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Wiener Zeitung: Andreas Unterbergers Tagebuch

Leondinger Ökonomie

Wien (OTS) - Einer der ersten Höhepunkte des politischen Jahres wird die Teilprivatisierung des oberösterreichischen Energieversorgers EAG. Genauer gesagt: der wilde Kampf der dortigen SPÖ gegen diesen Verkauf durch ÖVP und - erstaunlicherweise - die Landesgrünen. Erich Haider, Parteichef und welterfahrener Ehrenbürger von Leonding, versucht mit diesem Kampf einen Erwin Pröll an Demagogie zu übertreffen (der die Nichteinhaltung von Gesetzen zum Wahlkampfanliegen macht).

Nun, warum eigentlich wirklich privatisieren? Wäre es nicht sicherer, möglichst viele Firmen in öffentlichem Eigentum zu halten? Noch immer stellen viele Menschen solche Fragen. Das ist zumindest seit den 80er Jahren erstaunlich, da der real existierende Sozialismus im kommunistischen Osten und der real existierende Sozialismus im verstaatlichten Österreich unter gewaltigem Getöse und Zurücklassung astronomischer Schulden zusammengestürzt sind. Vor allem wegen des Versagens der Staatswirtschaft. Gerade in Oberösterreich hätte man jene historische Lehrstunde eigentlich hautnah mitverfolgen können (wenn man nicht gerade am Biertisch gesessen ist).

Dieses kollektive Fiasko war kein Zufall. Denn in jedem Betrieb, wo der Staat (ob Bund, ob Land, ob Gemeinde) Eigentümer ist, reden Parteipolitiker mit, die eine ganz andere Priorität als das Unternehmen haben: nämlich Wahlsiege. Sie wollen Günstlinge als Generaldirektor oder Portier versorgen; sie zwingen die Firmen, als Sponsor für politische Zwecke aufzutreten (warum etwa sponserten die Lotterien, an denen die Bawag beteiligt war, ausgerechnet das publikumsferne, aber gewerkschaftsnahe Volkstheater?); sie sehen in Mitarbeitern wie Geschäftspartnern primär Wähler (oder geheime Parteifinanciers), denen man nur selten mit der im Berufsleben nötigen Konsequenz gegenübertritt; die jüngsten Rechnungshofstatistiken haben gezeigt, dass sich bei staatsnahen Betrieben die Vorstände exorbitante Gehälter zuschieben - trotz Fehlens von Risken und Gewinnen.

Viele dieser Missbräuche sind nicht mehr möglich, sobald der Vorstand laut Aktiengesetz verpflichtet ist, die Interessen aller Aktionäre zu wahren - auch wenn es nur um eine Minderheit geht. Offenbar zum Ärger von Erich Haider & Co.

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