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Wirtschaft belebt sich weiter

Wien (OTS/WIFO) - Die langsame Erholung der Wirtschaft, die seit einigen Monaten zu verzeichnen ist, setzt sich fort. In allen wichtigen Wirtschaftsräumen zeigen die Indikatoren eine Verbesserung an. Diese positive Tendenz dürfte in den kommenden Monaten zwar anhalten, doch muss immer wieder mit kleinen Rückschlägen gerechnet werden. Bislang fehlen Hinweise auf eine selbsttragende Stabilisierung. Die Wachstumsimpulse gehen nach wie vor von den Maßnahmen der öffentlichen Hand aus. Auch in Österreich verstärkt sich die Wirtschaftsaktivität zunehmend. Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt stabilisierte sich gegen Ende 2009 vorübergehend. Im Jänner hatte allerdings das kalte Wetter einen Rückgang der Beschäftigung und einen Wiederanstieg der Arbeitslosigkeit zur Folge.

Gemäß den internationalen Umfragen unter Unternehmen und privaten Haushalten verbessert sich die Stimmung seit dem Tiefpunkt der Krise im 1. Halbjahr 2009 kontinuierlich. In den USA stieg der Purchasing Manager Index des ISM im Jänner 2010 auf den höchsten Stand seit 2004. Auch das Verbrauchervertrauen nahm im Jänner 2010 weiter zu. Die Wirtschaft der USA wuchs im IV. Quartal 2009 außerordentlich kräftig (real +1,4% gegenüber der Vorperiode). Der Hauptimpuls ging dabei von der Lagerveränderung aus, aber auch der private Konsum gewann an Dynamik. Der Außenbeitrag wie auch die Anlageinvestitionen stiegen hingegen kaum. Kritisch erscheinen in den USA die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt - die Arbeitslosenquote erhöhte sich wie im Euro-Raum auf 10% und sank erst im Jänner wieder etwas auf 9,7% - und das enorme Defizit des öffentlichen Sektors.

Im Euro-Raum deuten nahezu alle Konjunkturindikatoren auf eine weitere Expansion hin. Bereits im Dezember 2009 und noch stärker im Jänner 2010 überwog die Zahl der Unternehmen, die für die kommenden drei Monate eine Produktionssteigerung erwarteten. Die Industrieproduktion erholt sich seit einigen Monaten, jedoch viel langsamer, als es in den Umfragewerten zum Ausdruck kommt. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechterte sich anhaltend. Im Dezember 2009 stieg die Arbeitslosenquote auf 10,0% und war damit gleich hoch wie in den USA. Die Inflation zog leicht an (auf 1,0%); sie liegt seit mehr als einem Jahr deutlich unter dem von der EZB vorgegebenen Höchstwert von 2%.

Auch in Österreich überwiegt in den Umfragen mittlerweile wieder die Zahl der Unternehmen, die in den kommenden Monaten eine Produktionssteigerung erwarten. Im WIFO-Konjunkturtest vom Jänner 2010 waren sogar die Kfz-Hersteller wieder deutlich optimistischer. Die Kapazitätsauslastung stieg in der Sachgütererzeugung laut Befragung auf über 76%; den niedrigsten Wert hatte sie mit 73,1% in der April-Umfrage 2009 erreicht, im Durchschnitt der letzten fünf Jahre war sie bei etwas über 81% gelegen.

Im IV. Quartal 2009 dürfte die österreichische Wirtschaftsleistung abermals ausgeweitet worden sein. Der Index der Industrieproduktion hatte weiter steigende Tendenz, wenngleich er im November etwas niedriger war als im Oktober.

In der Bauwirtschaft fehlen hingegen Hinweise auf eine Erholung weitgehend. Zwar entwickelte sich der Hochbau laut den Unternehmensumfragen seit Mitte 2009 günstiger, im Tiefbau verschlechterte sich die Situation hingegen kontinuierlich. Für den Jänner 2010 ist aufgrund des kalten Wetters mit keiner wesentlichen Besserung zu rechnen.

Vor dem Hintergrund der angespannten internationalen Konjunkturlage war der heimische Tourismus 2009 erfolgreich. In der Sommersaison sank die Zahl der Nächtigungen wegen der Preisnachlässe der Anbieter nur leicht. In den ersten zwei Monaten der Wintersaison (November und Dezember 2009) zeigte sich ein ähnliches Bild, die österreichischen Betriebe gewannen deutlich Marktanteile.

Der Preisauftrieb verstärkte sich in den letzten Monaten wieder, im Dezember erreichte die Inflationsrate 1%. Mitte 2009 war sie durch den Rückgang der Rohölnotierungen negativ gewesen.

Während sich die Arbeitsmarktindikatoren in den vergangenen Monaten gegenüber dem Vorjahr noch anhaltend verschlechterten, war im Vergleich mit der jeweiligen Vorperiode keine weitere Verschärfung festzustellen. Erst im Jänner erhöhte sich wegen des für die Bauwirtschaft ungünstigen Wetters wieder die Zahl der Arbeitslosen, und auch die Beschäftigung nahm ab. Die unbereinigte Arbeitslosenquote stieg gemäß der österreichischen Definition auf 8,9%.

Methodische Hinweise und Kurzglossar

Periodenvergleiche

Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird von "saison- und arbeitstägig bereinigten Veränderungen" gesprochen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine relative Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Reale und nominelle Größen

Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Inflation, VPI und HVPI

Die Inflationsrate misst die Veränderung der Konsumentenpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (http://www.statistik.at/).

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest

Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.100 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit (http://www.itkt.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote

Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis:
Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote

Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/235

Rückfragen & Kontakt:

Dr. Marcus Scheiblecker
Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung - WIFO
Tel. +43 1 798 26 01-245 * Fax. +43 1 798 93 86
Marcus.Scheiblecker@wifo.ac.at

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