- 19.05.2008, 16:43:47
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Mauthausen-Feier: "Ehrfurcht vor den Opfern"
Metropolit Staikos, Bischof Bünker und Bischof Schwarz bei ökumenischem Gottesdienst in der KZ-Gedenkstätte - "Christen hätten immer wieder den Mut Jesu gebraucht"
Linz, 18.5.08 (KAP) Der christliche Glaube mahnt die Kirchen, "alle
Menschen und alle Völker" als gleichwertig zu achten, sich
bedingungslos für den Schutz ihrer Würde einzusetzen "und wenn es
notwendig sein sollte", auch "entschiedenen Widerstand" zu leisten.
Dies betonte der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Michael
Staikos am Sonntag beim ökumenischen Gottesdienst zur Befreiungsfeier
in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Wörtlich sagte der Metropolit:
"Jedes Mal, wenn wir uns hier versammeln, bin ich ergriffen dankbar,
dass wir diesen Weg hierher nicht vermeiden, sondern mit Offenheit,
Ehrlichkeit und Mut die Ereignisse in Erinnerung rufen". Es gehe
nicht darum, Rachegefühle hervorzurufen, sondern in Ehrfurcht vor den
Opfern "an unsere Verantwortung damals und heute für den Frieden und
die gegenseitige Achtung zu denken".
Staikos betonte, dass Jesus öffentlich die Wahrheit und das Recht
ausgesprochen hatte; "diesen Mut Jesu hätten auch die Christen immer
wieder gebraucht". In diesem Zusammenhang stellte der Metropolit die
Frage: "Welche Haltung haben wir als Christen in der Geschichte
eingenommen? Welche Haltung haben auch unsere Verantwortlichen vor
den jeweiligen Machthabern gezeigt und welche Haltung nehmen wir
heute zu den verschiedenen Machthabern und im Hinblick auf die
Weltsituation ein, in der Missachtung, Ausbeutung, Ungerechtigkeit,
Entwürdigung, Unterdrückung geschieht?"
Immer wieder werde jene Haltung des Apostels Petrus eingenommen, der
nach der Verhaftung Jesu leugnete, sein Jünger zu sein, erinnerte der
Metropolit. Die Ohren seien verschlossen und die "Stimme der
Unterdrückten, Entrechteten und Gemarterten" werde nicht gehört.
Staikos: "Was muss noch auf dieser Welt passieren, damit wir
reagieren? Wie viel Unrecht muss geschehen, wieviele Kriege müssen
geführt werden, wieviele Menschen müssen noch durch Hunger und Durst
sterben, wie stark muss die Schöpfung Gottes missachtet werden, damit
wir alle, auch das neue Europa wach gerüttelt werden, um öffentlich
Stellung zu beziehen und Widerstand zu leisten?"
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. habe bei der Dritten
Europäischen Ökumenischen Versammlung 2007 in Sibiu betont, dass die
Grundlagen des neuen Europa nicht auf wirtschaftliche, politische,
kulturelle Dimensionen begrenzt werden können, betonte Staikos. Nach
Auffassung des Patriarchen gehe vielmehr darum, mit christlicher
Überzeugung "für die Schaffung eines menschlichen und sozialen
Europa" zu arbeiten, das "vom Licht Christi erleuchtet" wird und wo
deshalb "die Menschenrechte und die grundlegenden Werte des Friedens,
der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz und der Solidarität
herrschen". Zugleich erinnerte Staikos an die Schlussbotschaft der
Ersten Europäischen Ökumenischen Versammlung 1989 in Basel, in der
festgestellt wurde, dass vom christlichen Glauben her "jeder Mensch -
unabhängig von Hautfarbe, Religion, Rasse, Nationalität und Sprache -
das Bild Gottes in sich trägt und gleichberechtigtes Mitglied der
menschlichen Familie ist". (forts)
K200804560
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