Schmied: "Ungleiche Ausgangsbedingungen in gleiche Bildungs-Chancen verwandeln"
Bundesrats-Enquete zu "Bildung - Beruf - Wirtschaft - Mehr Chancen für alle"
Wien (SK) - "Wir müssen die Begabungen aller Menschen möglichst früh bestmöglich fördern und wir sind verpflichtet, ungleiche Ausgangsbedingungen in gleiche Bildungs-Chancen zu verwandeln", so Bildungsministerin Claudia Schmied am Dienstag bei der Bundesrats-Enquete "Bildung - Beruf - Wirtschaft - Mehr Chancen für alle". Verstärkte individuelle Förderung sowie kleinere Klassen seien ganz konkrete Maßnahmen, die die Regierung Gusenbauer hier bereits gesetzt habe. Sozialminister Erwin Buchinger unterstrich in seinem Referat, dass es einen "klaren Zusammenhang zwischen sozialen Parametern und dem Bildungsbereich" gebe. Bezüglich Chancengerechtigkeit und sozialer Teilhabe ortete Buchinger drei Gruppen, nämlich behinderte, ältere und Menschen mit Migrationshintergrund, die besonderer Förderung bedürften. Sowohl die Frage der Bildung als auch die der Chancengleichheit könnten "nicht punktuell von einem Ministerium gelöst werden, vielmehr müssen hier alle gesellschaftlichen Kräfte zusammenwirken", so Buchinger. ****
Schmied - Enger Zusammenhang zwischen Bildung und Beschäftigungsfähigkeit
Es gebe einen "engen Zusammenhang" zwischen Bildung und Beschäftigungsfähigkeit, daher "können und dürfen wir uns nicht länger ein Bildungssystem leisten, das eine hohe Zahl an RisikoschülerInnen entlässt", betonte Schmied. Auch sei es inakzeptabel, dass "Bildungserfolge vom Status der Eltern abhängig sind". Hier sei es "Zeit, zu handeln", so Schmied mit Verweis auf folgende zentrale Maßnahmen: + Weiterentwicklung des Kindergartens in Richtung Bildungsgarten auch durch verstärkte Sprachförderung; + "Großschreiben der individuellen Förderung" + Ausweitung ganztätiger Betreuungs- und Schulangebote und + Etablierung qualifizierter Berufsberatung an den Schulen in Kooperation etwa mit dem AMS und Fachhochschulen, um die Bildungs- und Berufsentscheidung besser zu fundamentieren.
Weiters sei es wichtig, lebenslanges Lernen zu forcieren, auch die Möglichkeit kostenloser Bildungsabschlüsse aller formalen Ausbildungen der Sekundarstufe I und II sei ein weiterer zentraler Schritt in die richtige Richtung. Die Bildungsministerin bekräftigte außerdem, dass "Investitionen in Bildung auch Investitionen in eine nachhaltige Weiterentwicklung Österreichs sind".
Buchinger - Mehr Chancengerechtigkeit für Menschen mit Behinderung
Eine Zahl aus dem Armutsbericht habe ihn besonders "bedrückt", so Buchinger mit Verweis darauf, dass Kinder aus Arbeiterhaushalten nur eine fünfprozentige Chance haben, eine akademische Ausbildung abzuschließen, während die Chance für Akademikerkinder bei 50 Prozent liege. Dies zeige klar, dass Armut aufgrund schlechterer Bildungszugänge "weiter vererbt" werde, warnte Buchinger. Vor allem Menschen mit Migrationshintergrund bräuchten verstärkte Qualifizierungsmaßnahmen, auch um die soziale Integration zu stärken.
Zu unterstützen seien auch ältere Arbeitnehmer - etwa durch die Verbesserung der gesundheitlichen Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz oder Einbeziehung in Programme des lebenslangen Lernens. All dies helfe dabei, ältere ArbeitnehmerInnen länger im Arbeitsprozess zu halten, was auch der Pensionsfinanzierung diene. Als "besorgniserregend" bezeichnete Buchinger den Umstand, dass "Menschen mit Behinderung nicht von der günstigen Entwicklung am Arbeitsmarkt erfasst sind". Hier sei gegenzusteuern - etwa durch gemeinsame Maßnahmen von Politik und Arbeitsmarkt, ergänzte der Sozialminister.
Niederwieser - "Berufsorientierung als fixes Schulfach einführen"
Was es dringend brauche, seien verbesserte Instrumente zur Berufsorientierung, so SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser, der für die Einführung der "Berufsorientierung als fixes Fach" plädierte. Ebenso wichtig sei es auch, in der Berufsbildung zu einer echten Qualitätssicherung zu kommen, so Niederwieser, der ferner auf die Wichtigkeit lebenslanges Lernens, aber auch auf die zentrale Bedeutung einer verstärkten Sprachförderung im Vorschulbereich verwies. Erfreut zeigte sich Niederwieser über die verbesserte Bildungskarenz - eine weitere zentrale Maßnahme der SPÖ-geführten Regierung. SPÖ-Wirtschaftssprecher Hannes Bauer sprach sich für eine Neudiskussion der sehr starren institutionellen Rahmenbedingungen hinsichtlich der schulischen bzw. beruflichen Ausbildung von Jugendlichen aus.
Broukal - Hahn ist bezüglich chronischer Unterfinanzierung der Universitäten gefordert
SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal verwies am Rande der Enquete darauf, dass Minister Hahn in seinem heutigen Referat größtenteils nur auf den Schulbereich Bezug genommen habe. Es seien aber "Antworten von Hahn gefordert" - etwa bezüglich der "chronischen Unterfinanzierung der Universitäten". Hahn solle weiters "Strategien zur Verkürzung der Studiendauer und zur Verbesserung der Studienverhältnisse in den personell unterausgestatteten Studienfächern vorlegen", so Broukals Appell.
Bundesrat Schimböck tritt für Erstellung einer Bildungsdokumentation ein
SPÖ-Bundesratsabgeordneter Wolfgang Schimböck plädierte im Anschluss an die Expertenvorträge für die Erstellung einer Bildungsdokumentation. "Großen Handlungsbedarf" ortete Schimböck angesichts des Umstands, dass die internationale Lesestudie PIRLS zeige, dass jährlich 14.000 so genannte RisikoschülerInnen die heimischen Volksschulen verlassen. Verstärkte Maßnahmen brauche es weiters im Bereich der modularen Ausbildung, zudem benötigten Menschen mit Migrationshintergrund sowie ältere ArbeitnehmerInnen stärkere spezifische Förderung, so Schimböck abschließend. (Schluss) mb
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