• 26.11.2008, 10:15:47
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96 000 Menschen mit Behinderungen doppelt so stark von Armut betroffen

Steigende Armut ist kein Naturgesetz. Armutsbekämpfung ist möglich Armutskonferenz fordert rasche Maßnahmen.

Wien (OTS) - "96 000 Menschen mit Behinderungen sind in Österreich
von Armut betroffen.", macht die Armutskonferenz auf die aktuelle
Situationaufmerksam. "Damit ist ihr Armutsrisiko doppelt so hoch
(13%) wie das der Restbevölkerung.", zitiert Sozialexperte Martin
Schenk die Armutsstatistik. "37 000 Personen mit Behinderung können
ihre Wohnung nicht angemessen warm halten, 69 000 leben in
überbelegten Wohnungen, 38 000 sind mit wichtigen Zahlungen im
Rückstand."

Im Vergleich mit anderen Bevölkerungsgruppen, die ein hohes
Armutsrisiko aufweisen, tritt bei Personen mit Behinderung hohe
manifeste Armut und hohe soziale Ausgrenzung auf. Wer mit einer
Behinderung wenig finanzielle Möglichkeiten hat, hat auch weniger
gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten und ist von stärkerer
sozialer Ausgrenzung bedroht.Und umgekehrt. Wer durch eine
Behinderung in zentralen gesellschaftlichen Bereichen geringeren
Zugangsmöglichkeiten ausgeliefert ist, hat auch geringere ökonomische
Mittel zur Verfügung, so Diakonie-Sozialexperte
Schenk.

"Steigende Armut ist kein Naturgesetz", weist die Armutskonferenz
auf die zahlreichen Möglichkeiten Armut zu verhindern hin: " Wir
können einiges gegen die Armutsgefährdung behinderter Menschen tun".

- Für die angepeilte Sozialhilfereform müssen die
Verbesserungsvorschläge aus der Begutachtung eingearbeitet werden,
besonders was das Wohnen, die Hilfe in besonderen Lebenslagen und den
Vollzug der Länder betrifft. Es kann keine Mindestsicherung geben,
die diesen Namen verdient, ohne dass die tatsächlichen Wohnkosten für
die Betroffenen abgedeckt werden, ohne die Sicherung österreichweiter
Standards bei existentiellen Nöten in besonderen Lebenslagen, ohne
eine Reform des Vollzug der Sozialhilfe in
den Ländern und ohne Reform der aktiven Arbeitsmarktpolitik", so
Schenk.

- Denn die Biographie vieler Menschen mit Behinderung ist geprägt
von kurzfristigen Beschäftigungs-Verhältnissen, Leasingarbeiten und
Phasen der Erwerbslosigkeit. Existenzsicherung und aktive
Arbeitsmarktpolitik gehören zusammen. Die Armutskonferenz spricht
sich für eine massive Investition in aktive Arbeitsmarktpolitik bei
gleichzeitiger Existenzsicherung Erwerbsloser aus. Die Notstandshilfe
ist um 8% seit 2000 gesunken. Armutsbekämpfend wirkt
Arbeitsmarktpolitik aber nur, wenn es am AMS passende Angebote gibt.
Wenn auch Menschen mit Teilerwerbsfähigkeiten Chancen bekommen. Wenn
"workless poor" nicht in "working poor" verwandelt werden mit
prekären, nachhaltig dequalifizierenden Jobs. Wenn die vielfältigen
Problemlagen wie Wohnen, Kinderbetreuung, gesundheitliche
Beeinträchtigungen,Schuldenregulierung bearbeitet werden.

- Eine rasche Akuthilfe wären Steuergutschriften im Rahmen der
Steuerreform für NiedrigeinkommensbezieherInnen

- Die beiden großen Brocken 'Energie’ und 'Wohnen’ drücken schwer
auf einkommensarme Haushalte. Neben leistbarem Wohnraum geht es auch
darum, die Heizkosten zu senken. Kurzfristig heißt das, den
Heizkostenzuschuss in eine echte Grundsicherung zu integrieren,
österreichweit zu vereinheitlichen und mit Investitionen in
Energiesparmaßnahmen zu verbinden. Um Menschen an der Armutsgrenze zu
entlasten, müssen die Betroffenen beim Umstieg auf nachhaltige und
auf Dauer günstigere Energieformen sowie bei Maßnahmen für einen
geringen Energieverbrauch und durch leistbaren öffentlichen Verkehr
unterstützt werden.

- Grundsätzlich helfen Einkommensarmen Investitionen in
Dienstleistungen, die sie im Alltag unterstützen: von der
Kinderbetreuung über aktive Arbeitsmarktpolitik bis hin zu
Pflegehilfen. Hier entstehen Win-win-Situationen zwischen
Fraueneinkommen, Arbeitsplätzen, Frühförderung von Kindern und
Pflegeentlastung Angehöriger. Auch ein Bildungssystem, das den
sozialen Aufstieg fördert und nicht sozial selektiert, wirkt.
Existenzsichernd wären auch Sozialtransfers, sofern sie
- wie in dreizehn EU-Ländern üblich - valorisiert werden. Und nicht
zuletzt Jobs, von denen man leben kann, so die Armutskonferenz
abschließend.

DIE ARMUTSKONFERENZ.

Österreichisches Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung.Die
Mitgliedsorganisationen der Armutskonferenz betreuen und unterstützen
500 000 Hilfesuchende im Jahr www.armutskonferenz.at

Rückfragehinweis:
Martin Schenk: 0664/ 544 55 54 oder 01/ 409 80 01
Koordinationsbüro Armutskonferenz: Tel: 01/ 402 69 44

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | ARM

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