- 13.07.2007, 12:32:25
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Österreich: Weizen aus Ernte 2007 um 38% höher notiert als 2006
Mühlenbranche: Dramatisch teurerer Rohstoff macht Mehlpreiserhöhung unausweichlich
Wien (AIZ) - Am Mittwoch kam - zwei Wochen früher als im Vorjahr -
nach ersten Rohstoffeinkäufen von Mühlen an der Wiener Börse für
Landwirtschaftliche Produkte eine Erstnotierung für Premium- und
Qualitätsweizen der Ernte 2007 zustande. Die Weizenpreise in
Österreich liegen damit heuer um bis zu 38% über jenen zur Ernte 2006
und im globalen Trend, wo enge Versorgungsbilanzen und schlechtes
Erntewetter die Börsen weiterhin beflügeln. Aus heimischen
Mühlenkreisen heißt es nun auf Anfrage des AIZ, "die gravierende
Preissteigerung beim Weizen macht umgehend eine deutliche Erhöhung
des Mehlpreises notwendig". Bei einer Mehlausbeute von rund 80% aus
dem vermahlenen Weizen macht die Rohstofftangente in der
Mehlpreiskalkulation der Mühlen rund 75% aus. Damit könne der heuer
dramatisch gestiegene Weizenpreis nicht ohne die Folge eines
ebenfalls spürbar steigenden Mehlpreises verkraftet werden, sagen
Müller.
Das erstmalig für die Ernte 2007 notierte Preisband für den im
größten Umfang von den Mühlen in ihren Mehlmischungen vermahlenen
Qualitätsweizen (mindestens 14% Protein, Fallzahl 250 sec.) bewegt
sich zwischen Netto-Abgabepreisen des Großhandels ab Verladestation
von EUR 175,- bis 180,- pro t und damit um 38% über der Erstnotierung
vom 26.07.2006 von EUR 128,- bis 130,-. Die Erstnotierung für
Premiumweizen (mindestens 15% Protein und 280 sec. Fallzahl)
erreichte heuer EUR 180,- bis 185,- pro t und damit um 33% mehr als
ebenfalls am 26.07.2006 mit EUR 135,- bis 140,-. Landwirten würden ex
Ernte direkt von Verarbeitern zurzeit für Qualitätsweizen (14%
Protein) Preise zwischen EUR 165,- und 168,- exklusive Mehrwertsteuer
geboten, heißt es aus Branchenkreisen. Allerdings soll sich die
Abgabebereitschaft aus der neuen Ernte generell für alles Getreide
noch in Grenzen halten.
Getreidepreise halten sich global fest
Auch an der europäischen Leitbörse MATIF in Paris halten sich die
Weizenfutures sehr fest. Der für die Ernte 2007 maßgebliche
November-Future an der MATIF schloss gestern mit EUR 184,- leicht im
Plus. Da die Pariser Weizenkontrakte weit geringere
Qualitätskriterien als die heimische Qualitäts- und
Premiumweizenklassifizierung verlangen, scheint laut Beobachtern der
Weizen an der Wiener Produktenbörse im internationalen Vergleich noch
moderat bewertet.
Nach der Beruhigung in der Vorwoche zogen in dieser Woche die
Weizenpreise auch auf dem Weltmarkt erneut an. Soft red winter
verteuerte sich nach Angaben der EU-Kommission im
Verwaltungsausschuss Getreide an den US-Börsen im Wochenabstand um
gut USD 27,- (EUR 19,59) pro t auf USD 235,78 (EUR 171,05) pro t fob
Golf. Hard red winter legte nur um USD 5,- (EUR 3,63) pro t gegenüber
der Vorwoche zu. Allerdings "grundelt" auch der Kurs des US-Dollars
in diesen Tagen mit einem Wert von EUR 0,73 auf seinem historischen
Tief. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt wieder etwas
mehr hin zu den Anbietern von "Dollar-Weizen" verschoben. Aber auch
die Frachtraten notieren derzeit auf Rekordhöhe.
