• 13.07.2007, 17:55:27
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DER STANDARD-Kommentar "Alte Weisheiten" von Andreas Schnauder

- Ausgabe 14./15.7.2007 -

Wien (OTS) - Rankings sollten zwar grundsätzlich mit Vorsicht
konsumiert werden, doch eine Rangliste ist von unzweifelhafter
Brisanz: Bei der Beschäftigung Älterer liegt Österreich in einem
Vergleich der westeuropäischen Industriestaaten an letzter Stelle.
Nicht einmal jeder dritte Bürger kann, will oder darf im Alter von 55
bis 65 noch arbeiten. Zum Vergleich: In Skandinavien liegt die
Beschäftigungsquote dieser Jahrgänge bei knapp 70, in der EU immerhin
über 40 Prozent.

Das hat viele Gründe: Der Staat und seine Betriebe haben in der
Vergangenheit ganze Armeen freigesetzt, um Kosten zu sparen. Falsche
Anreize wie automatische, leistungsunabhängige Gehaltssprünge haben
auch in der Privatwirtschaft gerade jenen geschadet, denen das
Senioritätsprinzip angeblich nützen sollte: den älteren Semestern.
Den Betroffenen selbst fehlt die Motivation, länger zu schuften, wird
der Einkommensverlust in der Pension doch durch viel Freizeit mehr
als kompensiert.

Die Problematik dieses Systems wird massiv unterschätzt. Einerseits
steigen die Kosten des strapazierten Pensionssystems, wenngleich
dieser Trend durch die erfolgten Reformen gebremst wurde. Doch bisher
haben relativ geburtenschwache Jahrgänge die Altersgrenze von 50
übersprungen, künftig ändert sich das. Gleichzeitig wird der
Arbeitsmarkt wegen der Alterung immer stärker ausgedünnt, die
Beschäftigung wird sinken, gleichzeitig steigt die Zahl der
Pensionsbezieher. Das wird in Österreich wegen der niedrigen
Arbeitsmarkt-Einbindung Älterer stärker auf das Wachstum und somit
auf den Wohlstand drücken als anderswo. Die einzige logische Folge,
wie sie auch von der OECD empfohlen wurde: das Pensionsalter mit
steigender Lebenserwartung erhöhen und Hintertüren in die Frühpension
schließen. Alte Weisheiten, die gehört werden sollten.

Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70/445

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