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TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" 9. April 2010, von Carmen Baumgartner: "Ohne Rauch ginge es auch. Locker!"

Die klassische österreichische Lösung: Was jetzt schon nicht funktioniert, wird fortgesetzt.

Innsbruck (OTS) - Die österreichische Auslegung des (Nicht-)Raucherschutzes in der Gastronomie ist eine super Sache, die weltweit ihresgleichen sucht: Es herrscht Wahlfreiheit statt Bevormundung, man kann sich aussuchen, ob man in ein Raucher- oder Nichtraucherlokal geht, die räumliche Abtrennung verdient diesen Namen und es herrscht ein friedliches Nebeneinander der beiden Gruppen, weil Rücksichtnahme auf den anderen an erster Stelle steht. So weit die Theorie, an die Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) zu glauben vorgibt. Dass die Wirklichkeit anders aussieht, weiß jeder, der regelmäßig in Kaffeehäuser, Bars und Restaurants geht. Oder eben nicht, weil er es leid ist, als Nichtraucher im kleinen Hinterzimmer zu sitzen, in das sich der (leidgeprüfte) Kellner selten verirrt. Wenn es den Extraraum überhaupt gibt, denn beliebter sind nach wie vor fließende Übergänge - sinnloser geht es nicht.
Nach einem Lokalausflug geselcht und mit roten Augen heimkommen zu müssen, ist nicht nur ungut, sondern schlichtweg gesundheitsgefährdend - Studien über die Schädlichkeit von Passivrauchen gibt es genug. Österreich muss schon ein ganz spezielles Land sein, dass man sich hierzulande nicht traut, einen ordentlichen Nichtraucherschutz durchzuziehen: In Italien ist die Welt nicht untergegangen, in Irland auch nicht - beides Länder, in denen man sich die gastronomische Kultur ohne Rauch zuvor auch nicht vorstellen konnte. Ein striktes Rauchverbot käme außerdem den Wirten entgegen, weil so für alle die gleichen Bedingungen gelten würden. Mit dem Beharren auf dem Tabakgesetz geht das Gesundheitsministerium seinen ureigensten Aufgaben aus dem Weg. Geplagte Lokalbesucher dürfen nur noch auf die EU hoffen, die über den Umweg Arbeitnehmerschutz das Rauchverbot einführen könnte.

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