- 30.06.2009, 14:08:46
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Beethovens "Elise" findet sich im Wiener Domarchiv
Berliner Beethoven-Fachmann Kopitz sieht starke Indizien dafür, dass der Komponist sein berühmtes Klavierstück der Sängerin Elisabeth Böckl gewidmet hatte
Wien, 30.06.2009 (KAP) Ludwig van Beethoven (1770-1827) hat sein
populäres Klavierstück "Für Elise" höchstwahrscheinlich der Sängerin
Elisabeth Röckel (1793-1883) gewidmet. Zu diesem Schluss kommt der
Berliner Beethoven-Forscher Klaus Martin Kopitz nach Auswertung von
Aufzeichnungen im Archiv des Wiener Stephansdoms. Zwar gibt es kein
Dokument, dass diese Zuordnung direkt belegt. Aus den Matriken des
Domarchivs über die Taufe ihres ersten Kindes (9. März 1814) geht
aber hervor, dass sich Elisabeth Röckel in Wien offenbar Elise - und
nicht Elisabeth - nannte, erläuterte Kopitz am Dienstag im Gespräch
mit "Kathpress".
"Da zudem belegt ist, dass Elisabeth Böckel 1810, als Beethoven das
Stück komponierte, eng mit dem Komponisten befreundet war, erscheint
die Annahme naheliegend, dass ihr das Stück gewidmet wurde: Es gab
zu dieser Zeit keine weitere Frau namens Elise (oder Elisabeth) in
Beethovens Leben", so Kopitz.
Wem Beethoven das Albumblatt "Für Elise", an dem bis heute kein
Klavierschüler vorbeikommt, gewidmet hatte, beschäftigt die
Musikwissenschaft seit langem. Das Originalnotenblatt, das heute
verschollen ist, trug von Beethovens Hand die Aufschrift: "Für Elise
am 27. April zur Erinnerung von L. v. Bthvn". Der renommierte
Beethoven-Fachmann Kopitz wird seine Forschungsergebnisse im Detail
im Band 9 der Bonner Beethoven-Studien darlegen; der Band wird 2010
erscheinen.
Elisabeth Röckel wurde in der Nähe von Regensburg geboren. Sie wurde
ursprünglich auf die Namen "Maria Eva" getauft. Um 1807/08 folgte
sie ihrem Bruder Joseph August Röckel nach Wien; der Tenor trat in
Wien unter Beethovens eigener Leitung als erster Florestan in dessen
"Fidelio" auf. Über ihren Bruder lernte Elisabeth Röckel, selbst
Sopranistin, auch Beethoven kennen und zählte bald zu dessen
Freundeskreis, wofür es mehrere Belege gibt.
Nach Engagements in Bamberg und in Prag debütierte sie schließlich
1811 mit großem Erfolg am Kärntnertor-Theater in Wien. 1813
heiratete Elisabeth Böckel den Komponisten Johann Nepomuk Hummel
(1778-1837), einen Freund und zugleich musikalischen Wettstreiter
Beethovens. Mit ihrem Mann ging Elisabeth Böckel 1816 nach Stuttgart
und 1819 nach Weimar. Die freundschaftliche Verbindung zu Beethoven
blieb.
Viele Jahre später berichtete Hummels Schüler Ferdinand Hiller über
die Eheleute Hummel: "Die jugendliche, anmutige Hausfrau, die als
Mädchen auch das lebhafteste Interesse Beethovens erregt hatte,
empfing mich mit einfacher Herzlichkeit und der Meister selbst hatte
sich inmitten seiner glänzenden Erfolge die gewinnendste
Anspruchslosigkeit bewahrt". Die freundschaftliche Verbindung
Beethovens und Hummels belegen Dankbriefe Beethovens, die nach
Hummels Tod in dessen Schreibtisch gefunden wurden. Nach Beethovens
Tod bewahrte Elisabeth Böckel eine Locke seiner Haare und eine
seiner Schreibfedern als Andenken auf.
(ende)
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