"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Polizei überfordert" (Von MARIO ZENHÄUSERN)

Wien (OTS) - Zwei Nordafrikaner haben einen Landsmann mit dem
Messer übel zugerichtet. Kein Einzelfall in Innsbruck. Konflikte in
der berüchtigten Marokkaner-Szene, die sich vor zwei Jahren breit
gemacht hat, werden meist mit dem Messer ausgetragen. Auch
Raubüberfälle gehen aufs Konto der brutalen Gauner. Vom aggressiven
Drogenhandel nicht zu reden. Eine neue, in dieser Form bisher
unbekannte Welle der Gewalt überzieht Innsbruck.

Die Polizei, die sich redlich bemüht, ist mit dem Problem
hoffnungslos überfordert. Sie verfolgt die Übeltäter mit
Überwachungskameras, veranstaltet Razzien und verhaftet die Gauner in
regelmäßigen Abständen. Richtig Wirkung zeigt das Vorgehen der
Uniformierten nicht, denn die Delinquenten sind schneller wieder auf
freiem Fuß, als den Beamten lieb ist. Zurück bleiben vielfach
frustrierte Polizisten.

Die Gründe dafür sind sind schnell aufgezählt: Die Täter sind mit
dem Straf- und Ausländergesetz per Du, agieren geradezu nach Bedarf
mit falschen Identitäten, machen falsche Altersangaben und sie
verschleiern vor allem ihr wahres Herkunftsland. Das alles dient nur
einem Ziel: Sie wollen ihre Abschiebung verhindern. Bisher ist ihnen
das mit großem Erfolg gelungen. Es wäre zwar ein Leichtes, einen
überführten und rechtskräftig verurteilten Verbrecher zurück in sein
Heimatland zu transportieren - aber in welches?

Offiziell existiert das Problem mit den Zuwanderern aus Nordafrika
übrigens nicht. Unser Land sei sicher, heißt es immer wieder. Die
Einzigen, die das wahrscheinlich glauben, sind die Statistiker im
Innenministerium. Die gaukeln uns ja Monat für Monat eine heile Welt
vor: Kriminalitätsrate weiter gesunken, Aufklärungsquote gestiegen.
Mathematisch mag das richtig sein. Aber ganz ehrlich: Was nützt das,
wenn sich gleichzeitig die Menschen nachts nicht mehr auf die Straßen
trauen?

Rückfragehinweis:
Tiroler Tageszeitung,
Chefredaktion
Tel.: 05 04 03 DW 610

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