• 19.04.2010, 09:06:07
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Damit der Aufsichtsrat nicht für die Katz ist... - von Esther Mitterstieler

Aufseher werden zu oft nicht nach Kompetenz gewählt

Wien (OTS) - Was ist der Unterschied zwischen einer Hundehütte und
einem Aufsichtsrat? Die Hundehütte ist für den Hund, der Aufsichtsrat
für die Katz." Die Feststellung eines deutschen Bankers aus den
90er-Jahren regt leider immer noch nicht nur zum Schmunzeln an. Denn
ein Funke Wahrheit ist dabei.

Schließlich zeigte eine Studie des Zentrums für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) vor wenigen Monaten: Die Aufsichtsräte von
Banken tragen eine große Mitschuld an der Finanzkrise. 94 Prozent von
200 befragten Experten sagten, Aufseher bräuchten mehr Qualifikation
und Erfahrung. Besonders scharf kritisierte die Studie die Lage bei
den Landesbanken. Dort hätten die Aufsichtsräte besonders oft ein
Problem. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Aufseher werden zu oft
nach Parteibuch und nicht nach Kompetenz gewählt.

Kein Wunder also, dass die Bayerische Landesbank Schadenersatzklagen
gegen alle Involvierten um den verunglückten Hypo Alpe Adria-Deal
anstrebt, inklusive Aufsichtsräte der Kärntner Bank. Schließlich gilt
auch hierzulande die oben angeführte Formel: Je staatsnaher ein
Unternehmen, umso mehr regiert das Parteibuch, wenn es um die
Bestellung der Aufsichtsräte geht. Wo waren die Aufseher, als die
Landespolitiker sich schamlos der Hypo Alpe Adria bedienten, sie zu
Investitionen à la Fußballstadion in Klagenfurt und Schlosshotel
Velden und sie de facto in den Ruin trieben? Die Aufseher waren zwar
da, einige von den Kärntner Politikern bestellt, beziehungsweise
Harald Dobernig, nunmehr Finanzlandesrat, und Landeshauptmann Jörg
Haider, setzten sich gleich selbst ins Gremium. Noch Fragen?

In Österreich gibt es etwa 18.000 Aufsichtsräte. Der Großteil davon
fällt nicht in die angeführten Interessenkonflikte. Für alle aber
muss gelten: Kompetenz vor Parteibuch. Zudem muss die Einhaltung des
Corporate Governance Kodex strenger geregelt werden. Acht
Aufsichtsratsmandate pro Nase reichen und vier unternehmensexterne
Mandate für Vorstände börsenotierter Gesellschaften ebenso. Nur: Die
Regelung muss eingehalten werden. Ein Aufseher muss genug Zeit haben,
sich vorzubereiten, dafür kann er auch ordentlich entlohnt werden.

Natürlich nur, wenn er auch in die Sitzungen kommt. Deshalb würde
nichts dagegen sprechen, auch Berufsaufsichtsräte einzusetzen. In der
Schweiz gibt es Hearings wie bei einem Assesment Center, um
Aufsichtsrat zu werden. Das würde uns auch nicht schaden.

Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt
Tel.: Redaktionstel.: (01) 60 117/305
http://www.wirtschaftsblatt.at

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