• 05.03.2008, 20:21:55
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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Gemeinsam wären Clinton und Obama eher chancenlos" (von Ernst Heinrich)

Ausgabe vom 06.03.2008

Graz (OTS) - Noch vor wenigen Monaten herrschte Hochstimmung unter
den Demokraten. Zwei Bewerber mit Niveau schickten sie ins Rennen:
Barack Obama, den mitreißenden Visionär, und Hillary Clinton, den
kühlen Politprofi. Nach der desaströsen Ära des Republikaners George
W. Bush schien ihnen der Sieg bei der Präsidentenwahl im November
fast schon sicher.

Doch mittlerweile ist den Parteistrategen schmerzhaft bewusst
geworden, dass ihre Rechnung nicht aufgehen könnte. Schließlich muss
einer der beiden Bewerber verlieren und je länger der Kampf dauert,
desto schmerzhafter wird es.

Dass Hillary Clinton gestern andeutete, sie und Obama könnten sich
zusammentun und gemeinsam in den Präsidentschaftswahlkampf ziehen,
ist nur vordergründig ein "Stein der demokratischen Weisen". Denn
Mrs. Clinton ließ offen, ob sie oder Kontrahent Obama in diesem
"Dreamteam" die Nummer eins wären. "Die Wähler sollen entscheiden",
sagte sie kryptisch. Aber die Wähler haben bereits entschieden -
indem sie keine Entscheidung trafen. Die restlichen Vorwahlen in ein
paar eher unbedeutenden Bundesstaaten werden daran auch nicht mehr
viel ändern. Fazit: Das demokratische Wählervolk ist gespalten in der
Frage, ob erstmals eine Frau oder ein Farbiger in den Endkampf um das
Weiße Haus ziehen soll.

Ganz abgesehen davon ist Clintons Vorschlag, als Duo in die
Wahlschlacht gegen den Republikaner John McCain zu ziehen, ohnedies
nicht sehr ernst zu nehmen. Eine Frau und ein Farbiger als Präsident
und Vizepräsident (oder umgekehrt) - das wollen im konservativen
Amerika wohl nur wenige. Die beiden wären kein Traumpaar, sondern ein
Albtraum-Duo, das die wachsenden Chancen McCains weiter erhöhen
würde.

Trotz Clintons Schalmeien-Tönen haben sie und Obama gestern noch sehr
kämpferisch gewirkt. Beide wollen das Duell fortsetzen, obwohl
Wahlauguren so gut wie keine realistische Chance mehr sehen, dass
Clinton den Rückstand noch aufholen könnte. Aber sie kann Barack
Obama weiter beschädigen, indem sie den Kampf bis zum Parteikonvent
im August fortsetzt, bei dem die "Super-Delegierten", die
VIP-Politiker der Demokraten, ohne Basisvotum frei nach Gusto die
Entscheidung treffen können. Doch eine Kampfabstimmung wäre ein
denkbar schlechter Start in den eigentlichen Wahlkampf

Die Demokraten können daher nur hoffen, dass einem der beiden das
Geld für das parteiinterne Duell ausgeht. Und zwar rasch. ****

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