Neue "Kärntner Tageszeitung" - KOMMENTAR von Claudia Grabner: Eine kleine Spielernatur?

Klagenfurt (OTS) - Wolfgang Schüssel wird doch nicht etwas von
einem Spieler haben? Von einem, der - ein einziges Mal gewonnen -
einen zweiten Sieg erzwingen will. 1999 hat der ÖVP-Obmann
atemberaubend gepokert, als er dem roten Verhandlungspartner vorwarf,
Vertrauen zu zerstören und das Klima zu vergiften, selbst aber in
aller unseriösen Heimlichkeit seinen Deal mit der damals blauen
Haider-FPÖ ausgepackelt hat.
Der Punkt ging an Schüssel. Zu hundert Prozent. Damals begann auch
seine Selbstüberschätzungs-Ära. Eine Ära, von der er nicht lassen
kann. Er lechzt nach Wiederholung seines genialen Coups.

Heute, Tag 45 nach der Wahl: Ist Schüssel dort angelangt, wo er
1999 in die heimlichen Gespräche mit der FPÖ getreten ist? Die
bitterböse SPÖ-Geschichte hätten wir ja hinter uns: Alfred Gusenbauer
und sein Team wurden zur Genüge als gemein und hinterhältig und
vertrauenmissbrauchend angeklagt. Gut möglich, dass es jetzt ans
Pikante geht, an den Deal mit FPÖ und BZÖ. Der erste Schritt wäre
bereits getan: die Aufforderung an Präsident Heinz Fischer, Schüssel
mit der Regierungsbildung zu betrauen. Dass Schüssel mit einer
schwarz-blau-orangen Dreierkoalition massiv an Glaubwürdigkeit
verlieren würde (weil er dann das auf die Spitze treibt, was er bei
der SPÖ als unzumutbar bejammert), wäre dem Napoleon der
österreichischen Politik vollkommen - pardon - Chuzpe. Er will zurück
an die Macht. Und das verbissen.

Rückfragehinweis:

Neue Kärntner Tageszeitung
   Viktringer Ring 28
   9020 Klagenfurt
   
   Mag. Claudia Grabner
   Tel.: 0463/5866-532
   E-Mail: claudia.grabner@ktz.at

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