baha'i des Landes zuständig. Die Verurteilten haben die
Beschuldigungen entschieden zurückgewiesen. "Die iranische Justiz hat
skrupellos die Religion der Angeklagten und ihre Tätigkeit für die
Baha'i-Gemeinde völlig verzerrt dargestellt, um sie schuldig zu
befinden", sagte Ottilie Käfer, Pressesprecherin der
Baha'i-Religionsgemeinschaft in Österreich. Dazu komme, dass der
Justizchef noch nicht offiziell die von den Anwälten der Verurteilten
eingebrachte Berufung entgegengenommen hat und sie somit des Rechts
beraubt sind, gegen Kaution freigelassen zu werden. Die
österreichische Baha'i-Gemeinde appellierte daher an die
Bundesregierung, sich beim Iran für die Freilassung dieser sieben
unschuldigen Baha'i einzusetzen.
Die sieben Baha'i wurden nach der Urteilsverkündigung vom
Evin-Gefängnis in Teheran in das nicht weniger berüchtigte
Gohardascht-Gefängnis in Karaj verbracht. Die Bedingungen dort sind
Berichten zufolge erschütternd, und die Gesundheit der inhaftierten
Baha'i, die keinen Zugang zu erforderlicher medizinischen Betreuung
haben, verschlechtert sich zunehmend. Das Urteil hat zu weltweiten
Protesten von Regierungen und Menschenrechtsorganisationen und
einzelnen Persönlichkeiten geführt, darunter der EU und dem
Präsidenten des Europäischen Parlamentes.
Verfolgungen der Baha'i sind staatlich angeordnet
"Die Verurteilung der sieben unschuldigen Baha'i hat weitreichende
Folgen. Denn die Anklage richtet sich offensichtlich gegen die ganze
Baha'i-Gemeinde im Iran, deren Lebensfähigkeit ausgelöscht werden
soll", befürchtet Ottilie Käfer.
Die Anhänger des im 19.Jahrhundert von Baha'u'llah (1817-1892) im
Iran gestifteten und heute weltweit verbreiteten Baha'i-Glaubens, der
die grundsätzliche Einheit der Religionen lehrt und sich für
universale Erziehung und die Gleichberechtigung von Mann und Frau
einsetzt, sind seit der Islamischen Revolution 1979 systematischen,
staatlich angeordneten Verfolgungen ausgesetzt. Während der letzten
dreißig Jahren wurden über 200 Baha'i hingerichtet oder ermordet und
Hunderte inhaftiert. Aus einem Anfang 1993 von den Vereinten Nationen
veröffentlichten Geheimpapier des Obersten Islamischen Revolutionären
Kulturrates aus dem Jahre 1991 geht hervor, dass die Baha'i umfassend
diskriminiert werden sollen, um ihren Fortschritt auf allen Ebenen zu
behindern.
So bleibt Baha'i auch heute noch ein Universitätsstudium verwehrt,
sobald sie als Baha'i identifiziert werden. Ihre
Verwaltungseinrichtungen wurden 1983 aufgelöst, und sie dürfen ihren
Glauben nicht frei praktizieren. Immer wieder kommt es zu
Verwüstungen von Baha'i-Friedhöfen; Baha'i-Kinder werden von Lehrern
wegen ihres Glaubens vor der Klasse gedemütigt; in regierungsnahen
Medien erscheinen Hetzartikel gegen den Baha'i-Glauben und seine
Anhänger; Unternehmen werden von den Behörden veranlasst, keine
Baha'i zu beschäftigen; immer wieder kommt es auch zu willkürlichen
Festnahmen.
Rückfragehinweis:
Ottilie Käfer
Pressesprecherin der Bahá'í-Religionsgemeinschaft Österreich
Baha'i Center Austria
E-Mail: office.ea@at.bahai.org Tel. 0664 320 29 27
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