Zum Inhalt springen

Wiener Zeitung: Unterbergers Kommentar: Sommer-Sonderbarkeiten

Ausgabe vom 21. August 2008

Wien (OTS) - "Oh Schmerz lass nach": Das dachte man in diesem
Sommer oft angesichts sonderbarer Äußerungen heimischer Politiker. "Lunacek: Plassnik muss US-Indien-Atomdeal verhindern". So konnte man etwa in der APA lesen. Früher war solches nur einem James Bond zugetraut worden. Aber wenn ihnen gar nichts mehr einfällt, dann machen die Grünen halt auch die spröd-blonde Außenministerin zur allmächtigen Superagentin.

"Im vorliegenden Entwurf wurde die sprachliche Gleichbehandlung nicht durchgehend angewandt und es sind vor allem folgende Formulierungen zu beanstanden: der Prüfer, der Markeninhaber, der Gegner . . ." und so weiter bis hin zu "der Widersprechende": Das ist der ganze Inhalt der Stellungnahme der Sektion II des Bundeskanzleramtes zur Novelle des Patentgesetzes - zusammen mit Empfehlungen wie: (übrigens Duden-widrig) "PrüferInnen" zu schreiben oder gleich den ganzen Text "umzuformulieren". Da möchte man allen künftigen Regierungen noch eine weitere Umformulierung empfehlen:
Solange sich die Republik ganze Sektionen leisten kann, die solchen Unsinn zum Lebensinhalt haben, sollte man in künftigen Regierungsprogrammen Worte wie "Verwaltungsvereinfachung" und "Einsparungen" einsparen.

"Man hat etwas zu tun, um die Kaufkraft zu stärken. Dass sich die Menschen das Leben leisten können, ist machbar." So als ob man in Österreich verhungern müsste, sprach nicht etwa der ÖGB-Präsident (der sicher auch) oder der Caritas-Präsident (der sogar mit Garantie), sondern Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Denn derzeit muss ja jeder seinen Senf zum Thema Preisanstieg dazugeben. Leitl erklärt auch gleich, wie er sich das vorstellt: nämlich durch "Kollektivverträge auf europäischer Ebene". Das ist zwar ein alter Wunsch von Leitls Freunden in der Gewerkschaft, aber mit absoluter Sicherheit kein Mittel zur Senkung von Preisen. Das würde ganz im Gegenteil einen weiteren Inflationsschub auslösen. Denn Kollektivverträge treiben Kosten und Preise immer in die Höhe. Wo der Wettbewerb wegfällt, ist noch nie etwas billiger geworden. Das sollte auch ein Christoph Leitl eigentlich schon einmal gelesen haben. Es steht sogar in ÖGB-Broschüren (wenn auch nicht in Hinblick auf Kollektivverträge).

"Asylanten-Mizzi": Ich gebe zu, wir haben uns schon so an das Vokabular Jörg Haiders aus der alleruntersten Lade gewöhnt, dass einem dazu wirklich nichts mehr einfällt.

www.wienerzeitung.at/tagebuch

Rückfragen & Kontakt:

Wiener Zeitung
Sekretariat
Tel.: 01/206 99-478
redaktion@wienerzeitung.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | PWR0001