In Westeuropa nehmen wegen Regens Qualitätsbedenken zu - Überblick
Ende Juli
Im nördlichen und westlichen Teil der EU kommt zunehmend Sorge
auf, ob das bisher zu nasse Wetter die Qualität des Weizens
beeinträchtigen könnte. Händler aus Deutschland gingen auf Nummer
sicher und führten diese Woche schon 30.000 t Weizen hoher Qualität
vom Weltmarkt ein. Auch im Vereinigten Königreich deckten sich
Importeure mit 20.000 t Qualitätsweizen aus Drittländern ein. Für die
Einfuhr von Mais wurden zwischen dem 03.07. und dem 10.07. Lizenzen
für 160.000 t nachgefragt, jeweils zur Hälfte in Spanien und den
Niederlanden.
Europaweit sei der Ausgang der Ernte gegen Ende Juli absehbar,
sagen Experten. Dann werde man einen präziseren Überblick über
Mengen, Qualitäten und die weitere Preisbildung haben. Allerdings sei
man aber froh, mit der frühen Erstnotierung eine tendenzielle
Orientierung für die gesamte Lebensmittelkette zu haben. Obwohl
Österreichs Weizenernte 2007 mit Sicherheit kleiner ausfallen werde
als 2006, sei keine Knappheit bei der Versorgung zu fürchten,
beruhigen Händler gleichzeitig.
Österreich in internationales Umfeld eingebettet - bisher auch kein
Druck aus Ungarn
In der heimischen Getreidebranche verweist man auch auf das
internationale Umfeld, das für die deutlichen Preissprünge
verantwortlich sei. Die Entwicklung der auch künftig von der Aussicht
auf feste Preise geprägten globalen Marktlage habe sich nach
Frühjahrsfrösten in den USA, Dürre in Mittel- und Osteuropa wie
Ukraine, Rumänien und Russland sowie schlechtem Erntewetter mit Regen
und Qualitätsängsten in Westeuropa "extrem zugespitzt". Da die
globale Getreideernte 2007 nun spürbar kleiner als ursprünglich
erhofft ausfallen werde und der Verbrauch weltweit zunehme, würden
die Angebotsüberhänge und Reserven auf der Welt kontinuierlich
schrumpfen. Preiserhöhungen beim Mehl seien heuer daher weltweit
unausweichlich. Mehl sei daher auch anderswo nicht billiger zu
erhalten. Und obwohl der Geschäftsfluss derzeit noch recht dünn sei,
sei es damit laut Marktbeobachtern nur eine Frage der Zeit, bis
sowohl Abgeber als auch Abnehmer in größerem Stil aktiv werden.
Tatsächlich blieb heuer bisher sogar der sonst stets spürbare
Mengendruck ex Ernte aus Ungarn aus. Dort soll sich die
Abgabebereitschaft der Produzenten angesichts weiterer
Preiserwartungen diesmal sehr in Grenzen halten. Damit konnte sich
neuerntige Futtergerste - und parallel dazu alterntiger Futtermais -
an der Wiener Produktenbörse ein weiteres Mal befestigen und mit
einem Preisband von EUR 150,- bis 154,- pro t noch weiter an das
internationale Preisniveau anschließen. Immerhin zogen die Preise für
den Verkauf von ungarischem Interventionsmais auf den Binnenmarkt
auch diese Woche ein weiteres Mal an: Für 135.850 t akzeptierte die
EU-Kommission Preisgebote zwischen EUR 140,37 und 145,15 pro t.
Augenzeugen berichten sogar, in Ostungarn seien rumänische Einkäufer
in LKWs unterwegs, um mit dem sprichwörtlichen "Schwarzen Koffer voll
mit Bargeld" in der Hand Produzenten zum Verkauf ihres Weizens direkt
vom Ackerrand weg zu verlocken.
Ernte in Österreich: Hoffen auf Schönwetter-Fenster am Wochenende
Indes ist im Inland die Dichte der Ernteergebnisse nicht weiter
gestiegen, da der Drusch in den letzten Tagen auch in Österreich
wegen wiederholter Regenschauer unterbrochen werden musste.
Befürchtungen um die Qualität werden aber noch keine laut. Nun hoffen
die Landwirte, das für das Wochenende und die drauf folgenden Tage
prognostizierte Schönwetterfenster mit tropischer Hitze so weit
nützen zu können, dass dann das Gros der Ernte eingefahren sein wird.
(Schluss) pos
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