- 25.11.2010, 14:18:22
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Jahrestagung der Hautärzte von 19. bis 21. November 2010
Rückkehr der Krätze: Unerträglicher Juckreiz und hohe Ansteckungsgefahr
Wien (OTS) - Skabies (Krätze), eine parasitäre Hautkrankheit, die
sich in heftigem Juckreiz äußert, ist nicht nur in
Entwicklungsländern auf dem Vormarsch. Die Erkrankung wird durch die
Krätzmilbe verursacht, die sich bevorzugt in menschlichen Hautfalten
einnistet. Die Übertragung erfolgt durch Körperkontakt und wird in
der Regel durch mangelnde hygienische und sozioökonomische
Verhältnisse begünstigt. Skabies ist nicht immer leicht zu erkennen,
Symptome sind heftiger Juckreiz, der bei Wärme zunimmt.
Risikofaktoren stellen Kindergärten und Altersheime dar. Eine
Therapie und die Einhaltung strenger Vorsichtsmaßnahmen sind bei
Betroffenheit unverzichtbar. +++
Jeder kennt starken Juckreiz, doch wenn dieser immer hartnäckiger
und schließlich unerträglich wird, kann diese Situation für den
Betroffenen zur Qual werden. Die Ursache dafür kann die Krätzmilbe
sein. Die Milbenweibchen bohren sich in die Oberhaut, in welchen sie
ihren Kot und ihre Eier ablegen. Dies geht mit einem Hautausschlag
einher, der zur Bildung von Bläschen, Knötchen, Pusteln und Ekzemen
führt. Die Zeit bis zum Ausbruch der Erkrankung nach Ansteckung
beträgt zwischen drei und sechs Wochen.
Juckreiz: Allergische Reaktion auf Milbenkot
Die Krätzmilbe befällt meist die warmen, dünnen Hautstellen des
Menschen, vor allem zwischen den Fingern, an Gesäß, Genitalien,
Ellbogen, Achseln und Füßen - bei Kindern auch den Nacken und Kopf.
Dies äußert sich durch heftigen Juckreiz. "Das ständige Jucken wird
von Erkrankten in unterschiedlichem Schweregraden wahrgenommen und
ist auf eine allergische Reaktion auf Milbenbestandteile zurück zu
führen", so Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger, Vorstand der
Abteilung für Dermatologie am Landesklinikum Wiener Neustadt. Durch
das oft automatische und intensive Kratzen werden die
Hautveränderungen weiter verschlechtert.
Übertragung durch Körperkontakt: Altersheime und Kindergärten
besonders betroffen
Die Übertragung der Krätze erfolgt in der Regel durch direkten
Körperkontakt, seltener über die Kleidung. Zu diesem Zweck genügt der
Wirtswechsel eines einzigen begatteten Milbenweibchens. Die
Häufigkeit der Erkrankung ist in Hinblick auf Länder und Regionen
sehr unterschiedlich und schwankt zwischen < 1% und 33%-36%. So ist
beispielsweise die Häufigkeit unter den Aborigines im Südosten
Australiens enorm hoch, wie Dr. Ian McCrossin in dem Symposium
"Dermatology Down Under" ausführte. Auch wenn die oft angegebene Zahl
von weltweit 300 Millionen an Skabies befallenen Menschen etwas hoch
gegriffen scheint, ist die Erkennung und Behandlung der Krätze
dennoch eine bedeutende Aufgabe für Dermatologen. Besonders hoch ist
diese Bedeutung, wenn sich die Skabies in Einrichtungen wie
Altersheimen, Kindergärten oder Krankenhäusern verbreitet", so
Univ.-Prof. Dr. Robert Müllegger.
Hygiene und Immunstatus als Kriterien
Das Risiko der Übertragung von Skabies hängt von wesentlichen
Kriterien ab: Bevölkerungsdichte, medizinische Versorgung, Häufigkeit
an Körperkontakten sowie dem individuellen Hygiene- und Immunstatus
des Menschen. Begünstigt wird die Ausbreitung der Erkrankung durch
schlechte hygienische Verhältnisse. "Dabei haben Krätzmilben nicht
unbedingt etwas mit unhygienischen Verhältnissen oder Verwahrlosung
zu tun, sondern breiten sich dort aus, wo viele Menschen zusammen
kommen", erläutert Dr. Müllegger. Besonders gefährlich ist die
Borkenkrätze (Scabies crustosa). "Bei dieser Krätzenart, enthalten
die Hautschuppen dieser Patienten Hunderte bis Tausende von Milben.
Eine Endemie kann drohen", so Dr. Müllegger weiter.
Diagnose und Sonderformen der Skabies
Der quälende nächtliche Juckreiz, die Milbengänge und der
mikroskopische Nachweis einer Krätzmilbe oder ihrer Eier führen zur
eindeutigen Diagnose. Bei einem Nachweis von Milben, Eiern oder
Skybala (Kotballen) aus den Bohrkanälen, ist die Diagnose gesichert.
Bei der Scabies crustosa besteht die Möglichkeit den Milbennachweis
bereits an einzelnen Schuppen durchzuführen. Es ist zwischen
unterschiedlichen Formen der Skabies zu unterscheiden: Die "gepflegte
Skabies" geht beispielsweise mit intensiver Körperhygiene einher und
ist daher auch schwer zu erkennen. Weiters gibt es noch die
bakteriell superinfizierte Skabies.
Therapie und Vorsichtsmaßnahmen
Eine Therapie des Betroffenen ist von höchster Priorität. "Zur
Therapie kann die lokale Behandlung mit Permethrin, 5 Prozent dieses
Insektizids in der Cremegrundlage, empfohlen werden. Wichtig ist,
diese so lange wie möglich einwirken zu lassen. Etwa acht bis zwölf
Stunden sind empfehlenswert. Es sind außerdem eine Reihe anderer
Vorsichtsmaßnahmen zu beachten wie beispielsweise das Waschen von
Kleidern, Bettwäsche und Handtüchern bei mindestens 60GradC",
erläutert Dr. Müllegger. Eine orale Therapie mit Ivermectin steht vor
allem bei mangelndem Ansprechen auf Permethrin, beispielsweise bei
immunsupprimierten Patienten oder bei bestehender HIV-Infektion, bei
mangelnder Zuverlässigkeit (Compliance) oder bei ausgeprägten Ekzemen
die eine Lokalbehandlung für den Patienten zunächst beschwerlich
machen, seit einigen Jahren zur Verfügung. "Wichtig ist es, alle
Personen, die in einem Haushalt leben mitzubehandeln", so Dr.
Müllegger abschließend.
Die in diesem Pressetext verwendeten Personen- und
Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in
einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide
Geschlechter bezogen.
Rückfragehinweis:
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