"Der schwere Weg zum guten Hören"
Chancen und Probleme mit Cochlea-Implantaten aus Sicht von Betroffenen
Wien (OTS) - Seit rund 15 Jahren revolutionieren
Cochlea-Implantate (CI), welche die Funktion von Mittel- bzw. Innenohr ersetzen, die Versorgung von Gehörlosen. Cochlea-Implantate sollten jedoch viel mehr Betroffenen als bisher zur Verfügung stehen, betonten am Montag Experten anlässlich der "9th International Conference on Cochlear Implants and Related Sciences" (14. bis 17. Juni/Hofburg) bei einer Pressekonferenz in Wien.
"Die Cochlea Implantation ist zwar ein etabliertes medizinisches Verfahren, die Möglichkeit, damit sogar mit hochgradiger Schwerhörigkeit wieder zu hören jedoch nahezu unbekannt. Schwerhörig zu sein ist nach wie vor ein Tabuthema!". Der Präsident der European Association of Cochlea Implant Users (EURO-CIU) Dr. Gilles Cognat fordert die Entstigmatisierung des Themas. "Wir müssen die Öffentlichkeit wachrütteln!" Voraussetzung für eine erfolgreiche Implantation sind medizinische, audiologische, logopädische und psychologische Untersuchungen, sowie ausführliche Vorgespräche mit Betroffenen, Eltern und Angehörigen, bei Kindern auch Gespräche mit Frühförderinnen, Logopädinnen und Pädagoginnen. "Hier leisten auch die Selbsthilfegruppen einen wesentlichen Beitrag", betont Dr. Gilles Cognat.
"Die Entscheidung zum CI ist keine Entscheidung zur Technik sondern zum Hören". Für Franz Jank, Präsident Österreichische Cochlea-Implant Gesellschaft ist ein CI "Mittel" zum Ziel. "Das Hören mit einem CI ist nicht bloß eine gelungene Operation, es bedarf eines Trainings und vieler Anstrengungen, damit Hören gelingt." Voraussetzung dafür ist aber eine frühzeitige Versorgung, da die Erfolge, die mit dem CI im späteren Leben erzielt werden können in erster Linie vom Zeitpunkt der Implantation abhängen, da sich die neuronalen Strukturen im Gehirn bei Kleinstkindern, an die Höreindrücke die das CI ermöglicht, optimal anpassen können.
Weltweit wurden bereits rund 110.000 Menschen mit Cochlea-Implantaten versorgt. Der Bedarf ist aber, so die Experten und die Vertreter von Selbsthilfegruppen, viel größer. Mit 1.500 CI-Trägern und somit 183,60 pro Million Einwohnern ist Österreich in Europa Spitze vor Schweden (rund 131 pro Mio. Einwohner) und Deutschland (117). Zum Vergleich: In Großbritannien sind es nur rund 92, in Frankreich nur etwa 74 Versorgte pro Mio. Einwohner.
Univ.-Prof. Dr. Jafar-Sasan Hamzavi (HNO-Universitätsklinik am Wiener AKH): "Wir machen als größtes Zentrum in Österreich pro Jahr rund 50 Implantationen, davon mehr als die Hälfte bei Kindern. Doch auch wenn wir 100 durchführen würden, wäre das wahrscheinlich noch zu wenig."
Krankenkassen sollen Kosten übernehmen
"Wir teilen bereits die Operationen für September und Oktober 2007 ein." In Österreich muss das Implantat von den Krankenhausträgern selbst bezahlt werden. "Dass wir überhaupt so viele Implantationen durchführen können verdanken wir dem Ärztlichen Leiter des AKH Dr. Reinhard Krepler und dem HNO-Klinikvorstand Prof. Dr. Klaus Ehrenberger, die ausreichend Mittel für Implantationen reservieren". Für ihn wäre es wünschenswert, wenn die Krankenkasse die Kosten für die Implantationen übernehmen würde.
Flächendeckendes Neugeborenen-Hörscreening
Handlungsbedarf sieht Jank bei der Früherkennung. Mit einem flächendeckenden Neugeborenen-Hörscreening einschließlich der hierzu nötigen Datenbanken zur Weiterverfolgung aller auffälligen Kinder könnten "die Kinder eine frühzeitigere Therapierung erfahren - die Voraussetzung, um hören und sprechen zu lernen". Hamzavi: "Gehörlos geborene Kinder müssen möglichst früh mit Implantaten versorgt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sich das Hörzentrum im Gehirn nicht ausbildet."
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