• 30.04.2008, 09:10:00
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Creditreform Privatinsolvenzstatistik 1. Quartal 2008: Ernüchternde Bilanz

Trotz guter Konjunkturlage und rückläufiger Gesamtinsolvenzen hält der Negativtrend bei Privatinsolvenzen an

Wien (OTS) - Die endgültigen Zahlen der Insolvenzstatistik von
Creditreform für das 1. Quartal 2008 bestätigen den Negativtrend der
letzten Jahre bei den Privatinsolvenzen. Während die
Unternehmensinsolvenzen weiterhin rückläufig sind, stiegen die
Privatinsolvenzen im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres um 10,7%
an und erreichten einen neuen Rekordstand von 2.365. Ein Ende dieses
Trends ist nicht in Sicht. "Angesichts der etwa 300.000
überschuldeten Haushalte in Österreich ist leider großes Potential
auch weiterhin an neuen Insolvenzkandidaten vorhanden", sagt Rainer
Kubicki, Geschäftsführer von Creditreform Österreich. Bereits jetzt
kommt es durchschnittlich zu 37 Privatinsolvenzverfahren pro Werktag,
auf 10.000 erwachsene Österreicher entfallen statistisch mehr als
drei insolvente Schuldner. Die durchschnittliche Verschuldung beträgt
je Insolvenz ca. Euro 40.000.

Privatinsolvenzen: Das Bundesländerranking

Im Bundesländervergleich verzeichneten Vorarlberg (+25%, 195
Fälle) und Wien (+23,9%, 840 Fälle) den höchsten Zuwachs an
Privatinsolvenzen. Ein niedriger Anstieg ließ sich in Salzburg
(+3,1%, 133 Fälle) beobachten. Wirklich positiv fiel in diesem
Vergleich nur Tirol auf, das als einziges Bundesland einen
Privatinsolvenz-Rückgang (-18,9%, 227 Fälle) vorweisen konnte.
In Vorarlberg gab es mit fast 7 insolventen Privatpersonen pro 10.000
erwachsene Einwohner doppelt so viele Insolvenzen wie im
österreichischen Durchschnitt (3,5 je 10.000 Einwohner). Auch hier
lag Wien mit 6,2 Insolvenzen je 10.000 Erwachsenen auf Platz zwei.
Die niedrigste Insolvenzbetroffenheit herrschte im Burgenland (1,7
Insolvenzen je 10.000 Erwachsene).

Positiv: Rückgang bei mangels Masse abgewiesenen Konkursanträgen

Ein Lichtblick dieser Statistik ist der Rückgang an mangels Masse
abgewiesenen Privatkonkursanträgen um immerhin 11,3% auf 297 Fälle.
Diese Tendenz ist erfreulich, da nur ein ordentliches
Schuldenregulierungsverfahren sicher stellt, dass überschuldete
Haushalte und Personen entlastet werden und einen Neustart
unternehmen können. Die anerkannten Schuldnerberatungsstellen leisten
hier durch ihre professionelle Beratung und Vorbereitung gute Arbeit.

Conclusio 1. Quartal 2008 - Mehr Information, weniger Risiko

Während sich die österreichischen Unternehmen über einen guten
Start ins neue Jahr freuen können, ist die Bilanz bei den
Privatinsolvenzen ernüchternd. Hinter der Zahl von 2.365
Privatinsolvenzen stehen Menschen bzw. Familien, die für die nächsten
Jahre mit dem Existenzminimum auskommen müssen. Die Ursachen dieser
ernüchternden Bilanz liegen nicht nur in der Inflation und den
steigenden öffentlichen Gebühren, sondern schlicht in der Tatsache,
dass viele Österreicher über ihren Möglichkeiten leben und es am
privaten Finanzmanagement fehlt. Unüberlegte Ratenvereinbarungen und
leicht zu erlangende Konsumenten-Kredite machen es vielen dabei zu
leicht. Dazu kommt mangelnde Kenntnis im richtigen Umgang mit Geld.
Auch bei Konsumenten müssten daher objektive Kriterien der
Risikoprüfung und damit Kreditvergabe gelten. Kreditnehmer müssen
einfach genauer unter die Lupe genommen werden (können). Um hier
schlechte Zahler schneller zu erkennen, sollten
Wirtschaftsauskunfteien und Inkassoinstitute Zugang zum
Exekutionsregister der Gerichte erhalten. Wer nicht zahlt und bei wem
die Forderung gerichtlich eingetrieben werden muss, soll nicht noch
weiter auf Kosten der Gläubiger leben können. Auch die EU-Kommission
fordert in einem Grünbuch zur Stärkung der Rechte der Gläubiger einen
besseren Austausch von Informationen über den Vermögensstand von
Schuldnern.

"Scheidung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit sind nicht schuld an
der hohen Anzahl der Privatkonkurse. Hierbei handelt es sich
hauptsächlich eher um 'Insolvenzkatalysatoren', die zu einer
Beschleunigung der Schuldenspirale führen. Deshalb plädieren wir
dafür, dass Kreditnehmer strenger geprüft werden und dass eine
Bonitätsprüfung für Privatpersonen möglich wird", sagt Rainer
Kubicki. Ein weiterer Aspekt, der nicht vergessen werden darf ist,
dass einige schlechte Zahler auch die Existenz ihrer Gläubiger massiv
gefährden. Letztlich würden die Maßnahmen des Gläubigerschutzes aber
auch dem Selbstschutz der Schuldner vor weiterer Verschuldung dienen.

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AOM/Original Text Service sowie im Volltext der Aussendung auf
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Rückfragehinweis:

Für den Inhalt verantwortlich, Rückfragehinweis und Insolvenzstatistik:
   Mag. Gerhard M. Weinhofer, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
   Creditreform Österreich 
   Tel.: +43-1-218 62 20-551
   mailto:g.weinhofer@wien.creditreform.at
   www.creditreform.at

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