- 20.12.2005, 10:19:00
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OeNB - Österreichische Banken verdienen mehr denn je in Osteuropa
Direktor Christl präsentiert den Finanzmarktstabilitätsbericht Nr. 10 der OeNB
Wien (OTS) - "Der Beitrag des Zentral- und Osteuropageschäfts zur
Rentabilität der österreichischen Banken ist 2005 so hoch wie nie
zuvor. Während sich auch das Inlandsgeschäft leicht erholt hat,
profitierten die österreichischen Banken vor allem von einem starken
Kreditwachstum und anhaltend hohen Gewinnmargen in Zentral- und
Osteuropa", stellte Direktor Christl anlässlich der Präsentation des
Finanzmarktstabilitätsberichts der OeNB fest. Auch die weiterhin
günstige Gewinnsituation der Unternehmen in Österreich sowie ein
gestiegenes Nettovermögen der privaten Haushalte trugen zu einer
positiven Entwicklung der Finanzmarktstabilität bei.
Finanzposition von Unternehmen und Haushalten profitiert von
günstigem Umfeld
Im inländischen Unternehmenssektor haben eine anhaltend gute
Gewinnsituation und günstige Finanzierungsbedingungen die
Finanzposition gestärkt. Nahezu 40% der Neufinanzierung von
Unternehmen erfolgte im ersten Halbjahr 2005 über
Kapitalmarktinstrumente. Das Kreditwachstum entwickelte sich hingegen
mit einer Steigerungsrate von 2,1% deutlich schwächer.
Die privaten Haushalte bauten im Verlauf des ersten Halbjahres
2005 ihr Geldvermögen um 11,5 Mrd EUR deutlich stärker als im Vorjahr
aus. Auch bei den privaten Haushalten gewannen
Kapitalmarktinstrumente an Popularität: Mit 4,1 Mrd EUR war die
Veranlagung in Aktien, Investmentfonds und Anleihen bedeutender als
jene in Bargeld und Bankeinlagen (3,4 Mrd EUR). Auch
Versicherungsprodukte wuchsen - getrieben durch die private
Pensionsvorsorge - überdurchschnittlich.
Die Verschuldung der privaten Haushalte nahm im 1. Halbjahr 2005
mit +3,9 Mrd EUR weiter zu, blieb im europäischen Vergleich mit rund
50% des BIP aber noch immer verhältnismäßig gering. In ihrem
Verschuldungsverhalten setzten sich die Haushalte jedoch zunehmend
Marktrisiken aus. Zum einen steigert der anhaltend hohe Anteil von
Fremdwährungskrediten ihre Verwundbarkeit gegenüber
Währungsschwankungen. Zum anderen übernehmen sie vermehrt das Risiko
von Zinsschwankungen, da mehr als drei Viertel aller Haushaltskredite
bereits variabel verzinst sind.
Starke Rentabilitätsverbesserung bei den österreichischen Banken
In den ersten drei Quartalen 2005 konnten die österreichischen
Banken ihre Rentabilität weiter verbessern. Im Inlandsgeschäft schlug
sich die zunehmende Bedeutung von Kapitalmarktinstrumenten bei
Unternehmen und privaten Haushalten im Provisionsergebnis nieder,
während das Zinsgeschäft durch hohen Wettbewerb weiter unter Druck
blieb. Der unkonsolidierte Return on Assets (ROA) wird
voraussichtlich deutlich von 0,45% im Jahr 2004 auf 0,54% im Jahr
2005 ansteigen. Die Aufwand/Ertrag-Relation erreichte in den ersten
drei Quartalen 2005 mit 63,4% einen historischen Bestwert.
Den wichtigsten Beitrag zur Steigerung der Profitabilität lieferte
wiederum das Geschäft in Zentral- und Osteuropa: Mit einem
Betriebsergebnis von 1,2 Mrd EUR trugen die zentral- und
osteuropäischen Tochterbanken den bislang höchsten Ergebnisanteil zu
ihren österreichischen Mütterkonzernen bei: 42% des
Betriebsergebnisses der elf in Zentral- und Osteuropa tätigen
österreichischen Bankkonzerne stammen aus diesem Raum. Die hohe
Rentabilität dieser Bankenmärkte bringt nicht zuletzt aufgrund der
anhaltenden Erschließung neuer Länder naturgemäß zusätzliche Risiken
mit sich. "Die österreichischen Banken dürfen sich daher nicht nur
auf die Rentabilität ihrer zentral- und osteuropäischen Töchter
verlassen, sondern müssen auch ihre Anstrengungen auf dem
Inlandsmarkt weiter intensivieren. Denn trotz einer Verbesserung
bleibt die Ertragslage am Inlandsmarkt deutlich unter dem
europäischen Schnitt", ergänzte Direktor Christl.
Angesichts gestiegener Gewinne, einer konstant hohen
Eigenmittelausstattung und der niedrigen Belastung durch Risikokosten
hat sich die Stabilität des österreichischen Bankensektors insgesamt
weiter erhöht. Stresstests auf Basis freiwillig gemeldeter
Bankendaten lassen erkennen, dass die Risikoposition der
österreichischen Banken gegenüber Hedge Fonds beherrschbar ist. Auch
die Versicherungen sehen sich einer günstigen Geschäftsentwicklung
gegenüber, welche ebenfalls von den zentral- und osteuropäischen
Ländern positiv beeinflusst wird. Pensionskassen und Investmentfonds
konnten ihren Mittelbestand ausweiten und profitierten von einem
guten Börsenumfeld.
Mögliche Risikofaktoren für die zukünftige Stabilitätsentwicklung
sind neben einer plötzlichen Reaktion von Wechselkursen und Zinsen
auf die anhaltenden Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft und einem
weiter steigenden Erdölpreis, nicht zuletzt auch die hohe
Abhängigkeit der Erträge der österreichischen Banken von ihrem
Osteuropageschäft. Zudem hat sich die Exponierung der privaten
Haushalte gegenüber Aktienkursrückgängen, Zinsanstiegen und - in
Hinblick auf Fremdwährungskredite - Aufwertungen des Schweizer
Franken weiter erhöht.
Der halbjährlich erscheinende Finanzmarktstabilitätsbericht der
OeNB enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter
Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben
werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln auch gesonderte Themen
behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der Finanzmärkte
stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies Hedge Fonds,
Mittelstandsfinanzierung und Payment Institutions. Der
Finanzmarktstabilitätsbericht ist auf der Website der OeNB unter
www.oenb.at abrufbar.
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Sekretariat des Direktoriums /
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.Nr.: (++43-1) 404 20 DW 6666
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