35 Jahre Fristenlösung - Und jetzt?
Gefordert: Streichung des Abtreibungsparagraphen aus dem Strafgesetz. Verhütungsmittel auf Krankenschein. Schutzzonen vor Abtreibungskliniken
Wien (OTS) - Diese frauenpolitischen Anliegen wurden heute im
Rahmen einer Veranstaltung zu "35 Jahren Fristenlösung" im Wiener Verhütungsmuseum erörtert.
Abtreibungsparagraphen streichen
Schwangerschaftsabbruch ist nach wie vor strafbar: Der entsprechende Abtreibungsparagraph befindet sich im österr. Strafgesetzbuch - wenn auch innerhalb der ersten drei Monate straffrei gestellt. Ein ähnlich formuliertes Gesetz strich man in Kanada bereits 1988 ersatzlos, weil es als verfassungswidrig erkannt wurde. Auch in Österreich werden nun juristische Erwägungen zur Streichung dieses Paragraphen angestellt, ebenfalls in Hinblick auf dessen Verfassungskonformität. Das erscheint sinnvoll, denn: "Die Häufigkeit von Abbrüchen hängt von der Anwendung wirksamer Verhütungsmittel ab, nicht von Verboten oder Gesetzen", bestätigt Christian Fiala, Verhütungsexperte und Leiter des Gynmed-Ambulatoriums.
Psychoterror durch katholische Fundamentalisten
Bis heute werden Frauen am Zugang zu Ambulatorien für Schwangerschaftsabbruch gehindert: "Durch Einschüchterungen, Drohungen sowie moralischen und psychischen Druck werden Frauen attackiert", so Maggie Jansenberger, Unabhängige Frauenbeauftragte der Stadt Graz. Schutzzonen nach französischem Vorbild seien für Frauen in dieser Krisensituation unerlässlich.
Alarmierend hohe Abtreibungsrate
Österreich zählt mit 30.000 bis 40.000 Abbrüche pro Jahr zu den Top Abtreibungsländern in Europa. Das ist in erster Linie auf ineffizientes Verhütungsverhalten und mangelnde Information zurückzuführen. Sexualerziehung in Österreichs Schulen ist mangelhaft, außerdem können sich vor allem Jugendliche Verhütungsmittel oft nicht leisten. "Verhütung und Abtreibung müssen so wie in anderen Ländern Westeuropas auf Krankenschein durchgeführt werden", fordert auch Monika Vana, Stadträtin und Frauensprecherin der Wiener Grünen.
Neuer Konservativismus untergräbt weibliche Selbstbestimmung
"Wir brave rote Parteifrauen haben damals gegen die Parteiväter aufbegehrt und die Einführung der Fristenlösung mittels Unterschriftensammlung und Öffentlichkeitsarbeit durchgesetzt", erinnert sich Bundesfrauenministerin a.D. Johanna Dohnal. Sie warnt vor dem konservativen Backslash des letzten Jahrzehnts, der die Selbstständigkeit von Frauen untergräbt. Abtreibungsgegner erhielten durch amerikanische Fundamentalisten heute neuen Auftrieb. "Es sollte eine Schutzzone rund um Ambulatorien geben. Wegweisung ist beim Thema 'Gewalt gegen Frauen' politisch durchgesetzt worden, Psycho-Terror gegen Patientinnen solcher Kliniken wird hingegen gesellschaftlich gebilligt."
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