- 08.09.2010, 10:41:12
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www.farbe-bekennen.at 2: Forderungen für die bestmögliche "Stadtmedizin" in Wien
Hausarzt als Arzt des Vertrauens - Entschuldung der Krankenkassen als vordringliches Ziel
Wien (OTS) - Nicht nur die Politiker sollen Farbe bekennen,
sondern auch die Ärztekammer bekennt Farbe: Im Rahmen der Aktion
www.farbe-bekennen.at hat die Ärztekammer einen umfassenden
Forderungskatalog an die Parteien übermittelt. "Darin enthalten sind
alle Grundsätze, Ideen und Forderungen der Ärztekammer, die unserer
Meinung nach umgesetzt werden müssen, um auch in Zukunft eine moderne
medizinische Versorgung nach State of the Art für die Bevölkerung
sicherzustellen", betont dazu Ärztekammerpräsident Walter Dorner.
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Im Forderungskatalog enthalten sind unter anderem die nachhaltige
Sanierung des Wiener Kassensystems sowie die Umsetzung eines
Stadtarztmodells.
Beim so genannten "Stadtarztmodell" soll der "Arzt des
Vertrauens", der Allgemeinmediziner oder Facharzt sei kann, vom
Patienten als erster Ansprechpartner konsultiert werden. "Er soll den
zu behandelnden Menschen ganzheitlich ein Leben lang betreuen und
daher umfassende Kenntnis über dessen Krankengeschichte und sein
soziales Umfeld haben", skizziert der Obmann der Kurie
niedergelassenen Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien,
Johannes Steinhart, die Eckpunkte eines solchen Stadtarztes.
Die Sanierung des Wiener Kassensystems wiederum will Steinhart
durch die Abdeckung aller den Krankenkassen übertragenen
versicherungsfremden Leistungen erreichen. Allein der zu geringe
Hebesatz bei den Pensionisten macht 2009 bei der Wiener
Gebietskrankenkasse in etwa 710 Millionen Euro aus. Die Unterdeckung
des Wochengeldes kostet der WGKK weitere 60 Millionen Euro pro Jahr.
Steinhart dazu: "In Summe belaufen sich die Mindereinnahmen der WGKK
durch alle versicherungsfremden Leistungen auf 899 Millionen Euro,
während die Wiener Kasse gleichzeitig mit 109 Millionen Euro im Minus
bilanzierte und in Summe einen Schuldenstand von mehr als 600
Millionen Euro aufweist."
Die WGKK bezahlt jährlich in etwa 20 Millionen Euro aus den
Beiträgen der Versicherten allein an Zinsen für die notwendigen
Kredite. "Diese Summe fehlt in der täglichen Versorgung der
Patienten", kritisiert Steinhart, der die zukünftige Wiener
Landesregierung auch auffordert, "sich im Sinne einer nachhaltigen
Gesundheitspolitik auf Bundesebene für die vollständige Entschuldung
der Wiener Gebietskrankenkasse einzusetzen".
Verlagerung von Planstellen in bevölkerungsreiche Bezirke
Eine weitere Forderung der Ärztekammer ist der Ausbau der
niedergelassenen Versorgungsstrukturen in Wien. Hier weist Steinhart
darauf hin, dass laut dem Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG)
auf Basis der Zahlen von 2006 Kassenplanstellen sowohl im
allgemeinmedizinischen als auch im fachärztlichen Bereich in die
bevölkerungsreichen Bezirke Wiens verlagert werden sollen: "Speziell
in den boomenden Bezirken Favoriten, Simmering, Floridsdorf und
Donaustadt benötigt es einen Ausbau der extramuralen Versorgung",
meint Steinhart.
Die Planung der Entwicklung bei den niedergelassenen
Kassenplanstellen hält jedenfalls in vielen Bereichen nicht mit der
Bevölkerungsentwicklung Schritt: "Speziell in Fächern wie der Kinder-
und Jugendheilkunde, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der
Frauenheilkunde und Geburtshilfe müssen wir bereits von einer
absoluten Unterversorgung in der Bundeshauptstadt sprechen", betont
Steinhart. Auch sei es notwendig, dass nach Inkrafttreten der
Ärztegesetznovelle mit der Wiener Gebietskrankenkasse rasch der
Abschluss eines Gesamtvertrags für die Ärzte-GmbHs realisiert werde,
um so eine spürbare Entlastung bei den Frequenzen in den Spitälern zu
erreichen.
Statt am Krankenbett mit Bürokratie befasst
Etwa 10,4 Prozent ihrer öffentlichen Arbeitszeit wenden
Spitalsärzte für Forschung und Lehre auf, hingegen satte 34,2 Prozent
für administrative Tätigkeiten. Auf diese durch Umfragen gestützte
Tatsache einer überbordenden Bürokratie wies der Obmann der Kurie
angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Thomas
Szekeres, hin. Auf der Strecke bleibe dabei der Patient, "der zu
Recht den Arzt am Krankenbett beziehungsweise im Ordinationszimmer
einfordert", so Szekeres. Stattdessen säßen Ärztinnen und Ärzte "in
einem nicht mehr vertretbaren Ausmaß am Schreibtisch, um alle
notwendigen Dokumentationsaufgaben wahrzunehmen".
Szekeres fordert deshalb für den Spitalsbereich die Aufnahme
qualifizierter Mitarbeiter, die Dokumentationsarbeiten, die mit
medizinischen Tätigkeiten nur am Rande zu tun haben, übernehmen
könnten. Damit würden die Behandlung und vor allem der persönliche
Kontakt zum Patienten verbessert werden, betont der Vizepräsident.
Weitere Forderungen der angestellten Ärzte betreffen den Abbau
überlanger Arbeitszeiten in den Spitälern (Spitalsärzte arbeiten im
Schnitt 56 Stunden pro Woche und damit deutlich mehr als der
Durchschnitt der österreichischen Bevölkerung) sowie die Finanzierung
der ärztlichen Fort- und Weiterbildung durch den Dienstgeber. Nur so
könne der Einfluss der Pharmaindustrie auf ärztliche Fort- und
Weiterbildung eingeschränkt werden, meint Szekeres, der auch darauf
hinweist, dass diese Forderung im ursächlichen Interesse der
Patienten liegen müsse. Patienten hätten nämlich ein Recht, von
Ärztinnen und Ärzten betreut zu werden, die sich "unabhängig von den
wirtschaftlichen Interessen einzelner Firmen fort- und weiterbildeten
und damit auf dem von der Ärztekammer geforderten State oft the Art
verbleiben", sagt Szekeres. (hpp)
(S E R V I C E - Sämtliche Materialien, Termine und Links, auch
zur Direktübertragung der vier Veranstaltungen, sind im Internet auf
www.farbe-bekennen.at abrufbar.)
(Schluss)
Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle
Dr. Hans-Peter Petutschnig
Tel.: (++43-1) 51501/1223, 0664/1014222, F:51501/1289
mailto:hpp@aekwien.at
http://www.aekwien.at
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