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DER STANDARD-Kommentar "Hang zur Gießkanne" von Leo Szemeliker

Ausgabe vom 11.1.2007

Wien (OTS) - Nach all den Berichten über versteckte Fouls und
offen ausgetragene Streitereien unter den Regierungspartnern darf nun einmal festgestellt werden: Mit dem Lehrlingspaket ist etwas gelungen, dem zumindest der Anspruch abgenommen werden darf, dem Wohl des Landes zu dienen.
Die Finanzierung ist zwar noch nicht klar, doch für Zukunftsausgaben muss Geld herbeigeschafft werden - dafür werden die Politiker bezahlt. Man hat sich leider nicht darauf einigen können, eine alte Gießkannenregelung, die keine erkennbaren positiven Effekte auf dem Arbeitsmarkt gezeitigt hatte, abzuschaffen. Es könnte sein, dass ein Klubobmann hartnäckig dagegen war, weil er selbst als Kanzler im Zuge seiner Pensionsreform seinerzeit Menschen über 56 Jahre von den Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung befreit hatte. Würde man hier zurückgehen, wäre das Lehrlingspaket ausfinanziert, so die Sozialpartner. Und es wäre auch noch Geld da für ein Paket für Ältere.
Dieses soll bis März ausverhandelt sein. Ein ambitioniertes Vorhaben für nur zwei Monate Zeit. Denn würde man hierbei das Best-Practise-Modell Europas nachzubauen versuchen, wäre ein radikaler Systemwechsel angesagt: Die Finnen versuchen - etwa mit standardisierten Instrumenten wie einem Arbeitsfähigkeitsindex -Firmen beratend dabei zu unterstützen, wie man Ältere gewinnbringend für alle in den Arbeitsprozess einbaut, anstatt sie in den Ruhestand zu drängen oder mit Strafen auf ungerechtfertigte Invaliditätspension zu bedrohen.
Das Lehrlingspaket ist jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn dabei die Fördergießkanne wieder nicht komplett weggepackt worden ist. Mehr fallorientierte Förderungen sind aufwändig. Aber sie bringen für den Standort die höhere Rendite. Allein, diese wird vielleicht erst lange nach dem nächsten Wahltermin erlöst werden können.

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