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AK: Große Unternehmen und Banken fahren Rekordgewinne ein, zahlen aber immer weniger Steuern

Studie: Großkonzerne zahlen rund 17 Prozent, Kreditinstitute absolute "Sparefrohs bei Steuerleistung"

Wien (OTS) - "Schön und gut, dass die großen, börsenotierten Unternehmen sich für ihre Steuerleistung loben lassen. Aber die Realität schaut leider anders aus", sagt AK Direktor Werner Muhm:
"Gemessen an den Gewinnsteigerungen, sind die Steuerleistungen mehr als dürftig." Einer vorliegenden AK-Studie zufolge, kann vom viel zitierten "Sprudeln der Körperschaftsteuer" nicht die Rede sein: Die Körperschaftsteuereinnahmen sind zwar laut Angaben des Finanzministeriums von 4,4 Mrd. Euro 2005 auf zuletzt 5,7 Mrd. Euro im Jahr 2007 gestiegen. Die Unternehmen haben ihren Profit allerdings gleichzeitig in rekordverdächtige Höhen gesteigert, ATX-Unternehmen zB in den letzten drei Jahren um 63 Prozent. Mit dieser Entwicklung konnten die Steuerleistungen nicht mithalten. Im selben Zeitraum ist der effektive Steuersatz gesunken und liegt nur mehr bei knapp mehr als 20 Prozent. Bei den wichtigsten österreichischen Kapitalgesellschaften spiegelt sich dieses Ergebnis ebenfalls wider:
Einer Gewinnsteigerung von 38 Prozent in den Jahren 2004 bis 2006 steht ein Absinken der Steuerquote von 21 auf 17,4 Prozent gegenüber. Fast drei Viertel der untersuchten Unternehmen liegen unter dem nominellen Steuersatz von 25 Prozent. Über eine marginale Steuerquote von bis zu zehn Prozent freuen sich 26 Prozent der Kapitalgesellschaften. Kreditinstitute liegen ganz im Trend der "Schmalspur-Steuerzahler". Banken zahlen 2007 effektiv nur 7,4 Prozent Steuern vom Gewinn und sind "somit die absoluten Sparefrohs bei der Steuerleistung", sagt Muhm: "Bei der Vermögensbelastung gehen wir gegen Null, die Unternehmensbesteuerung wird immer weiter zurück geschraubt. Auf der anderen Seite ist die Belastung auf Arbeit in Österreich insgesamt zu hoch. Wir brauchen rasch eine Steuerreform, die für mehr Gerechtigkeit und Fairness sorgt."

Die Abteilung Betriebswirtschaft der AK-Wien hat die Steuerleistung von österreichischen Unternehmen unter die Lupe genommen. Zwei zentrale Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Zahlen heimische Unternehmen tatsächlich den gesetzlichen Steuersatz von 25 Prozent? Und wie hoch sind die eigentlichen Steuerzahlungen? Ziel der Studie ist es, die Steuerentwicklung aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven zu beurteilen und bei den Unternehmen nach Kriterien wie Börsennotierung, Größe oder Branche zu differenzieren. Die Studie wurde deshalb anhand von drei prägnanten Unternehmenssamples durchgeführt: ATX notierte Unternehmen, dem Kreditsektor und auf Basis von Einzelabschlüssen der wichtigsten 570 österreichischen Kapitalgesellschaften (GmbH und AG).

Steuersatz bei ATX-Konzernen sinkt kontinuierlich
Bei den ATX-Konzernen haben sich Gewinne und Ertragssteuern wie folgt entwickelt: Der Gewinn vor Steuern hat sich von 2005 auf 2007 um gigantische 63 Prozent gesteigert, bei der Entwicklung der Steuerquote sieht es allerdings anders aus: Tatsächlich steigen die ausgewiesenen Ertragsteuern im Verhältnis unterproportional, der effektive Steuersatz ist sogar von 21,53 auf 20,51 Prozent zurückgegangen. Zum Zeitpunkt der Untersuchung sind folgende Unternehmen am ATX notiert: A-Tec Industries, Andritz, bwin, Böhler-Uddeholm, Erste Bank, EVN, Flughafen Wien, Intercell, Mayr Melnhof, Österreichische Post, OMV, Raiffeisen International, RHI, Telekom Austria, UNIQA, Verbund, Voest Alpine, Wr. Städtische, Wienerberger und Zumtobel.

Große Unternehmen zahlen effektiv nur 17,4 Prozent Steuern vom Gewinn
Die Auswertung der Einzelabschlüsse der 570 wichtigsten österreichischen Kapitalgesellschaften (GmbH und AG) der Jahre 2004 bis 2006 zeigt ein ähnliches Bild: Während der Gewinn in diesem Zeitraum von 7,7 Mrd. Euro auf 10,6 Mrd. Euro gestiegen ist (+ 38 Prozent), zahlen Unternehmen nur knapp 0,2 Mrd. Euro mehr an Abgaben. Die effektive Steuerquote ist damit drastisch von 21 auf 17,4 Prozent im Jahr 2006 zurückgegangen. Im selben Jahr haben die betreffenden Unternehmen Umsätze in der Höhe von 110 Mrd. Euro erwirtschaftet und 375.000 MitarbeiterInnen beschäftigt. Beinahe drei Viertel dieser Unternehmen liegen unter dem nominellen Steuersatz von 25 Prozent. Über eine marginale Steuerquote von bis zu 10 Prozent freuen sich 26 Prozent der Unternehmen. Große Kapitalgesellschaften sind mit einem Steuersatz von 17,2 Prozent am besten bedient, während sich für kleinere und mittlere Unternehmen eine Steuerquote von bis zu 24,3 Prozent errechnen lässt.

Steuervorteil für Kreditinstitute im Osten ist Mythos
In einem weiteren Schritt wurden auf Basis der Jahresabschlussdaten der Österreichischen Nationalbank die Entwicklung des effektiven Steuersatzes bei österreichischen Kreditinstituten untersucht. Das Ergebnis: Die effektive Steuerbelastung liegt ebenfalls deutlich unter 25 Prozent, der Steuersatz ist im Jahresvergleich 2005 bis 2007 sogar drastisch gesunken. Der effektive Körperschaftsteuersatz von 12,5 Prozent im Jahr 2004 hat sich fast halbiert und liegt 2007 nur mehr bei 7,4 Prozent. Die Analyse der Steuerleistung der Bankentöchter in Zentral- und Osteuropa widerlegt außerdem den Mythos vom Steuervorteil im Osten: Die Steuerbelastung bei den Tochtergesellschaften macht im Jahr 2007 19,3 Prozent aus, damit ist die Steuerquote aber noch immer mehr als doppelt so hoch als am Standort Österreich.

SERVICE: Die detaillierte Untersuchung finden Sie auf wien.arbeiterkammer.at.

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Thomas Angerer
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