Silvester: Bischöfe ziehen kritische Bilanz zum Jahr 2009
Bischof Kapellari warnt davor, sich von der wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Krise lähmen zu lassen - St. Pöltener Bischof Küng: Hoffnung keimt nach Jahr der Krise
Graz-St.Pölten, 01.01.2010 (KAP) Eine kritische Bilanz zum Jahr 2009 und ein zugleich hoffnungsvoller Blick auf das neue Jahr 2010 bestimmte die Predigten der österreichischen Bischöfe zum Jahreswechsel. So sieht der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari die Rede von einer umfassenden Krise, in der die Menschheit sich zum Ende der erste Dekade des neuen Jahrtausends befindet, als zentrale Signatur der Zeit. Trotz der umfassenden wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Krise seien Christen jedoch aufgerufen, sich nicht lähmen zu lassen und sich auf das Wort des Weihnachtsengels an die Hirten von Bethlehem zu erinnern: "Fürchtet Euch nicht!", so Bischof Kapellari bei seiner Predigt zur Jahresschlussandacht am 31. Dezember im Grazer Dom.
Zu den zentralen Herausforderungen zähle laut Bischof Kapellari ein "starker innerkirchlicher Pluralismus", aber auch ein "offensiver Islam" und ein "neuer aggressiver Atheismus". Differenziert bewerten müsse man die innerkirchliche Situation. Hier stehe einem "krassen Mangel an Glaubenswissen" und einer "verbreiteten religiösen Gleichgültigkeit" eine "große Tragkraft und Bindekraft" der Kirchen gegenüber. So sei es "keine Übertreibung", wenn man die katholische Kirche weiterhin als "weltweit wirksame Großmacht der Barmherzigkeit" bezeichnet, so Kapellari.
Angesichts der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise müssten all jene erneut an das "Prinzip Verantwortung" erinnert werden, die "auf kurzsichtige oder auch auf frivole Weise" die wirtschaftliche Existenz unzähliger Menschen aufs Spiel gesetzt und geschädigt haben. Staat und Gesellschaft müssten sich gleichermaßen zu diesem Prinzip einer umfassenden gesellschaftlichen Verantwortung bekennen.
Eine "Nagelprobe" für eine solche globale Verantwortung stelle laut Bischof Kapellari der Klimawandel dar. Aufgrund der unterschiedlichen Studien und Prognosen sei es schwierig, die tatsächlichen Möglichkeiten auszuloten, den Klimawandel aufzuhalten - dennoch müsse man in einer solchen unsicheren Situation "den sicheren Weg gehen, um Schaden zu verhindern oder zu mindern".
"Symptome einer Spätzeit" weise laut Bischof Kapellari die europäische Kultur auf. Solche Symptome seien etwa der Mangel an Kindern, die Übersteigerung von materiellen Bedürfnissen und die gleichzeitige Reduzierung der Solidarität mit den Nachgeborenen aber auch mit notleidenden Menschen weltweit. Kapellari:
"Verantwortungsbewusste Europäer setzen sich dafür ein, dass Europa, auch wenn es in mancher Hinsicht müde geworden ist, sich im Welthorizont kulturell und politisch nicht aufgibt".
Auch die Kirche und die Christen seien angehalten, "Europa nicht aufzugeben" - jenen Kontinent, "der im Lauf der bisherigen Kirchengeschichte am längsten und fundamentalsten vom Christentum geprägt worden ist und dessen christliche Wurzeln auch heute trotz aller Säkularisierung millionenfach tragen und nähren".
Küng: Hoffnung keimt nach Jahr der Krise
Der St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng sieht nach einem von Krisenmeldungen dominierten Jahr 2009 nun Hoffnungsschimmer für das kommende Jahr: "Nach der großen Wirtschaftskrise scheint wieder etwas Hoffnung zu keimen in Europa und auch in unserem Land", so Küng im St. Pöltener Dom.
Vieles sei gesellschaftlich in Bewegung geraten, so erinnerte Küng etwa an die Debatten um die Themen Abtreibung, "Pille danach", die Eingetragene Partnerschaft für homosexuelle Paare, die "Kruzifix-Debatte" oder auch die jüngste "Minarett-Debatte". Küng:
"Hier spüre ich die Anfrage nicht nur an die katholische Kirche, sondern an alle Religionen: was ist eure Rolle in der Gesellschaft von heute?" Als "Zeichen der Hoffnung" müsse man dabei werten, "dass die Welt bei all diesen Themen noch immer die Stimme der Kirche hört".
Als "große Konstante" am Jahreswechsel bezeichnete Küng das "Jahr des Priesters", dass sich in der Diözese St. Pölten in zahlreichen Aktivitäten im neuen Jahr niederschlagen werde - so etwa einer großen Wallfahrt der Priester gemeinsam mit Bischof Küng im Juni nach Rom. Außerdem ist für Juni eine diözesane "Woche für das Leben" geplant, die unter dem Motto "Ja zum Leben, Ja zum Kind, Ja zur Familie" stehen wird. Ein weiterer Höhepunkt des kommenden Jahres stellt laut Küng das 350-Jahr-Jubiläum und der gleichzeitige Abschluss der Renovierungsarbeiten an der Wallfahrtsbasilika Maria Taferl dar. Am 12. September wird dies mit einer Altarweihe gefeiert.
(forts. mgl.)
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