Wehsely: Seit 10 Jahren hilft der 24-Stunden Frauennotruf
Kostenlose Soforthilfe rund um die Uhr für Gewaltopfer und deren Angehörige
Wien (OTS) - Seit 1. Jänner 1996 gibt es den 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien. Unter der Telefonnummer 01/71 71 9 erhalten Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die von sexueller, körperlicher oder psychischer Gewalt betroffen sind, rund um die Uhr Soforthilfe. "In den ersten 10 Jahren seines Bestehens hat sich der Notruf zu einer unverzichtbaren und europaweit einzigartigen Gewaltschutzeinrichtung entwickelt. Jährlich wählen rund 5.500 Frauen und Mädchen die Notrufnummer. Diese Einrichtung der Stadt Wien dient in ganz Europa als Vorbild", erklärte Frauenstadträtin Sonja Wehsely am Montag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Leiterin des 24-Stunden Frauennotrufs Barbara Michalek. Der Frauennotruf hat sich in den 10 Jahren seines Bestehens auch zu einem Kompetenzzentrum im Bereich Gewaltschutz entwickelt. Eine Reihe von Projekten wurde entwickelt und durchgeführt. Von besonderer Bedeutung sind Workshops und Schulungen zu den Themen Gewalt und Opferschutz für Polizei, Krankenhauspersonal oder Jugendamt.****
In den ersten 10 Jahren führten die ExpertInnen des Frauennotrufs 47.822 Beratungsgespräche, 40.513 dieser Gespräche erfolgten telefonisch, 7.309 Beratungsgespräche wurden persönlich geführt. Der Anteil weiblicher AnruferInnen betrug 91%. "Von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen erhalten bei uns rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr die umfassende und professionelle Beratung und Betreuung, die ihnen zusteht. Pro Jahr führen wir mittlerweile rund 5.500 telefonische und 900 persönliche Beratungsgespräche", erklärte Barbara Michalek.
Der Frauennotruf ist eine Einrichtung der Magistratsabteilung 57 (Frauenabteilung) und beschäftigt ein multiprofessionelles Team. Juristinnen, Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen sind als Beraterinnen beschäftigt. Telefonische und persönliche Beratung, E-Mail- und Chatberatung sowie Begleitung zu einer Anzeige, ins Krankenhaus oder zu Gericht sind zentrale Angebote des Frauennotrufs. Angehörige, FreundInnen oder Bekannte können sich ebenso kostenlos und anonym beraten lassen.
10 Jahre in Zahlen
15% der telefonischen Erstkontakte erfolgten auf Grund einer sexuellen Gewalterfahrung. In 23% der Fälle war häusliche Gewalt oder eine Misshandlung ohne Beziehungsverhältnis zum Täter der Anlass für die Kontaktaufnahme. Stalking wurde in 8% der telefonischen Erstberatungen thematisiert. Der Frauennotruf fungiert aber auch als Clearingstelle für diverse andere Probleme, die nicht unmittelbar mit einer Gewalterfahrung in Zusammenhang stehen. Dies zeigt sich an Hand folgender Zahlen: In den ersten zehn Jahren wurden in 8 % der telefonischen Erstkontakte Informationen über andere Einrichtungen erfragt, in 6% wurden psychische Probleme, in 9% juristische und in 10% soziale Probleme thematisiert.
Nach einer sexuellen Gewalterfahrung suchen Frauen verstärkt auch das persönliche Gespräch: In 40% der persönlichen Erstgespräche war sexuelle Gewalt der Grund für die in Anspruch genommene Beratung. 29% der persönlichen Erstgespräche fanden auf Grund häuslicher Gewalt statt. Stalking wurde in 13%, eine Misshandlung ohne Beziehung zum Täter wurde in 3% der persönlichen Erstgespräche thematisiert.
Aktuelle Entwicklungen
Von Jänner bis Oktober 2006 verzeichnete der 24-Stunden Frauennotruf insgesamt 4.826 telefonische und 929 persönliche Beratungen. Im Vergleichzeitraum des Vorjahres wurden 4.483 telefonische und 684 persönliche Beratungen gezählt. Innerhalb eines Jahres ist also eine Steigerung von 7,7% bei den telefonischen und eine Steigerung von 35,8% bei den persönlichen Beratungsgesprächen zu verzeichnen.
Bei den Kontakten auf Grund von sexueller Gewalt entspricht die Steigerung 11,2%. Die Steigerungsrate im Bereich häuslicher Gewalt beträgt 29%. Am meisten zugenommen hat im Jahresvergleich die Zahl der Erstberatungskontakte (+32%), die auf Grund einer Gewalttat ohne Beziehungsverhältnis zwischen Täter und Opfer erfolgten.
Steigende Zahlen in Sachen Stalking
Im Jahr 2006 wendet sich bereits jede siebente Anruferin wegen Stalking an den Frauennotruf, während es im Jahr 2003 noch jede zehnte Anruferin war. Jedes vierte persönliche Erstgespräch gilt der Stalking-Problematik, im Jahr 2003 war es jedes sechste.
Konkret wurden zwischen 1. Jänner und 31. Oktober 2006 510 telefonische oder persönliche Erstberatungsgespräche auf Grund von Stalking geführt. Stalking war in diesem Zeitraum der Anlass für 15 % aller Erstberatungskontakte. Gegenüber dem Vorjahr (437 Erstberatungskontakte zwischen Jänner und Oktober 2005) ergibt dies eine Steigerung von 17%. Sonja Wehsely: "Es ist uns offensichtlich gelungen, den Opfern bewusst zu machen, dass Stalking ein Gewaltakt und kein Kavaliersdelikt ist. Seit dem Inkrafttreten des Anti-Stalking-Gesetzes im Juli wurden allein in Wien über 320 Stalking-Fälle zur Anzeige gebracht. Der Notruf hilft Stalking-Opfern bei der Anzeige und beim Gang zum Gericht."
Konferenz: "Und du entkommst mir doch..."
Mit den Möglichkeiten und Grenzen des neuen Anti-Stalking-Gesetzes beschäftigt sich heute im Rathaus eine Konferenz unter dem Titel "Und du entkommst mir doch...". Die Konferenz beleuchtet die praktische Handhabung des Gesetzes. Wehsely:
"Mir geht es darum zu prüfen, wie weit das Gesetz in der Lage ist, Frauen ausreichenden Schutz zu geben und zu erkennen, ob und wo Verbesserungen möglich sind." Die vortragenden ExpertInnen kommen aus der Justiz, der Exekutive, dem Opferschutzbereich und der Wissenschaft. Die Ergebnisse dieser Konferenz werden in einem Konferenzband der MA 57 nachzulesen sein.
Ausstellung im Rathaus: Meilensteine im Opferschutz
Aus Anlass der 16 Tage gegen Gewalt zeigt die Wiener Frauenabteilung im Wiener Rathaus eine Ausstellung zum Thema "Meilensteine im Opferschutz". Die Ausstellung bietet einen Überblick über wichtige gesellschaftspolitische Entwicklungen im Bereich Gewaltprävention und über Gewaltschutz- und Opferschutz-Angebote der Stadt. Die Ausstellung wird am 27. November um 18:00 Uhr im Festsaal des Wiener Rathauses eröffnet und von 28. November bis 10. Dezember im Arkadenhof des Rathauses zu besichtigen sein. Im Anschluss wird die Ausstellung durch die Bezirke Wiens wandern. Erste Station ist das Amtshaus in der Muthgasse 62 im 19. Bezirk.
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