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"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Krise zum Teil hausgemacht" (Von FLOO WEISSMANN)

Ausgabe vom 28. Mai 2008

Innsbruck (OTS) - Politische Versäumnisse begünstigten die Gewalt in Südafrika.
Zu den Ursachen der Jagd auf Flüchtlinge in Südafrika zählt die Versäumnisliste von Präsident Thabo Mbeki. Schon seine Abwahl als Chef der Regierungspartei ANC hat gezeigt, dass Mbeki nicht mehr das Vertrauen der Massen genießt. Unter seiner Führung hat Südafrika zwar einen wirtschaftlichen Boom erlebt und Einwanderer angezogen. Doch in den Armenvierteln ist der Aufschwung bisher nicht angekommen. Die Zukurzgekommenen wehren sich nun mit Gewalt gegen die Konkurrenz der Einwanderer um Billigjobs und karge Hütten. Die Flüchtlinge wurden damit zu Sündenböcken für die Schatten der neoliberalen Politik. Fairerweise sei gesagt, dass die Transformation von Südafrika nach der Ära der Apartheid eine Herkulesaufgabe ist, die Zeit braucht und nicht ohne Rückschläge verläuft.
Das zweite verhängnisvolle Versäumnis des Präsidenten liegt in seiner Außenpolitik. Er sah zu, wie Robert Mugabe das Nachbarland Simbabwe in eine Diktatur verwandelte und in den Ruin führte. Mbeki schaffte nicht den Bruch mit seinem einstigen Verbündeten gegen den Rassismus der Weißen. Seine stille Diplomatie blieb ohne Ergebnis. Als Folge flüchteten drei Millionen Simbabwer nach Südafrika und verschärften die Misere in den Armenvierteln.
Die Versäumnisse lassen sich nicht über Nacht aufholen. Die Lage in Südafrika bleibt auf absehbare Zeit instabil. Erschwerend kommt hinzu, dass die Behörden den Mob tagelang nicht unter Kontrolle brachten. Mbeki selbst fand erst nach zwei Wochen klare Worte. Das verschlimmert die Not und es schadet dem Ruf des Landes, das sich anschickte, Modell einer afrikanischen Avantgarde zu werden. Vor allem deshalb erhielt Südafrika die Fußball-WM 2010 zugesprochen, über der nun Fragezeichen schweben.

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