TIROLER TAGESZEITUNG "Leitartikel" 16. März 2010, von Margret Klausner: Gschwentner steht langer Frühling bevor

Innsbruck (OTS) - Die Gemeinderatswahlen haben die Akzente in der
Landespolitik nicht verschoben. Dennoch sind sie ein Seismograph für
politische Stimmungen, wenngleich kommunale Urnengänge vor allem von
Persönlichkeitsfaktoren dominiert werden. So musste die FPÖ mit ihrem
mäßigen Abschneiden zur Kenntnis nehmen, dass es ein personelles
Angebot wie Gerald Hauser benötigt und nicht diffamierende
Sprücheklopfer à la Werner Königshofer.
VP-Chef LH Günther Platter, der auch Gemeindereferent in der
Landesregierung ist, kann die Kommunalwahlen als erfolgreich abhaken.
Der Trend für die Volkspartei stimmt, wenngleich in einigen Städten
und Gemeinden personeller Handlungsbedarf besteht. Im Gegensatz zur
SPÖ muss Platter jedoch nur punktuelle Schwächen wie in Kufstein,
Wörgl oder Telfs beheben. SP-Chef Hannes Gschwentner steht angesichts
herber Verluste in den Ballungsräumen vor einer viel größeren
Herausforderung.

Dass er sich im Mai der Wiederwahl als SPÖ-Chef stellt, ist kein
Spaziergang. Denn die zuletzt arg gebeutelten Genossen wollen endlich
wieder Rot am Tiroler Horizont sehen. Dafür nehmen sie in erster
Linie den Parteichef in die Pflicht, auch wenn sich aus den
Kommunalwahlen eines deutlich gezeigt hat: Dort, wo die Funktionäre
in den vergangenen Jahren gelaufen sind, haben sie Erfolge verbucht.

Gschwentner muss die Partei davon überzeugen, dass die richtigen
Schlüsse aus verlorenen Wahlen gezogen wurden und werden. Der
vorläufige Zugewinn von sechs Bürgermeistern gibt der SPÖ vielleicht
eine Antwort und etwas Rückenwind. Eine Kampfabstimmung um den
SPÖ-Vorsitz ist allerdings nicht ausgeschlossen, gibt es in
Gewerkschaftskreisen doch große Vorbehalte gegenüber Gschwentner.
Letztlich steht ihm so oder so ein langer Frühling bis zum
Landesparteitag bevor.

Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion , Tel.: 05 04 03 DW 610

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