• 10.09.2010, 11:09:54
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Alzheimer: nicht-pharmakologische Therapien genauso effektiv wie Medikamente

Wien (OTS) -
- Neue internationale Studie zeigt große Effektivität nicht-
pharmakologischer Therapien
- Dadurch viel größerer Handlungsspielraum in der Demenz-Therapie
- Langzeitprojekt in Oberösterreich erfolgreich
- Weltalzheimertag am 21. September 2010

Nicht-pharmakologische Therapien für an Alzheimer-Demenz
Erkrankte, etwa die Unterstützung der pflegenden Angehörigen oder die
Förderung der Erkrankten, sind gleich effektiv oder sogar noch
effektiver als Medikamente. Ärzte können somit evidenzbasierte
nicht-pharmakologische Therapien in Kombination mit Medikamenten
verschreiben.

   Eine aktuelle Studie eines weltweiten Netzwerks, bestehend aus 22
namhaften Wissenschaftlern wie Barry Reisberg, Howard Feldman, Linda
Teri, Henry Brodaty und Mary Mittelman aus Australien, USA,
Großbritannien, China, Kanada, Spanien und Österreich, weist die
Evidenz für die Wirksamkeit nicht-pharmakologischer Therapien nach.
Somit werden diese Therapieformen verschreibbar, vergleichbar mit
Medikamenten. 

   Eine Heilung für die Alzheimer-Demenz ist heute noch nicht
möglich. Die derzeit zur Verfügung stehenden Medikamente weisen eine
mittlere Effektstärke auf. Um medizinische Maßnahmen zu optimieren,
gibt es außer Arzneimitteln nach wissenschaftlichen Kriterien
entwickelte und getestete nicht-pharmakologische Therapien, welche
heute das Leben von Personen mit Demenz und deren oftmals stark
belasteten Angehörigen signifikant verbessern können.
Nicht-pharmakologische Methoden sind derzeit jedoch noch nicht
anerkannt und werden kaum von öffentlicher Hand finanziert. "Diese
Arbeit zeigt jedoch, dass nicht-pharmakologische Therapien bei
Alzheimer mindestens gleich effektiv wie Medikamente sind.
Regierungen sind nun nach ethischen Gesichtspunkten verpflichtet,
Infrastrukturen und finanzielle Mechanismen zur Verfügung zu stellen,
welche diese Therapien für alle Betroffenen bereitstellen können",
fordert Marc Wortmann, Executive Director Alzheimer's Disease
International (ADI).

Internationale Arbeitsgruppe erforschte nicht-pharmakologische
Therapiemöglichkeiten

   35,6 Millionen (www.alz.co.uk/worldreport) Menschen auf der Welt
leiden derzeit an einer Alzheimer-Demenz. 2050 wird es bereits
geschätzte 115 Millionen Betroffene geben. Die Effekte von heute zur
Verfügung stehenden medizinischen Maßnahmen sind noch relativ gering.
Jedoch wurde durch die Entwicklung und Erforschung der Alzheimer
Medikamente klar, dass Krankheitsverläufe beeinflussbar sind und
Demenz-Patienten eine bessere Lebensqualität haben können. Die Suche
nach Therapiemöglichkeiten, welche gleichzeitig eine Veränderung der
Einstellung gegenüber der Krankheit Demenz mit sich brachte, hat auch
Bewegung in das wissenschaftliche Feld der nicht-pharmakologischen
Therapiemöglichkeiten gebracht. Bisher fehlte jedoch die
wissenschaftliche Anerkennung für nicht-pharmakologische Therapien. 

   Aus diesem Grund hat sich in Madrid eine internationale
Arbeitsgruppe konstituiert, die in einem 5-jährigen Projekt alle
bisher zur Verfügung stehenden nicht-pharmakologischen Therapien auf
ihre Wirksamkeit und wissenschaftliche Evidenz geprüft hat. Das Team
untersuchte 1.313 wissenschaftliche Studien zum Thema. Ihr Paper
Nonpharmacological Therapies in Alzheimer's Disease: A systematic
Review of Efficacy wird am 10. September im Journal  Dementia and
Geriatric Cognitive Disorders veröffentlicht. Die Arbeit tausender
anderer Wissenschaftler erlaubte es der Gruppe, das gesamte
Fachgebiet (kognitive Stimulation, Interventionen zur Behandlung
schwieriger Verhaltensweisen, Multikomponenten Intervention für
Betroffene und Angehörige etc.) zu durchsuchen. 

