- 27.09.2005, 13:38:08
- /
- OTS0198 OTW0198
Vranitzky-Kolloquium: "Wege aus der Jobmisere"
Wien (SK) - "Wir haben viel zu wenig für die Zukunftsbewältigung
getan. Um die Zukunft bewältigen zu können, müssen wir das
Beschäftigungsproblem bewältigen", betonte Heinz Kienzl,
Vizepräsident der Österreichischen Nationalbank am Dienstag bei einem
Vranitzky-Kolloquium zum Thema "Wege aus der Jobmisere? Mängel in
Arbeitsmarkt- und Wachstumspolitik", das von der Arbeitsgemeinschaft
für wissenschaftliche Wirtschaftspolitik (WIWIPOL) veranstaltet
wurde. Am Podium diskutierten Wilhelmine Goldmann (ÖBB
Personenverkehr AG), Stefan Janny (profil), Markus Marterbauer
(Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) und Josef Taus
(Management Trust Holding).****
Kienzl sieht die Arbeitsgesellschaft vor riesigen Problemen: Neben
dem Transport- und Energieproblem, müsse das Problem der Versorgung
der Alten und das Problem der Ärmsten gelöst werden, so Kienzl. "All
das bedeutet Arbeit", unterstrich der Vizepräsident der
Österreichischen Nationalbank.
Man müsse viele Einzelmaßnahmen setzen, um gegen das schwache
Wirtschaftswachstum, die ansteigende Arbeitslosigkeit und die
ungleiche Einkommensverteilung, die die Entwicklung des Euro-Raumes
vor allem in den letzten fünf Jahren prägen, anzukämpfen, so
Marterbauer. Er hält sechs Kernbereiche für zentral: Die Europäische
Union braucht einen kräftigen Konjunkturimpuls zur Überwindung der
konjunkturellen Stagnation. Dafür sei ein umfangreiches Programm der
Investitionen in die Infrastruktur (TEN) am besten geeignet.
Eine Umverteilung zugunsten der unteren Einkommensgruppen sei nicht
nur aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit anzustreben, sondern
bringe auch positive gesamtwirtschaftliche Auswirkungen mit sich, so
Marterbauer weiter. Österreich müsse sich auf eine
Innovationsstrategie konzentrieren. Die Jugendarbeitslosigkeit müsse
bekämpft werden, das Qualifikationsniveau verbessert werden.
Marterbauer sprach sich außerdem für eine stärkere Integration der
Frauen in die Erwerbsarbeit aus und hält die Arbeitszeitverkürzung
für ein geeignetes Instrument zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Taus kritisierte das Mastrichtabkommen als "willkürliche
Festschreibung" und stellte auch der Bürokratisierung der
Bankgeschäfte kein gutes Zeugnis aus: "Basel II ist der helle
Wahnsinn, die Buße wird die Masse der kleinen und mittleren
Unternehmen zahlen; wenn man deren Wachstum einbremst, ist Sense", so
Taus. Ein weiteres Problem sieht Taus bei den Investitionen: "Es wird
zu wenig investiert", so Taus, der in diesem Zusammenhang die
"Verbürokratisierung" der Kreditvergaben kritisierte.
Goldmann hob hervor, dass Nachfrageimpulse von Investitionen
ausgehen. Transeuropäische Netze und Investitionen in den Verkehr
seien wichtig, aber: "Investitionen die nicht oder suboptimal genützt
werden, machen wenig Sinn".
Der Wirtschaftsjournalist Stefan Janny nannte hohe Investitionen in
Wissenschaft, Bildung, Forschung und Entwicklung unabdingbar. Die
volle Ausnützung der Übergangsfristen für den Arbeitsmarkt für neue
EU-Staaten seien nachvollziehbar, sagte Janny, der sich optimistisch
zeigte, dass die demographische Entwicklung in absehbarer Zeit für
eine Entlastung am Arbeitsmarkt sorgen werde. "Beschäftigung ist
selbstverständlich über Wirtschaftswachstum zu schaffen, dafür gibt
es kein magisches Konzept, sondern das ist ein langer und steiniger
Weg". (Schluss) sk
Rückfragehinweis:
Pressedienst der SPÖ
Tel.: 01/53427-275
http://www.spoe.at
OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | NSK






