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"DER STANDARD"-Kommentar zu Österreicher und Menschenrechte: "Hemd näher als der Rock " von Irene Brickner

Ausgabe vom 26.8.2010

Wien (OTS) - Der erste Anschein trügt. Hinter dem sonntagsredentauglichen Ergebnis der am Mittwoch vorgestellten Befragung, wonach mehr als zwei Drittel aller Österreicherinnen und Österreicher die Menschenrechte gerne aufgewertet sehen möchten, verbergen sich schwere Informations- und Bildungsdefizite.
Denn eine Reihe Auswertungsdetails zeigt, dass das Wissen der österreichischen Bevölkerung über die grundlegenden humanitären Garantien, die in einer globalisierten Welt immer wichtiger werden, zumindest höchst einseitig ist. Fast könnte man von einem gewissen Austro-Zentrismus sprechen, nach dem Motto: Soziale Menschenrechte ja, denn die betreffen alle, also auch mich.
Das ist im Grunde der altbekannte egoistische Standpunkt, wonach einem das Hemd näher ist als der Rock - und er zeigt sich auf einer anderen Ebene auch bei den Antworten über die Wichtigkeit der Förderung von Frauenrechten: 58 Prozent der Frauen, aber nur 38 Prozent der Männer sind dafür.
Dass hingegen den Rechten der anderen, der Abweichenden und "Fremden", keine große Wichtigkeit zuerkannt wird, erstaunt angesichts der in Österreich herrschenden Meinungshoheit zu diesen Themen wenig. Doch damit geht ein Risiko einher: Ein derart partielles Verständnis von Menschenrechten kann dazu führen, dass Ungerechtigkeiten akzeptiert, ja befürwortet werden.

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