"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Die Nagelprobe kommt erst" (Von WOLFGANG SABLATNIG)
Ausgabe vom 26. Jänner 2009
Innsbruck (OTS) - Die Regierung Faymann punktet mit neuem Stil.
Wie gut sie arbeitet, muss sich aber erst zeigen.
So absurd es klingen mag: Werner Faymann und Josef Pröll sind zumindest vorerst Profiteure der Wirtschaftskrise. Alles, was zur Bekämpfung eben dieser gesagt und getan wird, ist nahezu sakrosankt. Die Kritiker lassen sich schlechtestenfalls zu einem "Mehr" hinreißen.
Faymann und Pröll haben in den ersten 50 Tagen ihrer Koalition auch durch einen neuen Stil gepunktet. Alles, was nach Streit und Auseinandersetzung aussehen könnte, wird vermieden. Sie haben ihre Lektion aus den rot-schwarzen Dauerstreits gelernt.
Also alles gut? Keineswegs. Eine erste Belastungsprobe werden die Landtagswahlen in Kärnten und Salzburg am 1. März - wenn auch mit eher geringem Streitpotenzial. Denn die rote Mehrheit in Salzburg scheint ungefährdet. Und in Kärnten ist die chronische Schwäche der Landes-ÖVP der beste Garant dafür, dass Streit auf Bundesebene als Folge des Wahlergebnisses ausbleibt.
Das erste Mal wirklich gegeneinander antreten müssen Faymann und Pröll dann am 7. Juni bei der EU-Wahl. Aber auch diese Auseinandersetzung kann schaumgebremst geführt werden, wenn - und darauf deutet alles hin - schon vorher festgelegt wird, wer den prestigeträchtigen Posten des künftigen österreichischen EU-Kommissars besetzen darf.
Bleibt auf Sicht die Wirtschaftskrise, die zur echten Nagelprobe wird. Wirken all die teuren Maßnahmen - Konjunktur- und Bankenpaket, Verschrottungsprämie etc. - oder gerät Österreich genauso tief in den Sog der Krise wie andere Staaten. Gegen Rezession und Wirtschaftskrise hilft dann auch rot-schwarzes Kuscheln nicht mehr.
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