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Neue KÄRNTNER TAGESZEITUNG - Kommentar: Es ist sünd`und schad`um uns (von Bertram Karl Steiner)
Ausgabe 07.07.2006
Klagenfurt (OTS) - Der deutsche Dichter und Geschichtsphilosoph
Reinhold Schneider schrieb in seinem letzten Werk "Winter in Wien"
(1958) sinngemäß, Europa könne nur dann zu sich selbst finden, wenn
es Österreich verstehe. Was aber verstand Reinhold Schneider unter
"Österreich"? Er meinte die bunteste, vielstimmigste, kostbarste
Zivilisation, die unser Kontinent hervorgebracht hat, Europas Essenz.
Er dachte an das kolossale spanische Erbe Österreichs, an die
Tatsache, das Französisch und Flämisch lange zu den vielen
offiziellen Sprachen Österreichs zählten (Die Stadt Brüssel, einst
österreichische Residenz, erinnert sich mit Stolz daran).
Übrigens, noch Anfang des 20. Jahrhunderts galten in Österreich an
die 15 (!) offiziell anerkannte Sprachen. Das heißt, der
Öster-reicher war von Haus aus ein Weltbürger. Und heute?
Was ist davon übrig geblieben im Selbstverständnis der Österreicher?
So gut wie nichts. Ein allzu großer Teil der realexistierenden
Österreicher hat unser aller kulturelles Erbe verschlampt oder
vergessen. Und so kehrt sich Reinhold Schneiders Satz ins Gegenteil:
Österreich wird erst dann zu sich selbst finden, wenn es seine
europäische Identität neu entdeckt. Die heimische Missgunst gegen die
EU, ist sie nicht letztlich uneingestandene Wut auf die
österreichische Idee?
Warum führen wir uns oft so auf wie grantige Wichtel? Es ist sünd und
schad um uns ...
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