Internationaler Milchmarkt: Nachfrage weiterhin größer als Angebot
EU: Anlieferung im 1. Quartal 2007 um 2% höher - Preise tendieren nach oben
Wien (AIZ) - "Die Milchanlieferung in der EU hat im Mai ihren saisonalen Höhepunkt erreicht, seither geht sie tendenziell wieder zurück. Der Anstieg der Preise für Milch und mehrere Milchprodukte setzt sich weiter fort. Es wird mit anhaltend festen bis sehr festen Preistendenzen am Milchmarkt gerechnet", stellt die Zentrale Markt-und Preisberichtstelle (ZMP) in ihrer jüngsten Analyse fest. Sie verweist auf die insgesamt knappe Versorgung auf dem Weltmarkt, weil die zum Teil steigende Produktion mit der Nachfrage nicht Schritt halten kann.
Die Milchanlieferungen in der EU sind in den vergangenen Monaten im normalen saisonalen Rhythmus weiter gestiegen, sie dürften laut ZMP-Erhebungen mittlerweile in den westlichen und südlichen Ländern ihren Frühjahrshöhepunkt erreicht haben. In Polen und den baltischen Ländern wird dieser allerdings erst um die Jahresmitte erreicht sein. Gegenüber dem Vorjahr zeigen sich weiterhin Zuwächse, wobei die Entwicklungen in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich sind.
Für das erste Quartal 2007 insgesamt ergibt sich EU-weit eine Steigerung der Anlieferungen von 32 auf 32,7 Mio. t, das sind durchschnittlich 2,2% mehr. Der Anstieg der EU-Milchmengen wurde in den ersten beiden Monaten dieses Jahres überwiegend zur Erhöhung der Käseproduktion verwendet. Auch die Vollmilchpulver- und Konsummilchproduktion stieg leicht. Dadurch blieb weniger Rohstoff für die Magermilchpulver- und Butterherstellung übrig.
Österreich: Anlieferung in ersten vier Monaten 2007 um 1,5% gestiegen
Auch in Österreich ist die Milchanlieferung an die Molkereien in den ersten vier Monaten dieses Jahres angestiegen: Nach Angaben der Agrarmarkt Austria wurden von Jänner bis April 902.700 t geliefert, das waren um 1,5% mehr als im Vorjahreszeitraum. Dieses Plus führte zu einer Erhöhung der Erzeugung von flüssigen Milchprodukten um 3,4% auf knapp 340.000 t. Die Butterproduktion wurde um knapp 3% auf 11.300 t gesteigert, während die Käseherstellung mit 49.000 t auf hohem Niveau stabil blieb und die Milchpulverproduktion um ein Drittel auf 1.870 t sank.
In den USA setzte sich der Anstieg der Milcherzeugung heuer fort, im ersten Quartal waren es mit 20,9 Mio. t um 1% mehr. Im Kalenderjahr 2006 hatte die Zuwachsrate allerdings 2,8% betragen. In Kanada und Japan wurde dagegen in den ersten Monaten 2007 weniger Milch erzeugt.
Starke Einbußen in Australien
Erhebliche Einbußen zeigen sich mittlerweile in der Erzeugung, seit Dezember 2006 betrugen die Rückgänge mehr als 10%, verglichen mit dem jeweiligen Vorjahreszeitraum. Diese Einschränkungen sind auf die anhaltende Wasserknappheit der australischen Weide- und Futterflächen zurückzuführen. Eine Normalisierung der Situation ist auf kurze Frist unwahrscheinlich. Daher wird sich diese Entwicklung voraussichtlich noch weit bis in das nächste Milchwirtschaftsjahr fortsetzen. Sowohl in Australien (Ende Juni) als auch in Neuseeland (Ende Mai) gehen die Milchwirtschaftsjahre 2006/07 zu Ende. Bis September ist dort die Milchproduktion recht niedrig. In Neuseeland wurde für das zu Ende gehende Wirtschaftsjahr 2006/07 ein erneuter Anstieg der Milcherzeugung in einer Größenordnung von 4 bis 5% mitgeteilt, laut Schätzung von Experten der USA soll er sich nur in einer Größenordnung von 2% bewegen.
Öffentliche Lager geräumt
Damit zeigt sich, dass weltweit offensichtlich die Milcherzeugung nicht mit der Nachfrageentwicklung Schritt hält. Diese ist weiterhin expansiv und wird gerade in den sogenannten Schwellenländern durch eine günstige wirtschaftliche Entwicklung gefördert. Viele dieser Länder haben jedoch kurzfristig nur die Möglichkeit, zusätzlichen Bedarf durch vermehrte Importe, vor allem in Form von Milchpulver, Butteröl und Käse zu decken. Gleichzeitig steigt die Nachfrage auch in den schon hoch entwickelten Märkten wie der EU und den USA weiter. Aus öffentlichen Beständen steht keine Ware mehr zur Verfügung.
Bekanntlich sind 2006 die Exporte Europas deutlich zurückgegangen; die EU war vielen Käufern zu teuer. Nachdem die anderen möglichen Bezugsquellen ausgeschöpft sind, musste man dennoch an den europäischen Markt zurückkehren. Und dort sind inzwischen die Preise noch höher wegen der internen Marktentwicklung, wegen deutlich gesenkter und für viele Produkte auf Null festgesetzter Exporterstattungen und wegen des Wechselkurses.
Milcherzeugerpreise steigen weiter
In den nächsten Monaten ist nach Einschätzung der ZMP-Experten mit einer wesentlich kräftigeren Erholung der Milcherzeugerpreise als im normalen saisonalen Verlauf zu rechnen, nachdem die Preise schon mit Erhöhungen in das Jahr 2007 gestartet sind. Diese Entwicklung wird von der Marktlage gestützt. Mitte Mai dürfte der saisonale Höhepunkt bei der Milchanlieferung erreicht sein, danach geht das Angebot wieder zurück. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die expansiven Tendenzen mittlerweile verringert. Davon unbeeindruckt blieb die Preisentwicklung, bei Milchpulver und Butter sind die Preise weiter gestiegen und Molkenpulver wird weiterhin auf sehr hohem Niveau notiert. Bei den Produktionsentscheidungen hat man auf diese Entwicklung reagiert, so wurde vor allem die Herstellung von Magermilchpulver erhöht. Ebenfalls expansiv entwickelte sich die Käseproduktion, aber nicht mehr so kräftig wie in den ersten Monaten von 2007.
Nachfrage vom Weltmarkt treibt die Preise
Treibende Kraft für den Preisanstieg am Milchpulver- und Buttermarkt ist die Nachfrage vom Weltmarkt, aber auch das Bemühen der EU-Lebensmittelindustrie, sich längerfristig einzudecken. Daher spielte die Intervention überhaupt keine Rolle. Bei Magermilchpulver gibt es überhaupt keine Bestände mehr und die verfügbaren Butterbestände sind ausverkauft. In die private Lagerhaltung von Butter, die für den Saisonausgleich im Herbst und Winter benötigt wird, ist weniger als in den Vorjahren übernommen worden.
"Angesichts dieser Entwicklung ist auch längere Zeit mit festen bis sehr festen Preistendenzen am Milchmarkt zu rechnen. Aus diesem Grunde sind mittlerweile in Deutschland, Österreich und im Vereinigten Königreich höhere Abgabepreise der Molkereien für Konsummilch und Frischprodukte vereinbart worden. Von diesen Kontrakten dürfte Signalwirkung in weitere europäische Länder ausgehen", stellen die Marktexperten der ZMP fest.
(Schluss) kam
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