Fundierte ZUK-Diskussion zu Finanzmarktkrisen
Experten einig: Bankenaufsicht muss verbessert werden
Wien (SK) - Auf Einladung der SPÖ-Zukunfts- und Kulturwerkstätte in Kooperation mit dem Wiener Wirtschaftskreis kam es Dienstagabend zu einer hochrangig besetzten Diskussionsrunde zum Thema "Finanzmarktkrisen - Therapie und Prävention". Der ehemalige Finanzminister Ferdinand Lacina betonte in seinen Begrüßungsworten, dass das "Thema Finanzmarktkrise leider auch in den nächsten Monaten noch aktuell sein wird". Einig waren sich die Experten - Bernhard Felderer (Instituts für Höhere Studien), Hans-Helmut Kotz (Deutsche Bundesbank) sowie Peter Mooslechner (Österreichische Nationalbank) -darin, dass hinsichtlich der von den USA ausgehenden letzten Finanzmarktkrise die Kontrollmechanismen nicht funktioniert haben. Es brauche daher eine verbesserte Bankenaufsicht und stärker ausgebildete Risikopuffer - etwa durch "mehr Eigenkapitalunterlegung", so Kotz vor rund 200 interessierten ZuhörerInnen. ****
IHS-Chef Felderer skizzierte in seinem Statement den groben Verlauf der letzten Krise: So habe das "Platzen der Immobilienblase" zusammen mit den Vorgängen rund um so genannte "Asset Backed Securities" (forderungsbesicherte Wertpapiere), die eine Anzahl an "faulen Krediten" enthielten, zur gegenwärtigen Finanzmarktkrise geführt. Es habe sich hier auch klar gezeigt, dass "die Kontrollmechanismen mit Sicherheit nicht funktioniert haben". Der momentan zu beobachtende Anstieg der Arbeitslosenzahlen in den Vereinigten Staaten sei Indiz dafür, dass die "Krise in den USA auch auf die Realwirtschaft übergreift", so Felderer, der allerdings hervorhob, dass es "in Europa keine Nachrichten gibt, dass sich realwirtschaftlich etwas ändert".
Unbedingter Bestandteil institutioneller Reformen müsse laut Felderer eine langfristig angelegte verstärkte Eigenkapitalunterlegung sein. Ebenso müsse es zu einer Verbesserung der Einsichtsmöglichkeiten in die Risikobewertung von Rating-Agenturen kommen, so Felderer, der unterstrich, dass sich der Umstand der Existenz der Europäischen Währungsunion hinsichtlich der jüngsten Finanzmarktkrise als "Riesenvorteil" herausgestellt habe.
Kotz ortet Korrekturbedarf bei Kreditvergabe
Kotz unterstrich, dass es "Korrekturbedarf bei der Kreditvergabe und auch hinsichtlich der Finanzierungsinstrumente" gebe. So seien "funktional identische Instrumente auch identisch zu regulieren", so Kotz' Plädoyer für eine Einbeziehung so genannter "Schattenbanken" in die Bankenaufsicht. Lob gab es von Kotz für den Weg, den Österreich bei der Bankenaufsicht (geteilte Zuständigkeit zwischen Österreichischer Nationalbank und Finanzmarktaufsicht) eingeschlagen hat: Österreich habe hier eine "gute Idee gehabt". Grundsätzlich sei zu fragen, wie man mit Liquiditätsrisiken umgeht - diese Frage sei in den letzten zwanzig Jahren nicht oder jedenfalls zu wenig berücksichtigt worden, ergänzte Kotz.
Mooslechner - Auf regulatorischer Ebene tätig werden
Bisher wisse man über die gesamte Situation "noch immer sehr wenig, daher sind auch keine finalen Antworten zu erwarten", hielt Mooslechner fest. Dennoch sei klar, dass es zukünftig vor allem auf regulatorischer Ebene Handlungsbedarf gebe. Mooslechner ging in seinem Statement zwar von sich ergebenden "konjunkturellen Effekten" aus, zeigte sich aber dennoch optimistisch, dass die gegenwärtige Krise durch eine verbesserte Aufsicht in den Griff gekriegt werden könne.
Silvia Angelo (Klubsekretärin der SPÖ für Budget, Finanzen, Industrie und Wirtschaft), die durch den informativen Abend führte, unterstrich abschließend, dass das "rege Interesse an der Veranstaltung zeigt, dass das Thema hoch brisant ist und offenbar zu selten diskutiert wird". (Schluss) mb
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