Österreich: Christen unterstützen "Global Marshall Plan"-Initiative
Gründungsgeneralversammlung im oberösterreichischen Benediktinerstift Kremsmünster - P. Büchele fordert "globale Sozialpartnerschaft"
Linz, 27.5.08 (KAP) In Österreich ist ein christliches Netzwerk zur Unterstützung der "Global Marshal Plan"-Initiative gegründet worden. Die erste Generalversammlung des Netzwerkes fand am Montag im oberösterreichischen Benediktinerstift Kremsmünster statt. Obmann des Netzwerkes ist der frühere Vizekanzler Josef Riegler; weitere Proponenten sind der Kremsmünsterer Abt Ambros Ebhart, der Vorsitzende des Vorstands des Österreichischen Genossenschaftsverbandes, Hans Hofinger, die Priorin des Benediktinerinnen-Klosters in Steinerkirchen, Gisela Radinger, der Wiener Umwelttechniker Prof. Hans-Peter Lang, der Innsbrucker Sozialethiker em. Prof. P. Herwig Büchele SJ, sowie die Geschäftsführer der "Emmausgemeinschaft" in St. Pölten, Karl Rottenschlager und Walter Feninger. Ziel des "Netzwerkes", das mittelfristig in allen Bundesländern präsent sein will, ist es, die "Global Marshall Plan"-Initiative aus dem Blickwinkel der christlichen Botschaft zu begleiten und in die politische Praxis umzusetzen.
Ein wesentliches Thema der "Global Marshall Plan"-Initiative ist "global governance", eine globale Ordnungs- und Strukturpolitik, die nicht auf eine zentrale "Weltregierung" (global government), sondern auf die freiwillige Kooperation der Nationalstaaten und internationalen Organisationen setzt. Es geht um die Suche nach adäquaten Antworten auf die Globalisierung und um internationale Lösungen für weltweite Probleme, wobei dem Kampf gegen die Armut und der Schutz der Umwelt Priorität eingeräumt wird.
Vor kurzem erschien die zweite Auflage des von Prof. Büchele verfassten Buches "Global Governance. Eine Herausforderung der Global Marshall Plan-Initiative" (LIT-Verlag Wien/Berlin). P. Büchele geht darin der Frage nach, wie mit dem schleichenden Politikverlust nationaler politischer Systeme umgegangen werden soll und wie die Ökonomie - die immer weniger eine Nationalökonomie und immer mehr eine Globalökonomie ist - wieder ein politisches Gegengewicht findet. Eine unipolare Weltordnung, wie sie derzeit im wesentlichen durch die USA geprägt wird, habe langfristig keinen Bestand. Eine Überwindung der derzeitigen politischen und sozialen Gespaltenheit der Welt könne sich "nur über einen grundlegenden Wandel der Beziehungen der Staaten untereinander vollziehen, ein Wandel, der wiederum von einem ökosozialen Umbau der Gesellschaftssysteme dieser Staaten abhängig ist", stellte Büchele fest. Eine Art "Weltinnenpolitik" sei das Gebot der Stunde.
"Global Governance" überträgt aber nicht einfach das Modell aktueller Staatlichkeit - und sei es auch nur das der quasistaatlichen Europäischen Union - eins zu eins auf die Weltebene. Aber das Buch bezieht sehr wohl die Erfahrungen mit ein, die auf staatlicher Ebene gemacht wurden; u.a. fordert es eine "globale Sozialpartnerschaft". P. Büchele legt in dem Buch daher keinen klaren Fahrplan in Richtung universaler Machtausübung vor, sondern "eine Orientierungshilfe, um die Untiefen der heute schon erkennbaren Gefahren der Zukunft wahrnehmen zu können", so der Politologe Anton Pelinka über das Buch. Es biete keine Lösungen, sehr wohl aber Lösungsansätze; "und es fordert heraus, aus den gewohnten Schemata politischer Analysen herauszutreten - als Antwort auf eine gesellschaftliche Wirklichkeit, die eine radikal andere zu werden sich anschickt". (ende)
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