Kapellari: "Glaubhafte Christen sind Frischzellen in der Gesellschaft
Grazer Diözesanbischof feierte Festmesse mit den Teilnehmern der Versammlung des Österreichischen Cartellverbandes in Murau -Dienstbereite Eliten sind notwendig für Gesellschaft und Kirche
Graz, 25.05.2009 (KAP) Gegen die Vorstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts stirbt Religion nicht ab, sondern ist vielfach lebendig, "freilich nicht nur in edlen, sondern auch in pathologischen Ausprägungen": Dies betonte der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari beim Gottesdienst anlässlich der Versammlung des Österreichischen Cartellverbands (CV) in Murau. Das Dasein und Wirken "unzähliger glaubhafter Christen und ihrer Gemeinschaften" wirke in Österreich und in Europa wie "Frischzellen" im Gefüge der Zivilgesellschaft und im Leib der Kirche.
Im Makroklima der Gesellschaft vieler europäischer Länder seien Christentum und Kirche freilich heute angefochten, erinnerte Bischof Kapellari: "Einerseits durch eine laue Windstille in Gestalt von religiöser Gleichgültigkeit und Beliebigkeit und andererseits durch einen anwachsenden Gegenwind". Das Wort Krise sei heute ein Diagnosewort sowohl für den gesellschaftlichen wie auch den kirchlichen Bereich. Zugleich sei dies eine Herausforderung an gesellschaftliche wie an religiöse Eliten, "sich dieser Realität zu stellen, statt sich lähmen zu lassen oder in oberflächliche Zerstreuung auszuweichen".
Das Wort Elite sei zwar seit den späten sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts diskreditiert, indessen sei aber weithin wieder erkannt worden, dass Eliten "für das Gedeihen einer Gesellschaft notwendig sind und dass auch die Kirche ohne sie nicht auskommt". Freilich gelte das nicht für arrogante und egoistische, sondern nur für dienstbereite und einem hohen Ethos verpflichtete Menschen und Gruppen, betonte Bischof Kapellari. Der CV stehe in seiner Geschichte und Gegenwart im Magnetfeld des Begriffs Elite in seiner allgemein gesellschaftlichen wie in seiner spezifisch christlichen Bedeutung.
Zwei Akzente seien für ein glaubhaftes Christentum unter der Herausforderung des Begriffs Elite besonders wichtig, so der steirische Bischof: Die Bereitschaft zur Einübung ins Christsein und die Bereitschaft zur Entscheidung. Das Wort Einübung sei in den Jahren nach 1968 eilfertig und leichtfertig mit Dressur gleichgesetzt worden, auch im religiösen Leben habe sich ein Kult der Spontaneität etabliert. Die Folge seien Defizite im religiösen Wissen und auch in der religiösen Praxis. Daher sollten die katholischen Studentenverbindungen Lernorte einer neuen Einübung ins Christentum werden.
Das Prinzip Entscheidung wiederum sei von besonderer Bedeutung, weil die globalisierte Welt auch in religiöser und weltanschaulicher Dimension einem riesigen Markt gleiche. Kapellari: "Man kann dort wählen und man muss schließlich auch wählen, wenn man nicht auf dem Niveau eines Naschmarktes verbleiben will". Was Gesellschaft und Kirche heute besonders dringend brauchen, seien Menschen, deren Entscheidungen auf gründlichem Nachdenken beruhen und die schließlich "fundamental Gott gewählt haben".
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