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Österreichs Treppenhäuser voller Sturzgefahren

Eine aktuelle KfV-Erhebung zeigt: Österreichs Treppenhäuser sind mangelhaft. Angemessener Zustand und Gestaltung könnten tausende Unfälle pro Jahr verhindern.

Wien (OTS) - Rund 33.000 Personen verletzten sich im Jahr 2007 bei Treppenstürzen zuhause so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Eine aktuelle Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zeigt: Viele Unfälle könnten vermieden werden, wenn Treppenhäuser sicher gebaut und gestaltet wären. Österreichweit wurden 637 Wohnhäuser unterschiedlicher Bauperioden überprüft. Die Ergebnisse waren nicht nur in Altbauten (Baujahr bis 1939) und Nachkriegsbauten (Baujahr 1940 bis 1965), sondern auch in Neubauten (Baujahr ab 1966) ernüchternd.

Handläufe nicht ausreichend

Knapp drei Viertel der erhobenen Nachkriegsbauten hatten keine Handläufe auf beiden Seiten, bei den Alt- und Neubauten war es mehr als die Hälfte (58% bzw. 60%). "Obwohl auf Treppen mit mehr als vier Stufen Handläufe auf beiden Seiten gefordert werden (laut ÖNORM B 1600), war dies in den meisten Wohnhäusern nur auf einer Seite der Fall. Dabei ist das Geländer auf beiden Seiten eine wichtige Sturzvorkehrung", weiß Dr. Rupert Kisser, Bereichsleiter Heim, Freizeit & Sport im KfV. Für ein sicheres Stiegenhaus sollten Handläufe außerdem noch etwa 40 Zentimeter über das Ende der letzten Treppenstufe hinausreichen. Auch diese Normforderung war in vielen Häusern nicht erfüllt: Bei 79 Prozent der Altbauten, sowie rund jedem zweiten Nachkriegs- (55%) und Neubau (54%) endeten die Handläufe abrupt. "Im Fall eines Sturzes im unteren Treppenbereich kann das leicht zum Verhängnis werden, da man beim Versuch sich abzustützen ins Leere greift", warnt Kisser.

Mängel bei der Beleuchtung

Für eine gute Erkennbarkeit der Stufen ist die Beleuchtung des Treppenhauses entscheidend. Doch: 21 Prozent der Neubauten waren nicht genügend ausgeleuchtet, bei den Nachkriegsbauten waren es 26 Prozent. Schlusslicht bilden die Altbauten: Bei mehr als einem Drittel (37%) war die Beleuchtung nicht ausreichend, um die Stufen gut zu erkennen. Bei einem Viertel der überprüften Gebäude reichte die Dauer des Minutenlichts für langsame Personen nicht aus, um in alle Stockwerke zu gelangen. "Ideal sind Bewegungsmelder im gesamten Stiegenhaus. Doch in nur etwa jedem zehnten Altbau-Treppenhaus und rund jedem fünften Nachkriegs- und Neubau wird das Minutenlicht über bewegungsempfindliche Sensoren gesteuert", so Kisser. Farb- oder Leuchtstreifen an den Kanten der ersten und letzten Stufe gab es in kaum einem der Wohnhäuser (Altbau: 5%, Nachkriegszeit: 2%, Neubau:
8%). Dabei erhöhen diese die Sichtbarkeit der Stufen deutlich und können unabhängig von der Bauperiode angebracht werden.

Viele Stufen nicht rutschfest

Der Zustand und die Gestaltung der Stufen haben großen Einfluss auf Ausrutschen, Stolpern und Hängenbleiben. Besonders bei Altbauten wurden einige Sicherheitsmankos festgestellt: Die Stufen waren beinahe bei jedem zweiten Altbau (43%) ausgetreten, bei jedem fünften vor 1939 errichteten Wohnhaus waren sie auch unterschiedlich hoch. Ein Viertel der Altbau-Treppenhäuser wies Bodenunebenheiten auf. "Natürlich muss berücksichtigt werden, dass gerade bei Altbauten Abnutzungserscheinungen sichtbar werden. Derartige Abnützungen müssen aber regelmäßig saniert werden", rät Kisser. Die Stufen bei Wohnhäusern, die vor 1939 gebaut wurden, wiesen großteils (60%) runde Kanten auf, bei den Nachkriegsbauten waren es 54 Prozent und von den überprüften Neubauten hatten 44 Prozent runde Kanten. "Runde und abgenutzte Kanten erhöhen die Sturzgefahr deutlich. Scharfe Kanten sind hingegen rutschfester", so Kisser.

Vermieter haftet

Die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen wird schwierig, wenn es sich nicht um die eigenen vier Wände, sondern um ein Mehrfamilienhaus oder ein gemietetes Haus mit mangelhaftem Stiegenhaus handelt. Jedem Vermieter muss klar sein, dass ihm im Falle eines Sturzes eine Klage droht, wenn er sich nicht um die Sicherheit seiner Treppenhäuser kümmert. Deshalb appelliert das KfV an alle Hauseigentümer und Vermieter, ihre Stiegenhäuser technisch sicher zu gestalten. Die Sturzgefahr kann so wesentlich verringert werden.

Rückfragen & Kontakt:

Elisabeth Gerstendorfer
Kuratorium für Verkehrssicherheit
Marketing & Kommunikation
Tel.: 05 77 0 77-1906
E-Mail: elisabeth.gerstendorfer@kfv.at
www.kfv.at

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