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DER STANDARD-Kommentar "Meinl-Show: Fortsetzung folgt" von Andreas Schnauder

"Mit der jüngsten Rochade zeigt der Banker, was er von Corporate Governance hält" - Ausgabe 2.1.2008

Wien (OTS) - The Show must go on: Das scheint einer der (guten?) Vorsätze von Julius Meinl V. für 2008 zu sein. Zu Silvester verkündete er seinen Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrats der Meinl Bank. Einen Tag später wäre ihm der Schritt wegen der in Kraft tretenden Reform des Bankwesengesetzes verwehrt gewesen.

Aus gutem Grund: Wie nationale (Hypo Alpe Adria) und internationale Beispiele (Siemens) zeigen, ist die Kontrolle von Maßnahmen, die man einst selbst gesetzt hat, suboptimal. Da muss man nicht gleich an die großen Causen wie die Schmiergeldaffäre beim deutschen Industrie-Riesen denken, auch die Beanstandung unspektakulärerer Entscheidungen versagt leicht, wenn diese auf dem eigenen Mist gewachsen sind.

Meinl kam nicht nur der "Cooling-off"-Periode zuvor, die nun für Aufsichtsratsvorsitzende gilt. Er erspart sich auch einen Eignungstest, der für Chefs der Kontrollgremien in Banken Pflicht ist. Wie dieser wohl ausgegangen wäre? Einerlei. Gerade der Meinl Bank, die im Zentrum der Affäre rund um die wertvernichtenden Rückkäufe von Zertifikaten der Meinl European Land steht, hätte jedenfalls die Installierung eines unbestrittenen, unabhängigen Präsidenten gut getan.

Nun hat der angeschlagene Banker gleich einen zweifachen Fehlschlag verabreicht: Er dokumentiert eindeutig, was er von Corporate Governance hält, also jenen Benimmregeln, die für Banken nun auch gesetzlich verankert wurden; und er gibt auch noch unumwunden zu, was er vom Aktienrecht hält: Offenbar nichts, ansonsten könnte er nicht im "operativen Geschäft präsent" sein, wie Meinl erklärte. Denn die Führung, der Aktiengesellschaft obliegt ausschließlich dem Vorstand und nicht dem Aufsichtsrat. Das gilt selbstverständlich auch dann, wenn die Gesellschaft im Familienbesitz steht (was anzunehmen ist, aber aufgrund der intransparenten Struktur nicht eindeutig ist).

In dieses Bild passt, dass sich der Handelsspross keinen unangefochtenen, bekannten Banker an die Spitze der Bank holt, etwa nach dem Beispiel der Bawag und ihrem Krisenmanager Ewald Nowotny. Das hätte kalmiert und den Imageschaden limitiert.

Somit ist klar, dass sich im einstigen Imperium Meinl vorerst nicht viel zum Besseren wenden wird. Das gilt auch für die im Einflussbereich der Bank stehende Meinl European Land (MEL) sowie für die anderen Gesellschaften mit dem einst klingenden Namen. Sowohl bei MEL als auch beim Energieunternehmen Meinl International Power (MIP) bleibt weiter unklar, wer hinter den teileinbezahlten Aktien steht (bei MIP ist nicht einmal klar, ob sie - wie ursprünglich behauptet -begeben wurden). Über diese "Partly Paid Shares" wird die MEL angesichts der sonst breit gestreuten Zertifikate faktisch kontrolliert.

Man erinnere sich an die Worte des MEL-Sprechers, der nach Ausbruch der Krise in Sachen Corporate Governance gelobte: "Ab jetzt wird alles besser", hieß es damals - da schrieb man Ende August. Einzig die Wiener Börse fiel darauf hinein und hofierte die Gesellschaft in den für transparente Werte reservierten Index ATX_Prime, ohne die Eigentümerverhältnisse zu kennen. Zumindest zwischenzeitig, bis die Finanzmarktaufsicht die ersten Bescheide wegen Irreführung ausstellte. Erst dann wurde MEL aus dem Index hinausgeschmissen.

Nicht anders stellt sich die Situation bei der Managementgesellschaft der MEL dar, die ja de facto die Geschäfte führt und dem Meinl-Clan zuzurechnen ist. Weder ein Verkauf noch eine Hereinnahme der Firma, die gut an den MEL-Geschäften verdient, ist bisher erfolgt. Auch bei den anderen wichtigen Reformen wie Einstieg von Investoren oder Verlegung des Firmensitzes von Jersey nach Wien wartet man vergeblich auf Informationen.

Soviel zur Transparenz, die Meinl seit geraumer Zeit groß geschrieben wissen will. Ein rascher Abschluss des für Anleger und Finanzplatz unheilsamen Mohren-Kapitels wird damit vereitelt. Die Fortsetzung der Meinl-Show im neuen Jahr ist gesichert.

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