Nicht-pharmakologische Therapien bei Alzheimer effektiv

   In der Publikation der Arbeitsgruppe wurden erstmals hochwertige
internationale Studien nach den Oxford Kriterien für evidenzbasierte
Medizin beurteilt. Das Team entdeckte, dass nicht-pharmakologische
Therapien ein weites Wirksamkeitsspektrum haben. Für die betroffene
Person selbst können diese therapeutischen Methoden Kognition,
Verhalten, Stimmung (z.B. Depression), körperliches Wohlbefinden,
Alltagsaktivitäten und insgesamt die Lebensqualität verbessern.
Behandelte pflegende Angehörige erhalten dadurch eine verbesserte
Lebensqualität und sie zeigen reduzierte Belastungswerte. Durch die
Interventionen verzögerte sich die Institutionalisierung der Personen
mit Demenz signifikant und sie können länger zu Hause im gewohnten
Umfeld leben. 

Erforschung nicht-pharmakologischer Therapien bisher vernachlässigt

   Einige der nicht-pharmakologischen Therapien erzielen bessere
Effekte als Medikamente. In Kombination beider therapeutischer
Zugänge könnte ein echter Fortschritt in der Behandlung der
Alzheimer-Demenz erzielt werden. Leider sind bisher im Vergleich zur
Erforschung pharmakologischer Therapiemöglichkeiten kaum finanzielle
Mittel in die Erforschung nicht-pharmakologischer Methoden geflossen.
So werden für pharmakologische Studien zwischen 1 und 1,8 Mrd. USD
ausgegeben. Die bisher teuerste Studie, welche zur Prüfung einer
nicht-pharmakologischen Methode ausgegeben wurde, veranschlagte 0,7
Mio. USD. 

Die Forderung der Studienautoren

   Jetzt ist die Zeit, in der sich dies ändern muss. Die unglaubliche
Zunahme an Erkrankungszahlen und betroffenen Familien zwingt uns als
Gesellschaft dringend zu handeln und Netzwerke und Infrastrukturen zu
entwickeln, die es jeder betroffenen Familie ermöglicht, Nutznießer
effektiver Behandlungs- und Entlastungsmöglichkeiten zu sein. Nur
eine Verzögerung der Institutionalisierung und eine Unterstützung der
Familien in dieser schweren Aufgabe wird es für die Sozialsysteme
ermöglichen, zu überleben. Das Schreckensgespenst "Alzheimer" kann
nur durch einen gesellschaftlichen Schulterschluss entmystifiziert
werden. 

Langzeitprojekt in Oberösterreich

   Dr. Stefanie Auer, M.A.S Alzheimerhilfe in Oberösterreich und
Mitautorin der Studie, hat mit ihrem Team seit 2002 eine Struktur zur
nicht-pharmakologischen Therapie aufgebaut. Sechs
Demenzservicestellen stehen heute landesgefördert flächendeckend für
alle Familien in Oberösterreich zur Verfügung. "Wir machen seit 2002
exzellente Erfahrungen in der Behandlung mit nicht-pharmakologischen
Methoden, sowohl für die Betroffenen als auch für die pflegenden
Angehörigen. Wir können mit unserer Multikomponenten Therapieform,
welche stadiengerecht angelegt ist, frühzeitige Institutionalisierung
verhindern und Angehörige signifikant entlasten", so Auer.  Darüber
hinaus wird durch das Projekt die Früherkennung der Krankheit
gefördert und die Compliance (die Therapietreue) für medizinische
Maßnahmen gestärkt und gefördert. "Die Ergebnisse dieses
Langzeitprojektes zeigen die Praxistauglichkeit der
nicht-pharmakologischen Maßnahmen deutlich und ein signifikantes
Einsparungspotential für Pflegekosten ist somit zu erzielen. Bei
durchschnittlichen stationären Pflegekosten von bis zu 4.000 Euro
monatlich bringt jede Verzögerung der Institutionalisierung eine
immense Ersparnis und birgt somit das Potential, europäische
Gesundheitssysteme signifikant zu entlasten", so Mag. (FH) Edith
Span, die Geschäftsführerin der M.A.S. Alzheimerhilfe.  

Diesen Pressetext, Bildmaterial und folgende Materialien können Sie
unter www.publichealth.at/p-52060.html downloaden:

- Wahre Geschichte: The human side of "Multi-component Intervention
for the Patient" - The case of Ana O. and her family (Maria Wolff
Centers, Madrid) (Englisch)
- Global Press Release (Englisch)
- Pressetext für Deutschland
- Pressetext für die Schweiz
- Pressetext für China (Traditionelles Chinesisch)
- Pressetext für China (Vereinfachtes Chinesisch)
- Alzheimer's Disease International (ADI) Presentation (Englisch)
- International Non Pharmacological Therapies Project (INPTP)
history summary (Englisch)

Das Originalpaper: "Olazaran J et al: Nonpharmacological Therapies
in Alzheimer's Disease: A systematic Review of Efficacy: Dementia and

und Interviewanfragen für Österreich und die Schweiz:
Mag. Sylvia Fritsch (vorm. Goluch), Public Health PR
Davidgasse 82-90, 1100 Wien, Österreich
Tel: + 43/ 1/ 602 05 30-91, Mobil: + 43/ 676/ 7568551
E-Mail: sylvia.fritsch@publichealth.at, www.publichealth.at

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