- 30.04.2008, 16:05:00
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"KURIER"-Kommentar von Michael Hufnagl: Gier nach dem Abgrund
Die Inzest-Tragödie lässt tief blicken. Das zeigt auch die Sorge um unser Image.
Wien (OTS) - Seit Tagen sind wir bemüht, das "Unfassbare" ins
Fassbare zu übersetzen, das "Unvorstellbare" vorstellbar zu machen,
das "Unbeschreibliche" in Worte zu gießen. Seit Tagen überwältigt uns
die "Sprachlosigkeit" in Form von Erzählungen, Mutmaßungen und
Diskussionen. Seit Tagen sind wir bemüht, für das Grauen jene
Bezeichnungen zu finden, die dem Grauen und unserem Anspruch auf
Superlative gerecht werden. Seit Tagen schauen und hören wir hin,
schütteln wir die Köpfe, erheben wir die Finger, lassen wir uns
treiben im Sog des Bösen. Seit Tagen fegt die Inzest-Tragödie - und
in ihrem Schatten die Besserwisserei über Rechtssprechung, Behörden
und Zivilcourage - alles hinweg. Seit Tagen können wir unsere Gier
nach Sensation, Abgrund und Angst nicht leugnen. Seit Tagen ist
Amstetten. Und mittendrin erhebt sich plötzlich groß und mächtig die
Sorge um einen Imageschaden. Staatstragend wird verkündet, dass sich
Österreich nicht in Geiselhaft nehmen lässt (gelungenes Bild im
Übrigen). Ein Journalist hat gefragt: "Was ist los in diesem Land?"
Und diese Frage lässt sich wohl zu jedem Land stellen. Aber statt
patriotischer Abwehrreflexe (Einzelfall!!!) wäre die Suche nach
Antworten sinnvoll. Viele davon schlummern nämlich ganz tief in uns
selbst.
Rückfragehinweis:
KURIER
Innenpolitik
Tel.: (01) 52 100/2649
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