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Rheumatoide Arthritis: Späte Behandlung kann teuer kommen

Wien (OTS) - Rund 62.500 (1) Österreicher leiden an rheumatoider Arthritis. Die Krankheit tritt meist zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr auf, während die Betroffenen mitten im Leben stehen. Zu spät therapiert, drohen häufig Arbeitsunfähigkeit und Invalidität. Die Kosten dafür belasten nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Wirtschaft. Experten machen jetzt auf die Folgen aufmerksam.+++

Chronische entzündlich-rheumatische Erkrankungen, an der Spitze die rheumatoide Arthritis, gehören zu den teuersten Krankheiten der gesamten Medizin", so Univ.-Prof. Dr. Winfried Graninger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Leiter der Abteilung für Rheumatologie an der Medizinischen Universität Graz. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass RA-Patienten Gesundheitsleistungen deutlich öfter in Anspruch nehmen als andere Patienten. Sie besuchen mindestens doppelt so häufig den Allgemeinmediziner und haben dreimal so viele Termine beim Facharzt.(2) Experten schätzen, dass in Österreich die Kosten bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf pro Patient jährlich 21.768 Euro (3) betragen. "Ausgaben für Arztbesuche, Medikamente oder Spitalsaufenthalte machen davon aber nur ein Drittel aus", weiß Prof. Graninger, "zwei Drittel der Krankheitskosten entstehen durch Krankenstände oder Erwerbsunfähigkeit als Folge zu später Behandlung." Um diese Folgeschäden zu minimieren sei die Früherkennung und rechtzeitige Therapie entscheidend, so Prof. Graninger weiter, "die Medizin hat heute innovative Therapien zu bieten, die in das Krankheitsgeschehen eingreifen und Patienten so eine dauerhafte Teilnahme am Erwerbsleben ermöglichen können".

EU: Ursache Nummer 1 für Frühpensionierung und Invaliditätsrente

Innerhalb der EU sind entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparats, wie die rheumatoide Arthritis, bereits jetzt Ursache Nummer Eins für Frühpensionierungen, Invaliditätsrenten und Arbeitsplatzverluste. (4) Im Rahmen einer Studie (5) wurden die sozialen und ökonomischen Auswirkungen der Erkrankung auf das private und berufliche Umfeld der Patienten untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass es schon in den ersten Krankheitsjahren zu einschneidenden sozialen Veränderungen kommt. Nach Angaben der Betroffenen gehören dazu vor allem eingeschränkte Mobilität (52%), eine Veränderung des beruflichen Status (51%) und damit verbunden Einkommensverluste (23%). Innerhalb von 6,5 Jahren sind bis zu 40% der Patienten nicht mehr in der Lage ihren Beruf auszuüben. Laut WHO (2003) steigt diese Zahl mit Fortschreiten der Erkrankung drastisch an: zehn Jahre nach Ausbruch der Erkrankung sind bis zu 59% der RA-Patienten nicht mehr berufstätig. (6)

Produktivitätsverluste auf Dauer nicht leistbar

"Gerade in Zeiten knapper Kassenbudgets ist die effektive Behandlung chronischer Erkrankungen nicht nur medizinisch notwendig, sondern auch ökonomisch sinnvoll", meint dazu Dr. Martin Gleitsmann, Leiter der Sozialpolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich, "auf Dauer können wir es uns nicht leisten, dass Menschen mit rheumatoider Arthritis vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen. Jeder Krankenstandstag ist einer zuviel und somit muss es auch das Ziel sein, diese zu minimieren." Insgesamt fielen in Österreich allein 2004 rund 35 Millionen Krankenstandstage an. Für die Betriebe entstanden daraus Kosten von bis zu 6,5 Milliarden Euro. (7) "Gelingt uns eine zehnprozentige Senkung aller Krankenstände, könnte die österreichische Wirtschaft um bis zu 650 Millionen entlastet werden", so Martin Gleitsmann. "Die rheumatoide Arthritis ist in diesem Zusammenhang nicht nur hinsichtlich der massiven Belastung für die Betroffenen, sondern auch angesichts der volkswirtschaftlichen Kosten ein Krankheitsfeld, dem entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet werden muss."

Informationen zu rheumatoider Arthritis (RA)

Die rheumatoide Arthritis ist eine chronische, progressive und lebenslange Erkrankung, die zu einer bedeutsamen Krankheitslast führen kann. In Österreich leiden rund 62.500 (8) Menschen an rheumatoider Arthritis. Die Erkrankung ist nach derzeitigem Stand der Medizin nicht heilbar. Bei rechtzeitigem Therapiebeginn ist die Krankheit jedoch meist gut behandelbar und die Lebensqualität der Patienten kann so entscheidend verbessert werden. Der zu späte Einsatz neuer Therapieoptionen kann bei Menschen, die an rheumatoider Arthritis leiden, schwere Folgeschäden nach sich ziehen. Darüber hinaus bedeutet dies durch Arbeitsausfälle, Invalidität und Frühpensionierungen auch eine enorme soziale Belastung für die Arbeitnehmer und hohe Kosten für den Arbeitsmarkt.

Die in diesem Pressetext verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen.

1) Berechnung lt. Statistik Austria X/2007; angenommene Prävalenz 0,75%/Prävalenz 0,5 - 1%. Rheumatologie in Kürze, Hrsg.: Villinger P, Seitz M, S. 572006, Thieme Verlag 2) Girard F, Guillemin F, Novella JL, Valckanaere I, Krzanowska K, Vitry F, et al. Health-care use by rheumatoid arthritis compared with non-arthritic subjects. Rheumatology 2002;41:167-75 3) Leeb, Burkard F. et al.: The economic Burden of Rheumatoid Arthritis, 2005.

4) Woolf, Anthony, Major and Chronic Diseases Report 2007, S.27,

5) Bräuer, W, Merkesdal, S, Mau, W; Langzeitverlauf und Prognose der Erwerbstätigkeit der chronischen Polyarthritis, Z Rheumatologie 61:426-434 (2002) 6) The Burden of Musculoskeletal Conditions at the start of the Millenium, WHO Technical Report Series 919, Geneva 2003 7) Biffel G, Guger A, Fehlzeitenreport 2007, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, S.5

8) Berechnung lt. Statistik Austria X/2007; angenommene Prävalenz 0,75%/Prävalenz 0,5 - 1%. Rheumatologie in Kürze, Hrsg.:
Villinger P, Seitz M, S. 572006, Thieme Verlag

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