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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Österreichs E-Wirtschaft muss das Ausland nicht fürchten" (Von Rainer Strunz)
Ausgabe vom 11.03.2006
Graz (OTS) - In der europäischen Energiewirtschaft sind derzeit
Schlachten im Gange, die früheren kriegerischen Auseinandersetzungen
wenig nachstehen. Und auch in der E-Wirtschaft geht es um Macht,
Einflussbereiche, ja um ganze Länder, die auf den jeweiligen
"Speisekarten" stehen. So will der deutsche Energiegigant E.ON den
spanischen Marktführer Endesa übernehmen oder die italienische Enel
den französischen Gasriesen Suez. Um die Übernahme abwehren zu
können, will Suez mit der Gaz de France fusionieren, die Endesa will
sich mit der Gas Natural gegen den Einmarsch der Deutschen wappnen.
Hintergrund der "Fusionitis": Alle Konzerne wollen zumindest so groß
werden, dass sie nicht mehr von der Konkurrenz "aufgeschnupft" werden
können. Wobei Größe relativ ist. Die "kleine" spanische Endesa ist
siebenmal so groß wie der in Österreich dominierende Verbundkonzern,
in den E.ON-Konzern passt der Verbund fast 23 Mal.
Geld für die Feldzüge ist kein Thema. Dank immer noch monopolartiger
Strukturen im Land verfügt etwa E.ON über eine Kriegskasse, die von
deutschen Stromkunden mehr als gut gefüllt worden ist.
Hierzulande spielen diese grenzüberschreitenden Beutezüge keine
Rolle. Dank des Verstaatlichtengesetzes von 1947 können sich
ausländische Konzerne an österreichischen Energieversorgern wie dem
Verbund, der Energie Steiermark oder der Kelag nur minderheitlich
beteiligen. Das ist ein Bollwerk, das Zeit und Muße für
innerösterreichische Grabenkämpfe lässt, die seit fast vier Jahren
unter dem Namen "österreichische Stromlösung" über die Bühne gehen.
Da beteiligen sich die Niederösterreicher und Wiener um hunderte
Millionen an der oberösterreichischen Energie AG, dann wieder will
der Verbund bei der EAG einsteigen, wenig später winkt die Tiroler
Tiwag mit einigen hundert Millionen Euro.
Wie bei E.ON scheint auch in unserer E-Wirtschaft Geld kein Thema zu
sein. Um die Ränkespiele der Landesfürsten und Energiemanager
zwischen Wien, St. Pölten und anderen Landeshauptstädten ökonomisch
abzusichern, wurden in Summe bereits Milliarden in gegenseitige
Beteiligungen gesteckt, immense Summen, mit denen man sich bis dato
gegenseitig nur blockiert hat. Nach dem Motto: Der Feind kommt dank
Verstaatlichtengesetz nicht aus dem Aus-, sondern aus dem Inland. Und
die Zeche zahlt der Konsument, der dem Treiben dank der
Tatenlosigkeit des Energieministers ohnmächtig gegenüber steht.****
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