"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Nur Vorsorge bringt Heilung" (Von GABRIELE STARK)

Innsbruck (OTS) - Der Arzt bestimmt den Wirkstoff, der Apotheker
wählt das günstigste Medikament dazu aus. Die Reaktionen auf den
Vorschlag der Sozialpartner waren vorhersehbar. Natürlich haben die
Ärzte wenig Freude, wenn ihnen ein Stück Entscheidungsgewalt entzogen
wird. Ebenso leuchtet ein, dass die Apotheker diese Aufgabe gerne
übernehmen. Und selbstverständlich entlockt es der Pharmaindustrie
keine Jubelrufe, wenn es um Sparmaßnahmen geht, die ihre Einnahmen zu
schmälern drohen. All diese Eigeninteressen sind legitim, den
Ausschlag geben müsste aber ohnehin das Patienteninteresse.
Letztlich würde die Kompetenzverschiebung vom Arzt zum Apotheker aber
den Patienten nicht kränker machen, ebenso wenig wie sie Ärzte oder
Pharmaindustrie in ihrer Existenz bedroht. So ist die Frage vielmehr,
ob diese Maßnahme überhaupt dazu beitragen könnte, die kranken Kassen
zu heilen.
Sie mag einen kurzfristigen Effekt haben. Langfristig löst sie aber
das Problem nicht - den ständig steigenden Arzneimittelverbrauch. Es
sind vorrangig Zivilisationskrankheiten, denen medikamentös zu Leibe
gerückt werden muss. Denn Arzneien für das Herz-Kreislauf- und
Nerven-System sowie den Stoffwechsel führen die Verschreibungslisten
an - Mittel gegen Bluthochdruck, Depressionen oder zu hohe
Cholesterinwerte also. Da muss angesetzt werden. Keineswegs, indem
man Patienten Medikamente vorenthält, sondern indem man sie nicht
erst zu Patienten werden lässt. In Vorsorge und die Gesundheit der
Menschen investieren lautet das richtige Rezept. Diese Ausgaben
würden sparen helfen und das nicht nur bei Arzneimitteln, sondern dem
System insgesamt.

Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung
Chefredaktion
Tel.: 05 04 03 DW 610

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