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Bad Ischler Dialog: Sozialpartner fordern zügige Bildungsreform

Mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem, verstärkte Berufsberatung und leichteren Zugang zu Bildung für alle

Wien/Bad Ischl (ÖGB) - Neue Konzepte für Aus- und Weiterbildung als Chance für Beschäftigung, Wettbewerbsfähigkeit und die wirtschaftliche Stärke Österreichs stehen im Mittelpunkt der Sozialpartnerkonferenz "Chance Bildung" von 3. bis 4. Oktober 2007 in Bad Ischl. "Einem mittelfristigen Engpass an Fachkräften soll heute schon vorausschauend begegnet werden. Innovation, gut ausgebildete ArbeitnehmerInnen und unternehmerische Initiative sind die wichtigsten Faktoren für den Wirtschaftsstandort Österreich. Deshalb brauchen wir ein modernes, an den Prinzipien des Lebensbegleitenden Lernens orientiertes Bildungssystem", betonen der Direktor der Bundesarbeitskammer, Werner Muhm, der stellvertretende Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, Reinhold Mitterlehner, Richard Leutner, leitender Sekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes und der Generalsekretär der Landwirtschaftskammer, August Astl.++++

Die Durchlässigkeit im Bildungssystem müsse erhöht, die Bildungsberatung intensiviert und die Ausbildungsmöglichkeiten für Berufstätige verbessert werden. Höchste Priorität habe die Entwicklung einer Strategie für Lebensbegleitendes Lernen und ein leichterer Zugang zur allgemeinen und beruflichen Bildung für alle. Alle Angebote bis zur Matura sollen unabhängig vom Alter kostenfrei sein.

Als ersten Schritt fordert der Direktor der Bundesarbeitskammer, Werner Muhm, die konkrete Umsetzung des Sozialpartnerpakets für die Jugendausbildung und zur Deckung des Fachkräftebedarfs. "Diese Sozialpartnereinigung zeigt völlig neue Wege in der Lehrausbildung auf", sagt Muhm, "damit können wir den Fachkräftebedarf im Inland decken und damit haben endlich alle Jungen wieder eine gute Chance auf eine Ausbildung mit Zukunft." Als "völlig inakzeptabel" bezeichnet Muhm daher die Tatsache, dass auch im Jahr 2007 Kinder von Arbeitern noch immer viel schlechtere Bildungschancen haben als Kinder von Ärzten und Anwälten. "Die Ausbildung der Jungen, und zwar aller Jungen, ist unsere Chance für die Zukunft", sagt Muhm, "hier darf kein Potenzial verloren gehen." Für die Arbeiterkammer erneuert Muhm daher die Forderung nach einem verpflichtenden Vorschuljahr für alle Kinder. "In der Diskussion um die neue Mittelschule wollen wir, dass mehr sachlich über Fakten geredet als hitzig über Ideologien gestritten wird", sagt der Direktor der Bundesarbeitskammer, "wir Sozialpartner wollen hier unseren Beitrag zur Rückkehr zu den Fakten leisten." Als "Herausforderung für die Zukunft" bezeichnet Muhm die Notwendigkeit, dass die so genannten älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder mehr und bessere Chancen für die Weiterbildung haben.

Die Überprüfung der Leistungsstandards im Ausbildungssystem von außen sei wichtig, um die Qualität zu steigern, betont Reinhold Mitterlehner, stellvertretender Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich. "Ineffizienzen im Bildungssystem müssen angegangen werden, etwa durch eine Managementausbildung für Schuldirektoren." Statt punktueller Vorschläge setzt Mitterlehner auf eine Systemauseinandersetzung. "Ich wünsche mir, dass die Gesamtschule offen und ehrlich und nicht ideologisch diskutiert wird." Aufgabe der Sozialpartner sei es, den politischen Prozess zu unterstützen, aber auch zu beschleunigen, um die Sozialpartnerkonzepte zu verwirklichen. "Alle Betroffenen sollen in die Diskussion eingebunden werden." Verstärkte Berufsberatung sei notwendig, um zu verhindern, dass ein Großteil der Jugendlichen immer in die gleichen Lehrberufe drängt.

Eine rasche Reform des Berufsausbildungsgesetzes fordert Richard Leutner, leitender Sekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. "Die im Sozialpartnerpaket ‚Arbeit - Zukunft 2010’ vorgeschlagene neue Lehrlingsförderung nach Qualitätskriterien soll ab 2008 umgesetzt werden". Zentral für den ÖGB ist das Bekenntnis zur dualen Ausbildung. "Da wir aber davon ausgehen, dass auch in den kommenden Jahren mehr Jugendliche eine Lehrstelle suchen werden, als die Betriebe anbieten, brauchen wir die überbetrieblichen Ausbildungszentren, damit die Ausbildungsgarantie bis zum 18. Lebensjahr verwirklicht werden kann", betont Leutner. Der Weg von der Lehre zur Hochschule müsse erleichtert werden. "Bis Jahresende sollen klare Konzepte für die Berufsmatura vorliegen, damit ab dem Ausbildungsjahr 2008/09 damit gestartet werden kann", sagt Leutner.

Eine ständige Aus- und Weiterbildung sei auch entscheidend für Bäuerinnen und Bauern, damit ihre Betriebe dem steigenden Wettbewerbsdruck des freien Marktes auf ihre Höfe standhalten können. "Das Ländliche Fortbildungsinstitut bietet maßgeschneiderte Angebote. Dass sowohl das Bildungsangebot, als auch die Teilnehmerzahlen von 2004 bis 2007 um mehr als 50 Prozent gestiegen sind, zeigt uns, dass wir richtig liegen", sagt August Astl, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich. "Für die Entwicklung des ländlichen Raumes, aber auch für die soziale und wirtschaftliche Sicherheit der Bäuerinnen und Bauern sind eine umfassende Bildung und Qualifikation entscheidend." Die Bad Ischler Diskussion mit BildungsexpertInnen zeige, dass der Weg der Sozialpartner richtig sei.

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