• 01.07.2009, 12:30:03
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Die Zukunft der Flüsse in Oberösterreich: Bevölkerung will ökologische Flussgestaltung

Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprojekts "Flussdialog OÖ" vom Lebensministerium und dem Land Oberösterreich präsentiert

Wien (OTS) - Vor dem Hintergrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie und
deren regionaler Umsetzung haben das Land Oberösterreich und
Lebensministerium das einzigartige BürgerInnenbeteiligungsprojekt
"Flussdialog OÖ" gestartet. An fünf ausgewählten Flüssen konnte die
Bevölkerung mitreden, wie es in Zukunft mit den Lebensadern in ihren
Regionen weitergehen soll. Das Interesse war groß: 5.000 BürgerInnen
zeigten sich betroffen und haben an Online-Befragungen teilgenommen.
Im Ergebnis spricht sich die Bevölkerung klar für ökologische
Flussgestaltung und nachhaltigen Hochwasserschutz aus. Das teilt das
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft mit.

Übergeordnetes Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist es, bis
spätestens 2027 einen guten ökologischen Zustand der Gewässer zu
erreichen. Vor diesem Hintergrund wurden in den letzten Jahren die
Flusseinzugsgebiete in Österreich genauer denn je untersucht. Dabei
hat sich gezeigt, dass die heimischen Flüsse und Seen über eine sehr
gute Wasserqualität verfügen. Auch Belastungen des Grundwassers
treten kaum auf.

In einem alpinen Land wie Österreich, das zudem seinen Strombedarf
zu einem Großteil aus Wasserkraft deckt, ist es allerdings nicht
weiter verwunderlich, dass 67 Prozent der Flüsse in der ökologischen
Situation beeinträchtigt sind. "Zentrale Herausforderung für die
nächsten Jahre ist es, die Flüsse wieder als ökologische Lebensräume
zu begreifen und ihre Gestaltung mit den Erfordernissen des
Hochwasserschutzes, der Wasserkraftnutzung und der nachhaltigen
Entwicklung des ländlichen Raumes in Einklang zu bringen", erläutert
Wilfried Schimon, Leiter der Sektion Wasser im Lebensministerium. 140
Millionen Euro werden in einer seit diesem Jahr wirksamen neuen
Förderschiene des Bundes bis 2015 für Maßnahmen zur Verbesserung der
Gewässerstrukturen bereitgestellt. "Jährlich werden darüber hinaus
160 Millionen Euro für den Hochwasserschutz ausgegeben, auch mit
diesen Investitionen wird viel für die ökologische Verbesserung
unserer Flüsse und Bäche gemacht", so Schimon weiter.

Auch ein Großteil der insgesamt 4.900 km langen Gewässerstrecke in
Oberösterreich ist von ökologischen Beeinträchtigungen betroffen. Nur
3,7 Prozent des Gewässernetzes befinden sich in einem sehr guten,
gegenüber dem Naturzustand nahezu unveränderten, Zustand. "Den
übrigen Flüssen fehlen ursprüngliche Merkmale wie durchgängige
Fließstrecken, vielfältige Uferstrukturen oder die Verbindung zu
Nebenarmen", erklärt Umweltlandesrat Rudi Anschober. 30 Millionen
Euro aus den zur Verfügung stehenden Bundesmitteln stehen für das
Land Oberösterreich bereit. "Wir haben auf Landesebene bereits 2004
eigene Mittel für Verbesserungen eingeplant, allein im laufenden Jahr
investieren wir zusätzliche 3 Millionen Euro", so Anschober weiter.

Flüsse sind die Lebensadern in den Regionen. Wie ihre Gestaltung
im Detail aussieht, betrifft die Bevölkerung in hohem Maß. Um die
Meinungen der Bevölkerung in zukünftige Planungen und
Schwerpunktsetzungen einfließen lassen zu können, haben Land
Oberösterreich und Lebensministerium den Flussdialog OÖ initiiert. An
den fünf ausgewählten Flussregionen Große Mühl, Krems, Maltsch,
Mattig und Obere Traun wurden Dialogveranstaltungen mit den
betroffenen Interessensgruppen durchgeführt.

