Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Bitte handeln!" Von MONIKA DAJC

Innsbruck (OTS) - Der erste EU-Auftritt Kanzler Gusenbauers wird
vermutlich nicht reichen, um den Brüsseler Energie- und Klimagipfel
in die Geschichtsbücher eingehen zu lassen. Gefragt sind Beschlüsse.
Die Staats- und Regierungschefs haben eine einmalige Chance, von
ihren Qualitäten und den Möglichkeiten des großen Europa zu
überzeugen.

Es geht um ein Thema, das den Bürgerinnen und Bürgern von Stockholm
bis Palermo am Herzen liegt. Klima und Energie zeigen zudem in aller
Klarheit: ein Land, für wie bedeutsam es sich auch hält, kann alleine
nichts ausrichten.

Nationalstaatliche Eigenbrötelei und das Diktat mächtiger
Unternehmen füllten viele ärgerliche Kapitel. Die energiepolitische
Gemeinsamkeit kam erst im Vorjahr unter dem Eindruck der
Kreml-Störmanöver auf die EU-Tagesordnung. Beim Klima brachte die
Physikerin Merkel die europäische Herrenriege seit Jahresbeginn
gehörig auf Trab. Gegen Treibhausgase kann man weder auf Italienisch
noch auf Schwedisch wirksam ankämpfen. Es geht darum, Taten zu
setzen, auf der Höhe der Zeit und in gemeinsamer Verantwortung. Der
reflexartige Verweis auf mangelnde gesamteuropäische Kompetenzen
mutet als schale Ausrede an. Niemand kann eine Gruppe von Ländern
daran hindern, innovativ und mit Problembewusstsein die Führung zu
übernehmen. Im Klimabereich Vorreiter zu sein, kann sich zudem in
mehrfacher Hinsicht rechnen.

Die hohe Brüsseler Gipfelrunde ringt nicht um besonders
Ehrgeiziges, sondern um ein Minimalprogramm. Sie steht so stark wie
nie zuvor unter kritischer Beobachtung der politischen Basis. Die
Menschen sind bereit, etwas zu tun und sie fordern in einem
wesentlichen Bereich Führungsqualität. Wird dieser Gipfel zum Erfolg,
dann könnte der erzielte Fortschritt zum Turbo für das zuletzt von
vielen reichlich skeptisch beurteilte europäische Einigungswerk
werden.

Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung, Chefredaktion
Tel.: 05 04 03 DW 610

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