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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Waltraud Klasnic muss ich auf eine Zitterpartie einstellen" (von Erwin Zankel)

Ausgabe vom 14.03.2005

Graz (OTS) - Man soll nur Gleiches mit Gleichem vergleichen, aber der Ausgang der Gemeinderatswahlen in der Steiermark erinnerte an die Landtagswahlen vor zehn Jahren: 1995 rettete sich die ÖVP mit einem Vorsprung von 2414 Stimmen ins Ziel. Gestern waren es nur 90 Stimmen oder zwei Hundertstel, die der ÖVP Platz eins sicherten.

Knapper geht's nicht mehr. Die Landtagswahlen im Herbst 2005 werden zu einer Zitterpartie. Wieder einmal wird sich in Graz, das einen anderen Wahltermin hat als die übrigen 541 Gemeinden der Steiermark, das Schicksal entscheiden.

Natürlich ist es gewagt, von Kommunalwahlen auf Landtagswahlen zu schließen. Die Bürger orientieren sich an vertrauten Personen, diskutieren die Probleme vor der Haustür. Starke Bürgermeister gewinnen mehr als der Trend und können dem Gegenwind trotzen. Zwei Beispiele: In Kapfenberg, wo die SPÖ wegen Alois Rechberger und durch Jörg Haider auf 55 Prozent abgesackt war, schaffte Manfred Wegscheider mit 78 Prozent fast die 83 Prozent des legendären Franz Fekete. Im ehemals roten Gleisdorf zog hingegen der schwarze Christoph Stark wie eine Rakete davon.

Trotz dieser unterschiedlichen Einzelresultate gab es eine eindeutige Grundströmung: Die SPÖ hat ihren Schwächeanfall überwunden. Sie konnte die zur FPÖ abgewanderten Protestwähler aus der Arbeiterschaft zurückholen. Es fand ein Rollentausch statt - jetzt spürt die FPÖ, was Regieren bedeutet.

Auch wenn die Wählerströme nicht so direkt verliefen, hat die ÖVP diesmal vom Zerfall der FPÖ kaum profitiert. Bei den Landtagswahlen 2000 und den Nationalratswahlen 2002 bedienten sich die Schwarzen aus der blauen Konkursmasse.

Die FPÖ, die etwas glimpflicher davongekommen ist als am letzten Sonntag in Niederösterreich, wird Abschied nehmen müssen vom Regierungsdasein. Auf ein blaues Wunder kann Leopold Schöggl, der sich Landeshauptmannstellvertreter nennen durfte, nicht hoffen. Die Grünen kamen erneut nicht vom Fleck. Der Landesrat dürfte trotz der Hochburg Graz außer Reichweite bleiben. Auffallender war die KPÖ, die nach Graz jetzt in Leoben und Knittelfeld ein Lebenszeichen gab.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen lässt ein dramatisches Duell bei den Landtagswahlen im Oktober erwarten. Waltraud Klasnic versprüht Zweckoptimismus, aber der lange unterschätzte Franz Voves ist ihr auf den Fersen. Landeshauptmann wird, wer in der Landeshauptstadt die Nase vorn hat. Der Kampf um Graz hat begonnen. ****

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