Zum Inhalt springen

AK Präsident Herbert Tumpel:Biosprit keine Lösung fürs Klima

Sachliche Auseinandersetzung mit Biosprit-Kritikern gefordert

Wien (OTS) - Auf einer gemeinsamen Tagung der Arbeiterkammer und
des Ökobüros hat AK Präsident Herbert Tumpel die Kritik an der Biokraftstoff-Strategie von Landwirtschaftminister Pröll bekräftigt. "Die Kraftstoffe aus pflanzlicher Produktion schaden der Umwelt mehr als sie nützen und treiben die Getreidepreise in die Höhe", so Tumpel. "Angesichts der weltweiten Lebensmittelkrise und den dramatisch steigenden Preisen müsse die Regierung ihre Klimapolitik gründlich überdenken", so Tumpel. "Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in den Tank".

Zum Vorwurf der Landwirtschaftskammer, Biosprit-Kritiker arbeiteten der Mineralölindustrie in die Hände, sagte Tumpel: "Wir können damit nicht gemeint sein. Die Arbeiterkammer fordert in der Klimapolitik ganz klar die Vermeidung von Verkehr, die besondere Förderung des öffentlichen Personenverkehrs und die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene. Auch in unserem Steuerkonzept wird dieser Ansatz mit einer besonderen Förderung von Pendlern, die auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen deutlich." Statt polemisch das sensible Thema Spritpreise auszuschlachten sollte man sich an die Fakten halten, so Tumpel weiter. Es gäbe weitaus kostengünstigere Möglichkeiten als Agro-Treibstoffe. Gerade diese würden einerseits durch teuere Förderungen des Staates und damit der Steuerzahler und andererseits von den KonsumentInnen an der Tankstelle bezahlt werden müssten.

Der Arbeiterkammerpräsident verwies außerdem auf eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) und der Universität für Bodenkultur (Boku), die auf der heutigen Tagung präsentiert wurde. Demnach müssten beim weiteren Ausbau der Biosprit-Beimischung rund 95 Prozent der dafür nötigen zusätzlichen Biomasse importiert werden. "Danach hätten auch die heimischen Produzenten nicht viel vom weiteren Ausbau der Biosprit-Beimischung.

Hinzu komme, dass die Biosprit-Beimischung eine extrem teure Klimaschutzmaßnahme sei: Die Einsparung von einer Tonne des klimaschädlichen Kohlendioxids mit Agro-Diesel kostet in Österreich 210 Euro, mit Ethanol sogar 860 Euro, wenn es in Österreich hergestellt wird. Zum Vergleich: Der Durchschnittswert sonstiger Klimaschutzmaßnahmen in Österreich im Rahmen der Umweltförderung kostet im Schnitt etwa 5 Euro pro eingesparter Tonne Kohlendioxid. Auch die Wärmedämmung an Wohnhäusern oder der Ausbau der Fernwärme sind mit etwa 20 bis 40 Euro pro eigesparter Tonne Kohlendioxids noch immer um ein Vielfaches günstiger als Biokraftstoffe.

Auch in punkto Klimaschutz brächten Agrotreibstoffe wenig: Der Anbau und die Verarbeitung der Pflanzen erfordert selbst viel Energie, und die notwendige Düngung setzt selbst klimaschädliche Gase frei.

Nach den Plänen der österreichischen Bundesregierung soll der Anteil von Agro-Treibstoffen bei Benzin und Diesel im Oktober von derzeit 4,3 Prozent auf 5,75 Prozent und schon im Jahr 2010 auf zehn Prozent angehoben werden. Österreich ist das einzige Land der EU, das schon 2010 mit zehn Prozent jenes Ziel erreichen will, das in der EU inzwischen selbst für 2020 umstritten ist.

Bei der Tagung von Arbeiterkammer und Ökobüro wird auch eine Studie der Schweizer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt präsentiert, die zeigt, dass bei fast allen heute gängigen Produktionsmethoden von Biokraftstoffen - abgesehen von den Klimawirkungen - auch die Belastungen der Umwelt durch Versauerung, Verlust von Artenvielfalt oder Luftverschmutzung höher liegen als bei der Verwendung fossiler Kraftstoffe, teilweise um ein Vielfaches. Günstiger schneiden nur die Produktion von Kraftstoffen aus Abfallstoffen und die sogenannten Biokraftstoffe der zweiten Generation ab, die freilich erst Zukunftsmusik sind.

Die AK fordert deshalb:
+ Die Österreichische Bundesregierung muss ihre Klimapolitik neu überdenken.
+ Weg mit dem Preistreiber Biosprit: Er verteuert Lebensmittel und bringt - für viel Geld - praktisch nichts fürs Klima.
+ Auf EU-Ebene sollte eine Evaluierung des wirklichen Nutzens von Biosprit vorgelegt werden, statt immer höhere Prozentsätze für Agrotreibstoff-Anteile festzulegen.
+ Senkung des Spritverbrauchs von Autos in Österreich und auf EU Ebene durch ordnungspolitische Maßnahmen.
+ Umsetzung der Klimaziele durch volkswirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen wie vor allem Förderung und Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Forcierung der Fernwärme aus Abwärme und massive Steigerung der Wärmedämmung von Gebäuden.

Rückfragen & Kontakt:

Ute Bösinger
AK Wien Kommunikation
tel.: (+43-1) 501 65-2779
ute.boesinger@akwien.at
wien.arbeiterkammer.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | AKW0001