Kernstück des Projekts waren Online-Befragungen, bei denen alle
Wahlberechtigten ihre Einschätzung zu Kraftwerksbau, Hochwasserschutz
oder Schutz des Grund- und Trinkwassers abgeben konnten. Die
Initiative ist auf großes Interesse gestoßen: Rund 5.000
BefragungsteilnehmerInnen verdeutlichen das Nahverhältnis der
Menschen zum Lebensraum Gewässer.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Bevölkerung der
ökologischen Flussgestaltung einen hohen Stellenwert beimisst. Beim
Hochwasserschutz halten 96 Prozent die freie Entwicklung des Flusses
in natürlichen Windungen mit breiteren Ufern und Altarmen für eine
sinnvolle Maßnahme, Schutzbauten sollen sich vorrangig auf Siedlungen
konzentrieren. 91 Prozent plädieren für das Schaffen von breiteren
und natürlichen Uferbereichen, 80 Prozent davon befürworten auch die
Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen in Auwald. Die natürliche
Gestaltung bislang verbauter Flussabschnitte wird - nach mehr
Radwegen entlang des Flusses - als zweitwichtigste Maßnahme zur
touristischen Attraktivierung gesehen.

Als weniger wichtig wird von der Bevölkerung die Durchgängigkeit
der Flüsse eingeschätzt. Dass der Fluss frei von Hindernissen ist,
ist nur für 16 Prozent ein wichtiges Anliegen. 39 Prozent geben den
Verbleib einer Mindestwassermenge bei Wasserentnahmen für Industrie
oder Kraftwerke als Faktor für den guten Zustand der Gewässer an.
Gerade in diesem Bereich stellt sich die Situation jedoch als
besonders ungünstig dar. Hunderte Querbauwerke und fehlende
Umgehungshilfen für Fische sind mitverantwortlich für die unzufrieden
stellende ökologische Situation der Gewässer in Oberösterreich.

Das Top-Kriterium für einen guten und natürlichen Zustand ist aus
Sicht der Bevölkerung die Schadstofffreiheit. Eine diesbezügliche
Gefährdung wird aber kaum bis gar nicht verortet. Weitere angegebene
Kriterien sind natürliche Artenvielfalt im und am Fluss (68%) sowie
natürliche Flussverläufe (64%).

Der durchgängige Wunsch der Bevölkerung nach naturnah gestalteten
Flüssen deckt sich mit den Vorstellungen der Politik. "Wir wollen in
Oberösterreich bis 2015 möglichst viele Gewässerabschnitte
renaturieren und verbessern. Die Vorgaben der
EU-Wasserrahmenrichtlinie nutzen wir als Chance für eine natürliche
Artenvielfalt im und am Wasser, für die Schaffung lebendiger
Naherholungsräume für die Menschen sowie für nachhaltigen
Hochwasserschutz", resümiert Anschober. Die Ergebnisse des
Flussdialogs werden in Oberösterreich bis auf Gemeindeebene evaluiert
und mit den vorhandenen Planungsgrundlagen verglichen. Gegebenenfalls
werden Nachjustierungen vorgenommen.

"Österreich hat eine hervorragende Position in der
Wasserwirtschaft. Wir werden diese Politik der konsequenten Schritte
auch weiterhin umsetzen. Den guten Zustand an allen Gewässern werden
jedoch auch wir nicht von heute auf morgen erreichen. Wir werden
deshalb die Fristen, die uns die EU-Wasserrahmenrichtlinie vorgibt,
nützen und im Sinne unserer Gewässer optimal handeln", erklärt
Schimon abschließend.

Rückfragehinweis:
Lebensministerium
Pressestelle
Tel.: (++43-1) 71100 DW 6703, DW 6823

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